Chart 1 - DAX Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
Um die Geschwindigkeit zu visualisieren, mit der sich die Kurse aktuell nach oben bewegen, haben wir die prozentuale Veränderung des Index in den vergangenen 100 Börsentagen grafisch unterhalb des Wochencharts dargestellt (siehe unten). Wir messen parallel dazu auch kürzere und längere Zeitintervalle von einem bis über eintausend Tagen, allerdings sind 100 Tage sind im aktuellen Fall besonders hilfreich weil sie am treffendsten den Anstieg seit dem jüngsten markanten Zwischentief im Oktober 2014 abbilden.
Mit einer 100-Tage-Performance (entsprechend einer 20-Wochen-Performance) von mehr als 26 Prozent hat der Index ein Niveau erklommen, dass er in den zurückliegenden Jahren nur selten erreicht hatte. Exakt vom Tief aus gemessen beträgt das Plus mittlerweile sogar schon über 33 Prozent. Die Markierungen im Chart zeigen, dass danach entweder ein Einbruch oder aber zumindest eine längere Seitwärtsbewegung drohen. Nicht immer war es so, im Sommer 2009 ging es nach der kurzzeitigen Überhitzung der Kurse einfach in gemäßigtem Tempo weiter.
Doch damals hatte der Deutsche Aktienindex auch eine steile Abwärtskorrektur von über 8000 auf unter 3600 Punkten hinter sich - mit dem entsprechenden Aufholpotenzial. Diese Ausgangslage ist auf keinen Fall mit der heutigen Situation vergleichbar, in welcher der DAX nach einer Rally auf einem Allzeithoch verläuft.
Anleger sollten nun genau aufpassen: Schon ein Einbruch unter die erste - ganz schwache - Unterstützung bei 11.070/11.080 Zähler (siehe Chart oben) kann ein erstes Warnsignal sein, bis 10.930/11.000 ist dann im weiteren Tagesverlauf Platz nach unten. Dort entscheidet sich dann ob genug Nachfrage besteht, um den Index zu stabilisieren oder weiter in Richtung 10.765/10.820 absacken zu lassen. Wahrscheinlich ist die durch Gier getriebene Anlegermasse derzeit noch verstärkt zu voreiligen Käufen bereit, solange keine allzu schlechten News über den Nachrichtenticker laufen.
Stabilisiert sich der Index für die nächste Etappe nach oben, wird es dennoch nicht gleich die 12.000 sein. Zunächst ist einmal Luft bis etwa in den Bereich um 11.250/11.265, wo der Abstand zum Monatsdurchschnittskurs langsam wieder in den roten Bereich kommt. Dies ist eine der wenigen Methoden, die jetzt noch bei der Bestimmung von Kurszielen hilfreich ist. Viele obere Wendepunkte wurden in der Vergangenheit erreicht, sobald der Index sich mehr als 3,6 Prozent von der 21-Tage-Linie entfernte (erkennbar im Chart auf Seite 2) - daraus errechnet sich das wahrscheinliche kurzfristige Maximalziel auf der Oberseite für den Dienstag. Schärfere Übertreibungen der Kurse nach oben sind zwar möglich, aber auch hier gilt: Meistens entstehen diese Überhitzungsphasen eher nach Einbrüchen mit Aufholpotenzial, und nicht bei neuen Allzeithochs.
Chart 2 - DAX-Wochenchart mit 100-Tage-Veränderung in %
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Nach der kleinen Konsolidierung in den vergangenen zwei Wochen hat sich die überkaufte Lage von Ende Januar / Anfang Februar deutlich abgebaut. Dennoch kann nicht grundsätzlich Entwarnung gegeben werden. Es gibt zwar keine Wiederholungsgarantie, doch folgt auf eine Übertreibung in eine Richtung häufig auch ein stärkerer Ausschlag zur Gegenseite - das ist mehr oder weniger ein Gesetz der Marktphysik und lässt sich auch mit gesundem Menschenverstand nachvollziehen. Anleger mit längerem Zeithorizont sollten entsprechend vorsichtig agieren und nicht zwangsläufig jetzt frisches Kapital investieren. Es ist aus dem oben geschilderten Blickwinkel wahrscheinlich, dass wir auf absehbare Zeit noch einmal tiefere Indexstände zu sehen bekommen.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei maximal rund 11.100 bis 11.700 Zählern errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis jenseits der 12.940er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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