Nach einem rasanten Kursanstieg notieren viele Aktien auf einem Allzeithoch. Nun kommen Stimmen auf, die von einer großen Übertreibung sprechen und Vergleiche mit dem Platzen der Internetblase im Jahr 2001 heranziehen. "Ähnlichkeiten mit dem aktuellen Umfeld sind nicht von der Hand zu weisen. Die Inflation ist seitdem auf jeden Fall zurückgegangen, und die Bewertungen der meisten Anlageklassen erscheinen aus historischer Sicht relativ teuer" sagt Olivier de Berranger, Chef-Anlagestratege beim unabhängigen französischen Vermögensverwalter La Financière de l’Échiquier. Dazu kommen noch sehr hohe Bewertungen von Technologie-Aktien wie Uber, Slack oder Tesla.
Aber: "Wenngleich es durchaus verlockend erscheint, Parallelen zwischen den beiden Phasen zu ziehen, so gibt es doch große Unterschiede. Die Akteure des Technologiesektors haben nun ein anderes Profil. Während die heutigen Unternehmen deutliche Gewinne einfahren und stark wachsen, waren die meisten Ende der 1990er-Jahre deutlich defizitär, und ihre Bewertungen beruhten auf erhofften, noch unwirklichen Gewinnen. In dieser Hinsicht lassen sich die aktuellen Bewertungen also nicht als irrational bezeichnen", so der Experte.
Zudem weist de Berranger noch darauf hin, dass die Risikoprämien anders als während der Internetblase nicht verschwunden sind. "Die von Aktien damals gebotene Vergütung, die sich aus den auf den Börsenkurs übertragenen Gewinnen ergab, lag unter der Vergütung einer Staatsanleihe, die grundsätzlich viel weniger riskant ist". Dies ist mittelweile nicht mehr der Fall. Sein Fazit: "Überschwang? Ja, geringfügig! Ist er rational? Insgesamt ja!"