von Klaus Buhl

Liebe Leserinnen und Leser,

auch in den vergangenen Tagen zeigten sich die internationalen Indizes robust gegenüber den durchwachsenen Quartalsergebnissen und den schlechten Nachrichten aus der Ukraine. Offenbar haben sich die Investoren bislang sowohl mit den vorsichtigen Ausblicken der Vorstände als auch mit den politischen Risiken arrangiert und konzentrieren sich wie gehabt auf ihre eigenen Probleme: das unattraktive Zinsniveau und die mangelnde Alternative zu guten Unternehmensbeteiligungen, also Aktien. Daher werden in dieser Woche bisher auch die wichtigen Ereignisse ausgeblendet, die durchaus das Potential haben, die Erholung zu unterbrechen. Z.B. die heutige FED-Sitzung oder der wichtige US-Arbeitsmarkt, der am kommenden Freitag erwartet wird, könnten die Volatilität der Märkte erhöhen und die Indizes daran hindern, die vor uns liegenden Widerstände zu knacken.

Insgesamt hat sich die "charttechnische Wetterlage" gegenüber der Vorwoche nur wenig verändert. Die äußeren Indizes zeigen sich im Sinne der P & F Technik robust - während die von mir besonders verfolgten Risikoindikatoren des inneren Marktes deutlich daran erinnern, sich viel stärker auf die Risiken als auf die Chancen zu konzentrieren.

Auf Seite 2: Wichtiger Transportsektor bleibt positiv

Wichtiger Transportsektor bleibt positiv

Vor allem wenn die bekannten äußeren Indizes und der innere Markt wie aktuell in verschiedene Richtungen zeigen, lohnt es sich einen Blick auf den Transportsektor zu werfen. Entsprechend der Theorie von Charles Dow sollten sich nämlich in positiven Marktphasen die Industrieaktien und die Transportaktien gegenseitig bestätigen. Sowohl der Dow Jones als auch der breite S & P 500 Index kleben in unmittelbarer Nähe ihrer Hochs und sind insofern positiv einzuschätzen. Wie aber steht es um den konjunktursensitiven Transportsektor?

Dieser hat kürzlich bei 7.750 Punkten ein neues Hoch generiert, konnte dieses aber nicht verteidigen. Es könnte also das Risiko einer Topbildung bestehen, obwohl es heute noch zu früh wäre, diese Gefahr zu diskutieren.

Der besonnene und wenig aufgeregte P & F Chart zeigt jedenfalls einen eindeutigen Aufwärtstrend, den Sie gut an der steigenden Unterstützungsgeraden erkennen. Die kurzfristige Perspektive zeigt, dass sich in den vergangenen Wochen die Kauflaune der Bullen reduziert hat. Dies erkennen Sie u.a. an der negativen aktuellen 0-Spalte ganz rechts in der Grafik. Im Augenblick ist auf dem Niveau von etwa 7.600 das Angebot größer als die Nachfrage. Positiv ist aber, dass das Kaufsignal in Form der davor stehenden X-Säule noch aktiv ist. (Man spricht hier von einem Kaufsignal, da diese X-Säule die vorhergehende X-Säule überragt, die Ziffer 4 steht für April). Dieses Kaufsignal hat übrigens ein frisches und übergeordnetes Projektionsziel von 8.600 Punkten ausgelöst. Auch wenn dieses Kursziel mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ohne Schnörkel erreicht wird, sollten wir darin einen wichtigen Fingerzeig für das Bullenlager sehen. Trotz aller Sorgen um den Verlauf des Aufwärtstrends an den Aktienmärkten, die Geldpolitik oder was auch immer: die übergeordnete Perspektive sieht wirklich nicht schlecht aus.

Dies gilt auch im Sinne der Dow-Theorie. Denn während die bekannten US-Indizes noch knapp unterhalb ihrer Hochs verharren, hat der Transportsektor dieses bereits geknackt und konsolidiert seither ein wenig. Bisher also wirklich kein Grund zur Panik.

Auf Seite 3: Der innere Markt weicht von innen auf

Der innere Markt weicht von innen auf

In der vergangenen Woche bin ich hier auf den wichtigsten Risikoindikator des inneren Marktes eingegangen, den etwas behäbigen NYSE Bullish Percent. Dieser deutet auch heute übrigens noch an, dass die großen Anleger eher Kapital abziehen als frisches Geld zu investieren.

Heute zeige ich Ihnen den viel schnelleren 50-Tage-Indikator, der Ihnen die Relation der an der NYSE gehandelten Aktien zeigt, die oberhalb ihrer wichtigen 50-Tage-Linie handeln.

Die rechte 0-Spalte (Ziffer 4 für April) zeigt Ihnen, dass in den vergangenen Tagen tendenziell mehr Aktien ihre wichtige 50-Tage-Linie verloren als zurückerobert haben. Da die 50-Tage-Linie eine sehr wichtige Unterstützung darstellt und viele Fondsmanager niemals entgegen deren Verlauf handeln, sollte man diese Grafik immer gut im Blick behalten. Per heute erkennen Sie, dass immer mehr Aktien diese wichtige Unterstützung verlieren und daher weiter abrutschen könnten. Tendenziell wird der wichtige US-Markt von einer fallenden Zahl von Titeln oben gehalten und weicht von innen her auf. Dies ist natürlich keine gute Perspektive und widerspricht dem positiven Erscheinungsbild der äußeren Charts. Da Märkte dazu neigen, zwischen ihren extremen Bereichen bei 30 % und 70 % zu pendeln , ist also noch Platz nach unten für eine Marktkorrektur. Da meist der innere Markt den äußeren lenkt, empfehle ich Ihnen in den kommenden Tagen, Ihre Stopps gut zu beobachten.

Zur Erinnerung:

Der kurzfristige Risikoindikator des inneren Marktes zeigt Ihnen, wieviel Prozent der Titel an der NYSE oberhalb ihrer 50-Tage-Linie handeln. Damit wird grundsätzlich die Marktbreite verdeutlicht und überprüft, ob viele oder nur wenige hochkapitalisierte Titel eine Bewegung mittragen. Oberhalb von 70 % beginnt die obere extreme Zone, die einen überhitzten Marktzustand feststellt.

Vergleichen Sie das Pendeln der Märkte und Risikozustände doch einfach mal mit dem Bau eines Turmes aus Holzklötzen. Die ersten Etagen Ihres Turms lassen sich wunderbar stapeln. Doch dann wird es immer schwieriger, der Turm beginnt zu schwanken und irgendwann fällt er unweigerlich in sich zusammen. Genauso verhält es sich mit Trends an den Märkten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Trend erhalten bleibt, ist größer als ein Trendwechsel. Doch eines Tages nehmen die frühen Investoren ihre Gewinne mit und der Trend kippt - obwohl man dafür keinen sinnvollen Grund erkennt.

Der hier gezeigte 50-Tage-Indikator ist also nichts weiter als ein Instrument, dass Ihnen aus einer völlig anderen Perspektive zeigt, wo Sie heute mit Ihren Positionen in den Märkten stehen.

Auf Seite 4: Der DAX bleibt unbeirrt positiv

Der DAX bleibt unbeirrt positiv

Im Gegensatz zum inneren Markt, der eher auf die defensive Mannschaft und hohes Risiko deutet, bleibt der DAX bislang unerschrocken. Ähnlich wie in der Vorwoche handeln wir hier auf einem Kaufsignal der P & F Technik, verharren aber unterhalb des wichtigen Widerstands bei 9.600 Punkten. Erst oberhalb davon wäre der Weg frei bis an die "finale Herausforderung" bei 9.700 bzw. 9.750 Punkten.

Positiv ist aber selbstverständlich, dass das Kaufsignal intakt intakt ist und wir außerdem oberhalb der aufsteigenden Unterstützungsgeraden handeln. Die Bullen halten im DAX eindeutig die Trümpfe in der Hand und dürfen vom Projektionsziel bei 10.450 Punkten träumen. Brenzlig würde es erst unterhalb von 9.200 werden. Dort würde ein negatives Verkaufssignal ausgelöst und die Unterstützungsgerade durchschlagen werden.

Doch warten wir lieber besonnen ab, lassen den Markt entscheiden und genießen den morgigen Feiertag.

Ich wünsche Ihnen viel Glück mit Ihren Positionen und erinnere Sie an meinen Gratis-Börsenbrief, für den Sie sich hier anmelden können: https://libra-invest.de

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Buhl


Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH und bekennender Anhänger von Point and Figure Charts, hat in den vergangenen 20 Jahren das Investmentgeschäft von der "Pike auf erlernt". Vor allem, dass man ohne einen systematischen Handelsansatz im Haifischbecken der Börse zu den Verlierern gehört. Auf der Seite www.libra-invest.de können Sie sich für den informativen Gratis-Börsenbrief eintragen.