Die USA haben nach Marktkapitalisierung den größten Aktienmarkt der Welt. Doch bei der Anzahl der gelisteten Unternehmen rangiert Indiens Wirtschaftshauptstadt Mumbai an erster Stelle. An der Bombay Stock Exchange (BSE) sind über 5800 Unternehmen gelistet, mehr als an der New York Stock Exchange und der Nasdaq zusammen. An der National Stock Exchange (NSE) sind es rund 1800. Nach dem gesamten Börsenwert aller gelisteten Unternehmen sind die indischen Handelsplätze heute die zehnt- und elftgrößten Börsen weltweit. Auf dem Kurszettel finden sich auch Kuriositäten - etwa die Bosch-Aktie.

Für deutsche Anleger ist der Stuttgarter Automobilzulieferer und Technologiegigant mit einem Jahresumsatz von annähernd 50 Milliarden Euro nicht als Aktie erhältlich. Der 1886 von Robert Bosch gegründete Weltkonzern wird von der Robert Bosch Industrietreuhand KG und der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung kontrolliert.

Indische Anleger haben es hingegen leicht, ihr Geld in Bosch zu stecken. Schon 1922 eröffnete die Firma ein Büro in Kalkutta, der 1951 die Gründung einer eigenständigen Tochtergesellschaft in Indien folgte. Heute ist diese Unternehmung als Bosch India oder Bosch Limited bekannt, wobei die Bosch-Gruppe daneben verwirrenderweise mehrere weitere Indien-Töchter mit "Bosch" im Namen hat, zum Beispiel Bosch Rexroth. Insgesamt spielt der Subkontinent für die Bosch-Gruppe, die über die Robert Bosch GmbH 71,2 Prozent an Bosch Ltd. hält, eine erhebliche Rolle. Jeder zwölfte Mitarbeiter der Gesamtbelegschaft von etwa 360 000 Beschäftigten geht dort auf Schicht. Der Jahresumsatz von Bosch Ltd. lag im indischen Geschäftsjahr 2014/15 (per 31. März) bei umgerechnet 1,3 Milliarden Euro, 9,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Nachsteuergewinn, den Firmenchef Steffen Berns meldete, betrug rund 140 Millionen Euro. An den Börsen in Mumbai zählt Bosch Ltd. zu den führenden Aktien. Gemessen an der Marktkapitalisierung, umgerechnet 7,5 Milliarden Euro, belegt das Unternehmen aktuell Rang 32. Mit einem Handelskurs von zurzeit um 17 500 Rupien (238 Euro) ist die Bosch-Aktie die hochpreisigste unter den Top-100-Werten Indiens. Allerdings hat sie im vergangenen Jahr im Zuge der Marktkorrektur gut ein Drittel an Wert verloren, und das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis, mehr als 50, signalisiert noch keine Ausverkaufspreise.

Die Bosch-Börsennotiz in Bombay ist kein Einzelfall. Zahlreiche westliche Konzerne haben ihre indischen Töchter separat an die Börse gebracht, allein unter den 100 größten Unternehmen finden sich neun (siehe Tabelle). Die Konsumgüterbranche ist stark vertreten. Hindustan Unilever, mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet 23 Milliarden Euro die zehntgrößte Aktiengesellschaft Indiens, ist sogar eine Komponente im Leitindex Sensex. Daneben sind Nestlé aus der Schweiz, Colgate-Palmolive und Procter & Gamble aus den USA sowie Großbritanniens GlaxoSmithKline präsent. Rang 49 belegt die Siemens-Tochter, die immerhin auf einen Börsenwert von annähernd fünf Milliarden Euro kommt.

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Investieren nur mit Umweg



Regierungschef Narendra Modi versucht die wirtschaftliche Liberalisierung und Erneuerung des Subkontinents. 2016 wächst Indiens Wirtschaftsleistung voraussichtlich um fast acht Prozent, mehr als jedes andere Land der G20-Gruppe. Auch Bosch India und Siemens Ltd. profitieren davon, wären also möglicherweise ein lukratives Investment, erst recht nach den Kurskorrekturen der vergangenen Monate. Doch die meisten indischen Ableger von Westfirmen können deutsche Anleger nicht handeln. Wer Bosch dennoch partout im Depot haben will, kann den Umweg über Fonds gehen. Beim Aktienfonds Aberdeen Global Indian Equity stellt Bosch zurzeit eine der zehn größten Positionen. Auch Hindustan Unilever ist enthalten.



Die Anteilscheine einiger indischer Großunternehmen - etwa die der Privatbanken Axis und HDFC oder des IT-Giganten Infosys - sind dagegen in Deutschland als ADR (American Depository Receipt) oder GDR (Global Depository Receipt) recht gut handelbar und damit eine Alternative für risikobereite Anleger, die von einem Aufschwung des Subkontinents profitieren wollen.



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