Die niederländische Fußballnationalmannschaft, immerhin der amtierende WM-Dritte, scheint die Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 zu versemmeln. Aus dem vom deutschen Bundestrainer Jogi Löw und seinen Mannen im Falle eines Spiels gegen den Erzrivalen fest eingeplanten Sieg würde somit nichts werden. Aber nicht nur auf dem Platz fehlt es derzeit am nötigen Schwung. Auch konjunkturell mangelt es an Dynamik. Im zweiten Quartal wuchs die Wirtschaft gegenüber dem Vorquartal nur leicht um 0,1 Prozent. Im EU-Vergleich bedeutet das einen der hinteren Plätze.
Immerhin: Die Arbeitslosigkeit ist im europäischen Vergleich relativ niedrig, und anders als noch 2012 und 2013 soll das Bruttoinlandsprodukt 2015 und 2016 zumindest leicht zulegen. Stärke demonstriert das Land außerdem, wie traditionell üblich, im Außenhandel. Dazu tragen laut Deka-Volkswirt Christian Melzer der hohe volkswirtschaftliche Offenheitsgrad, eine gute Positionierung in der globalen Wertschöpfungskette sowie eine hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit bei.
Trotz dieser Pluspunkte und weltbekannter Unternehmen wie Royal Dutch Shell, Heineken oder Unilever konnte der Aktienleitindex AEX in der jüngeren Vergangenheit nur selten mit dem DAX mithalten. Daran dürfte sich bis auf Weiteres auch nichts Gravierendes ändern. Zumindest liefert die Bewertung keine zwingenden Gründe für einen Wechsel auf die Überholspur. Laut Morgan Stanley bewegt sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den MSCI-Landesindex bei 14,7 für 2015, und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) beträgt fast zwei. Im europäischen Vergleich ist das überdurchschnittlich hoch. Etwas relativiert wird das allerdings durch eine hohe Eigenkapitalrendite von im Schnitt 12,2 Prozent und erwartete Gewinnwachstumsraten von 17, neun und zehn Prozent für die Jahre 2015 bis 2017.
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Klein, aber fein
Lohnend kann ein Engagement an der niederländischen Börse aber dennoch sein. Besser als für den DAX und selbst etwas besser als für den SDAX ist es seit Mitte 2013 für den Amsterdam Small Cap Index (ASCX) gelaufen. Die Musik spielt also auch an der Nachbarbörse im Nebenwertebereich. Sehr viel Expertise hat in diesem Segment der auf Small Caps spezialisierte Broker SNS Securities. Das zur SNS Real Gruppe gehörende Institut beweist seine Marktkenntnis mit halbjährlich aktualisierten Aktienfavoriten. Seit 2003 haben diese Standard- und Nebenwerte-empfehlungen sowohl den AEX als auch den ASCX sowie den Amsterdam Mid Cap Index (AMX) in Sachen Wertentwicklung deutlich geschlagen.
Sieben auf einen Streich
Auch im ersten Halbjahr 2015 fiel die Performance der Favoriten wieder überdurchschnittlich gut aus, und mit einer jüngst aktualisierten Liste soll die Erfolgsserie auch im weiteren Jahresverlauf fortgeschrieben werden. Konkret ausgefiltert wurden dabei sieben Standard- und Nebenwerte. Geschafft hat den Cut der Fahrradhersteller Accell, zu dem unter anderem Räder der Marke Winora gehören. Die Gesellschaft profitiert laut SNS vom steigenden Markenbewusstsein der Kunden und lockt unter anderem mit einer geschätzten Dividendenrendite von 3,9 Prozent.
Ebenfalls aus dem Konsumbereich stammt mit Ahold der zweite Mitfavorit. Dank unternommener Restrukturierungsanstrengungen dürfte die Supermarktkette die Trendwende zum Besseren geschafft haben. Fantasie birgt außerdem die geplante Fusion mit Delhaize, durch die Synergien von rund 500 Millionen Euro winken. Auch bei dem für 2016 mit einem geschätzten einstelligen KGV ausgestatteten Baukonzern BAM dürfte es nach einem Absacker in diesem Jahr mit dem Nettogewinn wieder aufwärtsgehen. Zudem dürfte der Spezialist für Public-Private Partnership-Projekte ebenfalls von einem Restrukturierungsprogramm profitieren, das unter anderem Kosteneinsparungen von 100 Millionen Euro bringen soll.
Der Finanzkonzern ING ist bei einem weitreichenden Konzernumbau bereits relativ weit fortgeschritten. Die Bewertung bewegt sich hier nur im Branchendurchschnitt, obwohl die erwirtschaftete Eigenkapitalrendite sehr viel höher ausfällt. Auch setzt SNS für die Geschäftsjahre 2015 und 2016 auf Dividendenzahlungen von 94 und 96 Cent je Aktie.
Nach den Anteilsverkäufen an E-Plus und BASE ist der Telekomkonzern KPN inzwischen nur noch auf dem Heimatmarkt tätig. Trotz bestehender Vorteile im Branchenvergleich bei Punkten wie Netzwerkqualität und Pensionsrisiken wird der Titel auf Basis des Unternehmenswerts zum Gewinn - vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen - mit einem Abschlag bewertet. Aus Sicht der Analysten wäre wegen der genannten Pluspunkte aber ein Aufschlag gerechtfertigt.
Beim Nahrungsmitteldienstleister und Einzelhändler Sligro Food lassen gleich mehrere intern ergriffene Initiativen in diesem und den beiden kommenden Jahren auf steigende Nettogewinne hoffen. 80 Jahre nach der Gründung hegt das Management außerdem konkrete Expansionspläne für das Nachbarland Belgien.
Der auch im Leasing- und Vermietgeschäft tätige Autohändler Stern dürfte wie schon im ersten Halbjahr von steigenden Zulassungszahlen profitieren. Außerdem ist eine Abspaltung des Leasingbereichs denkbar, was dabei helfen könnte, die niedrige Bewertung offenzulegen. Den Wert aller Einzelteile des nur in Amsterdam gehandelten Titels beziffert SNS auf 24,75 Euro je Aktie.