So wurde getestet:

Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) hat im Auftrag von €uro am Sonntag 42 Angebote für Standard-Kreditkarten in drei Kategorien untersucht: Konditionen, Angebot und Service. Die ersten beiden flossen zu je 35 Prozent in das Gesamtergebnis ein, der Service zu 30 Prozent. Insgesamt 190 Einzelkriterien und 1.000 Kundenkontakte wurden in der Untersuchung, die zwischen Januar und März 2022 durchgeführt wurde, bewertet. Hier die Kategorien im Detail.

Konditionen: Hier ging es um die Gebühren und Fristen der Kreditkarten, also etwa die Jahresgebühr im ersten und ab dem zweiten Jahr, Kosten für Bargeldabhebungen und Bezahlvorgänge, Voraussetzungen für den Erhalt einer Karte, Haftungsgrenzen bei Missbrauch oder Kündigungsfristen.

Angebot: Kriterien hier waren u. a. der maximale Verfügungsrahmen, mögliche Abrechnungsarten sowie Möglichkeiten zur Abfrage von Umsätzen, kontaktlosem Bezahlen oder einer Partnerkarte. Dazu Bonusleistungen (Rabatt, Bonus-Punktsysteme) und enthaltene Versicherungsleistungen.

Service: Wartezeit in der Hotline, Reaktionsgeschwindigkeit auf E-Mail-Anfragen. Kompetenz, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter. Ebenso wurden Informations- und Serviceangebote auf der Website und Aktivitäten in sozialen Netzwerken untersucht.

In jeder Kategorie waren maximal 100 Punkte erreichbar.

Wenn es um Kreditkarten geht, dann geht es nicht nur ums Bezahlen, sondern immer auch um Zahlen. Beispielsweise beträgt die Anzahl der hierzulande ausgegebenen Karten rund 33 Millionen. Rechnungen für knapp 95,7 Milliarden Euro wurden damit im Jahr 2020 bezahlt. Eine Kundenumfrage in Deutschland ergab, dass sieben Prozent der Kartenbesitzer das Stück Plastik täglich nutzen, 27 Prozent mehrmals in der Woche, 23 Prozent einmal wöchentlich und 14 Prozent monatlich. Der Rest tut es noch seltener. Vorn liegt beim Bezahlen noch immer die Girokarte. Doch gerade wenn es um Online-Shopping geht, zücken zwei Drittel die Kreditkarte. Und 87 Prozent der Befragten sind mit ihrer Karte zufrieden oder sehr zufrieden.

Lohnt sich angesichts dieser Zufriedenheitswerte ein Test von Kreditkarten überhaupt? Durchaus. Subjektiv zufrieden kann man schließlich auch mit einem Produkt sein, das objektiv im Vergleich eher schlecht abschneidet. Und die Enttäuschung kommt dann, wenn man vielleicht einmal den Kundenservice braucht. Oder feststellt, dass es bessere Leistungen woanders für weniger Geld gibt. Ein Vergleich lohnt sich also. Die Kundenbefragung war übrigens ein Nebenprodukt des großen Kreditkarten-Tests, den das Deutsche Kundeninstitut DKI in diesem Jahr zum fünften Mal im Auftrag von €uro am Sonntag durchgeführt hat. In dieser Ausgabe finden Sie die Ergebnisse für Standardkarten. Nächste Woche kommen dann die für Premium-Karten.

Getestet wurden 42 Karten diverser Anbieter in den drei Kriterien Konditionen, Angebot und Kundenservice (siehe oben "So wurde bewertet"). So viel vorweg: Die Ergebnisse können sich durchweg sehen lassen, es gab nur wenige negative Ausreißer.

Im Dschungel der Konditionen


19 Karten bekommt man, ohne ein Girokonto bei der jeweiligen Bank zu besitzen, bei einigen ist dies zwar obligatorisch, das Konto dann aber kostenlos. Andere wie Consorsbank oder Comdirect verlangen einen monatlichen Mindesteingang von 700 Euro aufs Konto, ansonsten fallen 46,80 respektive 58,80 Euro pro Jahr als Kontoführungsgebühr an. Und dann gibt es jene, die von Haus aus Gebühren für das Konto erheben, und zwar bis zu 106,80 Euro wie die Sparkasse Nürnberg.

Für die Karten selbst verlangen 16 Anbieter keine Jahresgebühr. Bei vier weiteren ist das erste Jahr kostenlos. Ab dem zweiten Jahr fallen dann Gebühren zwischen 18 (Visa DirectCard der BBBank) und 79,90 Euro an (TUI Card Classic). Die Ethik Bank wiederum erlässt die Jahresgebühr bei einem Umsatz ab 4.000 Euro, die Sparda-Bank Hessen ab 5.000, American Express ab 9.000 und die Sparda-Bank West ab 10.000 Euro. Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch bei allen Anbietern, die Gebühren verlangen: Wird die Karte gekündigt, gibt es die Gebühr anteilig zurück.

Ähnlich kompliziert ist die Lage bei Bargeldabhebungen. Keine Gebühren für Abhebungen innerhalb Deutschlands und der Eurozone erhebt die Consorsbank. Bei 1822direkt, Eurowings/ Barclays Card und ICS sind Abhebungen in der Eurozone ebenfalls gratis. Santander bietet vier kostenlose Abhebungen im Monat, und dies auch im Ausland. Bei der Norisbank-Mastercard fallen nur in Deutschland Gebühren an - 2,5 Prozent des Betrags, mindestens sechs Euro. Bei acht Kreditkarten gilt bei Abhebungen in der Eurozone ein Festpreis. Bei allen anderen richtet sich die Gebühr nach dem Betrag. Die höchsten Gebühren werden mit den Karten von American Express, Payback, Sixt und Berliner Volksbank fällig.

Von Apps bis zu Versicherung


Apropos American Express: Diese Karte stellen nur drei Anbieter aus, und das auch nur auf Wunsch. Ansonsten gibt es Visa oder Mastercard. Bei einigen Geldhäusern kann der Kunde wählen oder gegen Aufpreis auch beide erhalten. Womit wir beim Kriterium Angebot wären. Außer bei der Sparda-Bank Baden-Württemberg entscheidet die Bonität über den Verfügungsrahmen.

Kostenloses Bezahlen ist mit jeder Karte möglich. 32 können mit Apple Pay genutzt werden, 18 mit Google Pay. Wenn es mal eng wird, sind bei 16 Anbietern Überweisungen aufs Kreditkartenkonto möglich. Daneben gibt es zu 20 Karten Apps, mit denen bezahlt werden kann. 33 Karten wiederum verfügen über eine App, mit der die Umsätze abgefragt werden können. Ein Notfall-Bargeldservice im Ausland wird in 24 Fällen angeboten.

Mindestens eine Versicherung, etwa eine Warenschutz- oder Einkaufsversicherung, ist enthalten bei ADAC, American Express, Barclays Card, Deutsche Bank, Eurowings, Payback, Postbank, Sixt, Sparkasse Nürnberg und TUI. American Express, Sixt American Express, Eurowings Kreditkarte Classic und TUI Card Classic beinhalten weitere Versicherungspakete wie Reiserücktritts- oder Reiseabbruchversicherung.

Wie steht’s mit dem Service?


Den besten Kundenservice bot die ADAC Kreditkarte, gefolgt von Comdirect. In dieser Kategorie schnitten gleich 20 der 42 Getesteten mit den Höchstnoten ab. Bei fünf reichte es nur zu "ausreichend". Von insgesamt 3.459 Testanrufen wurden 79 Prozent entgegengenommen. Am schnellsten ging das nach durchschnittlich 30 Sekunden bei der Ethik Bank, gefolgt von der Postbank mit 40 Sekunden. Achteinhalb Minuten verbrachten die Tester hingegen bei der OLB Bank in der Warteschleife. Die geringste Kompetenz fand sich bei Postbank und Tchibo. Auf ihre E-MailAnfrage erhielten die Tester in 85 Prozent der Fälle eine Rückmeldung. Außer bei Santander - hier reagierte niemand auf die zehn Mails. Und nur sechs Anbieter beantworteten alle zehn Anfragen vollkommen zufriedenstellend.

Getestet hat das DKI auch Teilzahlungsfunktionen, über die 14 Karten verfügen. Hier flossen das Angebot und die Konditionen in die Bewertung mit ein. Bei fast allen anderen Karten kann die Funktion flexibel hinzugefügt und wieder gekündigt werden. Nur Besitzer der BestCard Basic von Santander können sie nicht kündigen und zahlen fünf Prozent des Kreditkartensaldos, mindestens aber 25 Euro im Monat zurück. Insgesamt liegen die Mindestraten zwischen fünf Prozent oder mindestens zehn Euro bei der Targobank und zehn Prozent oder mindestens 99 Euro bei Tchibo/Commerzbank und TUI/Commerzbank.

Der Gewinner


Unterm Strich als bestes Paket einer Standard-Kreditkarte hat sich im DKITest die Comdirect-Visa-Karte erwiesen, die 94,7 von 100 Punkten erhielt und damit die Note "sehr gut +", ebenso wie die Mastercard Classic der Sparkasse Köln Bonn und die ADAC Kreditarte. Die Visa der Comdirect konnte zwar keine Kategorie für sich entscheiden, überzeugte aber durch ein mehr als sehr gutes Angebot (5. Platz), sehr gute Konditionen (8. Platz) und Kundenservice (2. Platz). Mit 22,80 Euro Jahresgebühr ist sie die drittgünstigste unter den gebührenpflichtigen Karten. Für Bargeldabhebungen fallen pauschal 4,90 Euro an. Es gibt keine Mindestlaufzeit und keine Kündigungsfrist, und im Missbrauchsfall liegt auch vor der Sperranzeige die Haftungsgrenze bei null Euro. Die Karte kann online und beantragt und legitimiert werden.

Der Verlierer


Obwohl Konditionen und Kundenservice die Noten "gut" erhielten, schnitt die Mastercard Standard der Sparda-Bank West am, schlechtesten ab - ihr Angebot wurde mit "ausreichend" beurteilt. Von 100 Punkten konnte sie nur 66 einfahren. Die Karte ist mit 40 Euro Jahresgebühr die viertteuerste im Test und an ein Girokonto der Sparda-Bank West gebunden. Dafür fallen zusätzlich drei Euro im Monat an. Bargeldabhebungen kosten 1,5 Prozent des Betrags, mindestens aber fünf Euro zu züglich 1,5 Prozent Auslandsentgelt bei Abhebungen in Fremdwährung. Auch bei Bezahlvorgängen in Fremdwährung fallen 1,5 Prozent des Betrags an. Wunsch-PIN, Apple Pay und Google Pay oder eine App mit den Umsätzen - alles Fehlanzeige.

In der kommenden Woche lesen Sie Teil 2: Die besten Premium-Kreditkarten.