Wer auf ein modernes Autocockpit blickt, kann weit mehr erfahren als nur die Geschwindigkeit, mit der das Fahrzeug aktuell unterwegs ist. Die Anzeigen spucken alle möglichen Daten aus, die helfen können, souverän ans Ziel zu kommen - vom Durchschnittsverbrauch bis zum Reifendruck.

Ein Blick auf die Zahlen ist auch für Anleger von Mischfonds hilfreich. Denn mit dem Kauf eines Investmentvehikels begeben auch sie sich auf eine Art Reise. Bei der zählt nicht nur Geschwindigkeit, übertragen eine möglichst hohe Rendite, sondern auch die Wahl einer sicheren, nicht allzu holprigen Route.

Welche Mischfonds diese Kriterien - attraktive Erträge und nervenschonende "Fahrweise" - langfristig am besten erfüllen, hat €uro am Sonntag untersucht. Grundlage war die Datenbank der Redaktion, in der mehr als 620 Mischfonds in drei Risikokategorien (überwiegend Aktien, Aktien und Anleihen, überwiegend Anleihen) enthalten sind. Zunächst richtete sich der Blick auf die "Tachonadel": Welche Produkte haben in den vergangenen zehn Jahren die höchsten Renditen in ihrer Vergleichsgruppe erzielt?

Der lange Zeitraum wurde bewusst gewählt. So sollen nur Fonds zum Zuge kommen, deren Anlagestrategie sich über viele Jahre bewährt hat. Und die gezeigt haben, dass sie auch bei Börseneinbrüchen stabil "auf der Straße liegen". Wenigstens drei kräftige Rücksetzer sollten sie gut abgefedert haben. In den zurückliegenden zehn Jahren ging es mit den Börsenkursen hauptsächlich nach oben. Doch drei markante Einbrüche gab es: im Jahr 2011, 2015/16 und zuletzt im vergangenen Jahr.

Der deutsche Aktienindex DAX verlor in diesen Phasen 33 Prozent, knapp 30 Prozent und 23 Prozent. Nun ist der DAX mit seinen 30 Unternehmen ein sehr konzentrierter und zyklischer Index. Das heißt, er reagiert besonders sensibel auf schlechte Nachrichten. Wer viel breiter aufgestellt und weltweit in Aktien investiert war, kam zwar besser weg, musste in den vergangenen zehn Jahren aber trotzdem noch Rücksetzer um bis zu 23 Prozent verkraften.

Schlaglöcher abfedern


Misch- oder Multi-Asset-Fonds mit ihrer Kombination aus unterschiedlich riskanten und teils gegenläufig korrelierten Anlageklassen sollen derart heftige "Schlaglöcher" abfedern. In unserer Analyse betrachteten wir deshalb im zweiten Schritt den sogenannten Maximum Drawdown der Fonds. Diese Kennzahl gibt den maximalen Verlust eines Portfolios in einem bestimmten Zeitraum an, sprich: die prozentuale Spanne zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Kurs. Neben der Kennzahl Volatilität, die die Schwankungsbreite eines Investments misst, hilft vor allem der Maximum Drawdown, das Risiko eines Fonds einzuschätzen.

Je niedriger Volatilität und Maximalverlust in einem Zeitraum sind, desto nervenschonender das Investment. Für die drei Risikoklassen der Mischfonds haben wir jeweils Obergrenzen festgelegt: Höchstens zwölf Prozent sollte der Maximum Drawdown bei aktienlastigen Mixportfolios über drei Jahre betragen, zehn Prozent bei ausgewogenen und acht Prozent bei anleihelastigen Mischfonds. Auf Sicht von fünf und zehn Jahren wurden die Obergrenzen mit 20, 15 und zehn Prozent definiert.

In der Tabelle unten präsentiert die Redaktion das Ergebnis ihrer Auswertung. Vorgestellt werden die jeweils fünf besten Mischfonds ihrer Kategorie. Auffallend ist das hervorragende Abschneiden von Allianz Global Investors (AGI). Die Fondsgesellschaft ist in allen Kategorien vertreten - in der anleihelastigen sogar mit zwei Portfolios: dem Klassiker Kapital Plus und dem Allianz Flexi Rentenfonds. Auch in der aktienbetonten Sparte stellt AGI mit knappem Vorsprung den Performancesieger über zehn Jahre. Der Allianz Strategie Wachstum investiert zu 65 bis 85 Prozent in globale Aktien. Daneben legt er das Vermögen am Markt für Euroanleihen an. Die Spitzenwertentwicklung geht allerdings einher mit dem größten Maximalverlust der Top-Fonds über zehn Jahre.

Anlegerliebling Flossbach


Knapp auf den Fersen ist dem Allianz- Fonds der FvS Multiple Opportunities. Das Portfolio der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch hat sich in den zwölf Jahren seines Bestehens zum absoluten Anlegerliebling entwickelt. Und das vollkommen zu Recht. Denn Fondsmanager Bert Flossbach erzielt mit seiner flexiblen Anlagestrategie langfristig nicht nur überdurchschnittliche Erträge. Er geht dafür auch erstaunlich wenig Risiko ein, wie die Zahlen zur Volatilität und zum maximalen Verlust belegen. Anleger in seinem Fonds schnitten auf Sicht von zehn Jahren besser als der DAX ab, mussten aber nur etwa ein Drittel der Rückschläge einstecken.

Wie souverän Flossbach und seine Kollegen das Metier Mischfonds beherrschen, zeigt auch die Tatsache, dass es mit dem FvS Multi Asset Growth und dem FvS Multi Asset Defensive noch zwei weitere Portfolios der Kölner in unsere Siegertabelle geschafft haben.

Was Flossbach mit einer flexiblen Strategie und vielen Anlageklassen - neben Aktien und Anleihen auch Edelmetalle und Derivate - bewerkstelligt, schaffen andere mit traditionelleren Mitteln. Gemeint sind klassische Mischfonds wie der UniRak oder der Kapital Plus. Sie orientieren sich bei der Anlage an fixen Aktien- und Anleihequoten. Der 1979 aufgelegte UniRak etwa setzt zu zwei Drittel auf Aktien und zu einem Drittel auf festverzinsliche Papiere. Im Kapital Plus stecken zu 70 Prozent Anleihen und zu 30 Prozent Anteilscheine europäischer Unternehmen.

Das mag nach einem engen Korsett aussehen. Doch langfristig betrachtet hat sich eine feste Quote bei den Anlageklassen bewährt. Denn sie diszipliniert den Fondsmanager und bewahrt ihn vor gewagten Wetten bei der Vermögensaufteilung. Kommt dann noch Geschick dazu, werden solche Fonds zu echten Dauerbrennern.

Klassische Mischfonds, zu denen auch der Kepler Vorsorge Mix zählt, haben also nach wie vor ihre Berechtigung. Daneben bieten auch modernere Konzepte wie der FvS Multiple Opportunities oder der recht konzentriert anlegende Acatis Gané Value Event einen erkennbaren Mehrwert für Anleger, die zügig, aber möglichst ruckelfrei unterwegs sein wollen. Wie zügig und ruckelfrei, lässt sich beim Blick auf die Tabelle gut selbst feststellen.