Weltweit steigt die Nachfrage für Hightech-Maschinen. Inzwischen setzen sie sich auch in Landwirtschaft und Medizin durch. Ein lukrativer Zukunftsmarkt. Auf welche Robotik-Aktien Anleger setzen sollten. Von Gregor Dolak und Matthias Fischer

Fleißige Roboter. Bislang treten sie in großer Stückzahl vor allem als Schweißer, Lackierer und Monteure in der Automobil- oder Maschinenfertigung auf. Einer Prognose des Branchenverbands International Federation of Robotics zufolge werden jedoch Serviceroboter in naher Zukunft fünf weitere Industrien erobern: Landwirtschaft, Medizin, Reinigung, Bau und Transport. Im Zusammenspiel mit künstlicher Intelligenz entwickelt sich die Robotik zu einem aussichtsreichen Geschäft.

Nach einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) wächst der Robotikmarkt von derzeit 25 Milliarden Dollar Volumen bis 2030 auf 160 Milliarden Dollar. „Derzeit nur ein kleiner Teil des Markts, werden Serviceroboter mehr als doppelt so viel Umsatz erzielen wie herkömmliche Roboter“, sagt BCG-Experte Ralph Lässig. So, wie die Automatisierung die Produktion in den Fabriken von Volkswagen, BMW und Daimler revolutioniert hat, dürfte es auch mit der Wertschöpfung in anderen Branchen geschehen.

Roboter-Aktien auf dem Vormarsch

Kollege Automat. Die Verbreitung von Industrierobotern begann in den 1970er-Jahren in Japan. Bis heute ist ihre Population in den Fertigungsstraßen der Welt auf 3,4 Millionen gewachsen. Tendenz weiter steigend. Die Zunahme wurde möglich durch rapide sinkende Stückpreise: Kostete so eine Maschine noch Mitte der 90er im Schnitt rund 120 000 Dollar, setzten die Hersteller 74 000 Stück im Jahr ab. Inzwischen sind die Kosten auf 20 000 Dollar pro Einheit gesunken. Die Produzenten bestücken die Fabrikhallen der Welt mit jährlich 400 000 vielachsigen, hydraulischen Maschinenarmen.

Vor allem die Produktion in Asien läuft extrem durchautomatisiert . In Südkorea werkeln je 10 000 Arbeitnehmer fast 1000 Roboter. Während in Deutschland rund 400 Stahlkollegen im Einsatz sind und in den USA 300, insbesondere in der Automobil-, der Elektroindustrie und im Maschinenbau. Nachfolgend stellt €uro fünf Unternehmen vor, die vom Robotiktrend in den unterschiedlichen Branchen profitieren.

Roboter-Aktien

Kion-Aktie

Wirklich Freude hatten die Aktionäre von Kion nicht. Die Aktie hat kräftig an Wert eingebüßt und in den vergangenen drei Jahren rund die Hälfte an Wert verloren. Das hat das Papier sehr billig gemacht: Pro Euro Umsatz zahlt die Börse 0,30 Euro, zudem notiert die Aktie unter ihrem Buchwert. Und die Dividendenrendite liegt bei über fünf Prozent. Dabei ist die ehemalige Gabelstapler- sparte des Gasekonzerns Linde in attraktiven Zukunftsfeldern aktiv. Wegen des Ausbaus immer größerer Lager werden auch Flurförderfahrzeuge immer wichtiger. Und die werden zunehmend autonomer und damit zu fahrenden Robotern. Der Konzern ist bei den Fahrzeugen in Europa die Nummer 1 und weltweit an Position 2. In einem jüngst entwickelten Projekt sollen Schwarmroboter für Lagerhäuser die Logistik revolutionieren.

Intuitive Surgical-Aktie

In der Medizin setzen sich minimalinvasive Verfahren längst durch. Diese Entwicklung treiben OP-Roboter voran, wie sie der Marktführer Intuitive Surgical aus den USA baut. Das Unternehmen hat seine Plattform da Vinci über Jahre bis zur Version Xi perfektioniert. Mit bis zu vier hochsensiblen Roboterarmen plus Kamera operieren Chirurgen unter einer futuristischen Deckenlampe und entfernen Tumore. Das Geschäft lief bis zur Corona-Pandemie prächtig, dann kam eine Delle, weil sich die Krankenhäuser mit Investitionen zurückhielten. Das hat die Aktie unter Druck gebracht, von ihrem Allzeithoch ist sie deutlich entfernt. Aber die Perspektiven sind glänzend, zumal mit jedem verkauften System auch die dazugehörigen Dienstleistungen erworben werden. Entsprechend margenstark ist das Geschäft, die Vorsteuerrendite liegt bei 33,1 Prozent. Gemessen an den fundamentalen Kennzahlen ist die Intuitive Surgical-Aktie nicht günstig, aber das ist sie auch in der Vergangenheit nie gewesen.

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Dieser Artikel erschien zuerst in Euro 01/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.