Dem Reisekonzern Thomas Cook schlug das auf den Magen - und auf den Aktienkurs. Zwar stieg der Umsatz um neun Prozent, doch die Margen sanken. Der in London beheimatete Konzern ging rigoros und unter großem Medienecho gegen die Betrugsmasche vor - und gewann.
Nun scheint die Sonne wieder. Im ersten Geschäftsquartal bis Dezember fuhr Thomas Cook - wie alle Reiseveranstalter - zwar saisonal bedingt Verluste ein, doch die reduzierten sich dieses Mal um fast ein Fünftel auf 42 Millionen britische Pfund. Mit seinem Ferienflieger Condor profitiert das Unternehmen von der Air-Berlin-Pleite. Es will seine Flotte von 26 auf 37 Maschinen ausbauen, das konzernweite Flugangebot soll im Sommer um zehn Prozent wachsen.
Längst herrscht Hochsaison in Reisebüros und bei Online-Anbietern. Wer es clever anstellt, kann übrigens in diesem Jahr wegen der günstig liegenden Brückentage auf satte 85 Ferientage kommen, hat das Portal "Urlaubspiraten" errechnet.
Dass dieser Sommer ein guter wird, davon ist man auch bei TUI überzeugt. Die Buchungen liegen um sechs Prozent höher als im Vorjahr. Der Vorstandschef von Europas größtem Touristikkonzern, Fritz Joussen, kündigte schon mal das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte an: "Nach jetzigem Stand werden wir in der Saison 2018 so viele Reisen wie nie zuvor verkaufen." Im ersten Quartal wuchs der Umsatz um acht Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hatte TUI bei 18,5 Milliarden Umsatz 1,1 Milliarden Betriebsgewinn verbucht. Den will Joussen um zehn Prozent steigern. Spanien mit Mallorca, Griechenland und auch wieder die Türkei mit einem Buchungsplus von 50 Prozent seien bevorzugte Ziele der Deutschen, erklärte der TUI-Chef. "Aber wir sehen auch großes Wachstum Richtung Karibik und bei Kreuzfahrten: Unsere 16 Kreuzfahrtschiffe im Konzern sind größtenteils zu 100 Prozent ausgebucht."
Bis 2020 sollen drei weitere Schiffe dazukommen. Um den Umsatz weiter zu steigern, analysiert der Konzern inzwischen mittels künstlicher Intelligenz intensiv die Kundendaten, um "Wünsche der Gäste zu prognostizieren, bevor diese sich selbst über den Verlauf des Urlaubs konkret Gedanken machen", sagt Joussen.
Die Aktien von TUI und Thomas Cook sind bereits gut gelaufen und haben auf Jahressicht um mehr als 30 Prozent respektive 25 Prozent zugelegt. Dennoch verspricht die Zukunft noch mehr. Was nicht zuletzt an der simplen Tatsache liegt, dass kontinuierlich immer Menschen verreisen. Weltweit soll die Zahl der Ankünfte 2017 auf 1,32 Milliarden gestiegen sein - von 1,23 Milliarden im Vorjahr.
Demgegenüber haben die Aktien der reinen Online-Reisevermittler Nachholpotenzial. Doch auch in diesem Geschäft zählt vor allem die Größe. Kleinere börsennotierte Portale wie Travelzoo.com, Travel24.com oder auch Tripadvisor.de boten Anlegern in den vergangenen Jahren keine Entspannung. Sie eignen sich höchstens - wie derzeit bei letzterem Wert - als schnelle Spekulation auf eine mögliche Übernahme.
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Erst Delle, jetzt Daumen
Beim Onlineriesen Expedia kam es im vergangenen Oktober dicke: Die Zahlen enttäuschten, die Aktie büßte an einem Tag 16 Prozent ein und fiel unter unseren Stoppkurs. Doch der Wind hat gedreht. Im Januar landete das Papier auf Morgan Stanleys diesjähriger Empfehlungsliste für Techaktien. Analysten heben nach der Kursdelle vom Herbst nun mehrheitlich den Daumen und billigen Expedia im Schnitt 50 Prozent Kurspotenzial zu. Entsprechend hat die Aktie Fahrt aufgenommen. Morgan-Stanley-Analyst Brian Nowak lobt, dass die Firma die Grundlagen für schnelleres Wachstum geschaffen habe, insbesondere durch die Vergrößerung des Angebots an Unterkünften in Asien und Europa. Viel erwartet er auch von der Plattform HomeAway, mit der Expedia die Domäne von AirBnB, die private Wohnungsvermittlung, angreift.
Auch der andere große Onlinevermittler, Priceline Group, scheint aussichtsreich. 2017 dürfte den Amerikanern, zu denen das Portal Booking.com gehört, erneut einen Rekord beschert haben. Der Konzern wächst stärker als der Gesamtmarkt, der Umsatz legte um 17,6 Prozent zu. Das Management dämpft zwar die Erwartungen, da mit höheren Marketingausgaben zu rechnen sei, trotzdem hat die Aktie seit November deutlich Momentum gewonnen und zeigt sich auch charttechnisch wieder vielversprechend - deshalb ändern wir unsere Einschätzung von "Beobachten" auf "Kaufen". Nach Ansicht von JP Morgan-Analyst Douglas Anmuth ist Priceline im Online-Reisemarkt am besten positioniert. Wermutstropfen ist der optisch hohe Preis der Aktie. Dafür gäbe es einen veritablen Urlaub.