Welcher Anleger träumt nicht davon, einen Börsenstar von morgen zu entdecken? Wer etwa im Oktober 2001 die Apple-Aktie kaufte, als der Computerhersteller erstmals den iPod vorstellte, konnte seinen Einsatz bis heute auf ungefähr das 150-Fache steigern. Der tragbare Musikspieler samt der zugehörigen iTunes-Software revolutionierte die Musikwelt.

Auf der DVFA-Frühjahrskonferenz, die vom 8. bis 10. Mai in Frankfurt stattfand, hatten Börsianer Gelegenheit, nach künftigen Stars Ausschau zu halten. 55 Firmen, vor allem Nebenwerte, präsentierten ihre 2016er-Geschäftszahlen und gaben einen Ausblick auf 2017. In über 500 Einzelgesprächen stellten sich die Vorstände den Fragen von Investoren und Analysten.

Zum ersten Mal überhaupt hat sich auch Staramba-Chef Christian Daudert auf einer Kapitalmarktkonferenz präsentiert. Bis Ende vergangenen Jahres war der Nebenwert nicht einmal eingefleischten Nebenwerte-Kennern ein Begriff. Doch seit sich der Kurs binnen weniger Monate mehr als versechsfacht hat, werden mehr und mehr Anleger auf den Titel aufmerksam. "Staramba ist kein Value-Titel, stattdessen ist Ihre Fantasie gefragt", leitete Daudert seine Präsentation ein.

Auslöser für die Kursrally war die Übernahme des Start-ups 8i in den USA: Der Medienkonzern Time Warner, die chinesische Internetfirma Baidu und Investor Peter Thiel haben der US-Gesellschaft frische Finanzmittel auf einer Bewertungsbasis von 162 Millionen Dollar bereitgestellt. Ähnlich wie 8i hat sich auch Staramba voll und ganz dem Thema 3-D verschrieben. Mit der von den Deutschen entwickelten 3-D-Körperscan-Technologie ist es möglich, einen Menschen binnen weniger Sekunden komplett einzuscannen. "Für eine Fußballmannschaft mit 30 Spielern und Trainern in drei verschiedenen Posen und zwei verschiedenen Trikots brauchen wir rund eineinhalb Stunden", sagt Daudert. Auf diese Weise hat die Gesellschaft bereits mehr als 6000 Scans von Stars und Sternchen aus Sport, Film und Musik gesammelt.



Stars für Zuhause



Die 3-D-Dateien werden beispielsweise an Entwickler von Computerspielen vermarktet. Mithilfe der Scans können sich Fans aber auch 3-D-Starfiguren ausdrucken und nach Hause schicken lassen. Dies sowie der Verkauf der 3-D-Scanner sind das Brot- und Buttergeschäft von Staramba. "Wir rechnen für 2017 mit einem Umsatz von 15,9 Millionen Euro", erklärt Daudert. Die Zukunft sieht der Visionär aber in Virtual-Reality-Anwendungen (VR). "Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat VR zur Chefsache erklärt", schwärmt der Manager. Dem Vorstandschef schwebt ein Deal nach dem Vorbild 8i vor. Gemessen daran hätte die Aktie noch fast 100 Prozent Kurspotenzial. Entsprechend sieht Daudert die Staramba-Aktie als "dramatisch unterbewertet" an. Angeblich stehen die US-Investoren Schlange.

Auch bei Wige Media sorgt das Thema Fußball für Fantasie. Die Firma will deutsche Amateurvereine mit einer speziellen Videotechnik ausstatten, die es erlaubt, Fußballspiele in hoher Qualität und vollautomatisch live mit der neuen Plattform "sporttotal.tv" zu übertragen. Dabei können User selbst Regie führen und sich zum Beispiel mit einem Sichtbereich von 180 Grad auf dem Platz bewegen. Highlight-Szenen lassen sich zudem in sozialen Netzwerken teilen. "Wir erschließen hier einen völlig neuen Markt", sagt Vorstandschef Peter Lauterbach. Mit im Boot von sporttotal.tv sitzen mit Allianz, Deutsche Telekom und Deutsche Post starke Gründungsmitglieder.

Ziel ist es, 3000 Systeme zu installieren und an jedem Wochenende rund 1500 Spiele zu übertragen. Als Werbe-Vermarktungspartner ist der Springer-Verlag mit von der Partie. Obwohl Wige Media die Kosten trägt - je Kamera und Installation fallen rund 20 000 Euro an - soll die Plattform schnelle Erfolge vorweisen. "Wir erwarten für 2018 Werbeerlöse von 15 Millionen Euro, für 2019 bereits 25 Millionen Euro", sagt Lauterbach. Damit könnte die Umsatzdelle, die aus dem Verkauf von verlustreichen und margenschwachen Geschäften entstanden ist, mehr als ausgeglichen werden. "Mittelfristig wollen wir 100 Millionen Euro Umsatz und eine operative Marge von zehn Prozent erreichen", erklärt der Chef weiter. Durch den jüngsten Kursanstieg ist schon einiges an Perspektiven eingepreist, sodass Anleger einen Rücksetzer abwarten sollten.





Die größten Visionen hatte in Frankfurt Pantaleon-CEO Dan Maag im Gepäck. Kern der Geschäftstätigkeit sind die Entwicklung und Herstellung von Kinofilmen sowie die Verwertung der daraus entstehenden Rechte. Zu den Partnern des Unternehmens gehören unter anderen Warner Brothers, Universal Music Group und Amazon Prime.

Für die Zukunft der Gesellschaft und des Aktienkurses ist aber nicht das Filmgeschäft entscheidend, sondern die Video-on-Demand-Plattform (VoD) Pantaflix. Die 100-prozentige Tochter von Pantaleon startete Ende 2016 ihren weltweiten Roll-out. Auf der Cloud-basierten Plattform können Filmproduzenten und Rechteinhaber ihre Produktionen einem großen Publikum in mehr als 240 Territorien anbieten. Durch einen unmittelbaren Marktzugang will Pantaflix Zwischenhändler aus der Verwertungskette ausschließen.

Das Unternehmen will zusätzlich Kunden gewinnen, die generell an ausländischen Filmen interessiert sind oder nach Inhalten suchen, die nicht auf etablierten Plattformen wie etwa Netflix verfügbar sind. Dazu plant Pantaflix breit angelegte Werbekampagnen.



Gewagte Rechnung



Maags Rechnung sieht so aus: 2019 sollen auf Pantaflix rund 220 000 Filme zum Abruf bereitstehen. "Bei einem durchschnittlichen Preis von 3,99 Euro rechnen wir pro Film mit vier Downloads pro Tag", sagt der Manager. Daraus errechnet sich ein täglicher Umsatz für Pantaleon von knapp 880 000 Euro oder gut 320 Millionen Euro pro Jahr. Da Pantaflix anders als VoD-Platzhirsch Netflix nicht selbst in Inhalte investiert, steigen die Kosten deutlich langsamer als die Erlöse.

Die Analysten von Hauck & Aufhäuser gehen davon aus, dass die operative Marge (Ebitda) 2018 bei über 22 Prozent liegen wird. Auf dieser Basis könnten 2019 unterm Strich satte 43 Euro je Aktie hängenbleiben. Kein Wunder, dass auf der DVFA-Konferenz bereits Kursziele im deutlich dreistelligen Bereich die Runde machten. Allerdings ist in den Prognosen des Managements derart viel Fantasie enthalten, dass es schon bei kleinsten Planabweichungen zu großen Kursrückschlägen kommen könnte.