Liebe Leserinnen und Leser,

vergangene Woche sind die meisten Kommentatoren und auch ich von einer schnellen charttechnischen Entscheidung in den wichtigsten internationalen Indizes ausgegangen. Doch jetzt, einige Handelstage nach den jüngsten Verlaufshochs, sind die Würfel nach wie vor nicht gefallen. Die führenden Indizes waren nicht in der Lage, die kurz zuvor geknackten Verlaufshochs zu verteidigen, taten der Mehrheit der Charttechniker aber auch nicht den Gefallen, nun den Weg nach Süden aufzunehmen. Die einzige Konstante bleibt bislang, dass die Börse eine launische Diva ist und den Weg einschlägt, der der Mehrheit der Investoren die größten Schmerzen zufügt.

Kein Wunder, dass sich die Medien in dieser Woche wieder auf andere Themen konzentrieren wie z.B. die baldige Ratssitzung der Europäischen Notenbank. Denn da die EZB seit zwei Jahren die Marktteilnehmer abwechselnd mit ungewöhnlichen geldpolitischen Maßnahmen und warmen Worten motiviert, erwarten die Börsianer nun erneut Schritte um die Deflationsangst zu dämpfen. Diese positive Erwartung der Marktteilnehmer an die EZB ist einer der wichtigsten Gründe für die aktuell positive Marktverfassung - vor allem im DAX natürlich.

Auf Seite 2: DAX -Bullen zeigen die Hörner

DAX -Bullen zeigen die Hörner

Obwohl die Bullen in der vergangenen Woche das erreichte Hoch nicht verteidigen konnten, zeigen sie überraschende Kampfkraft und geben sich keinesfalls geschlagen.

Der besonnene P & F Chart, der die störenden Nebengeräusche und die unbedeutenden Kursbewegungen herausfiltert, hat in unmittelbarer Nähe der wichtigen positiven Unterstützungsgeraden gedreht. Erneut hat sich hier eine positive X-Achse gebildet. Diese zeigt Ihnen, dass die Nachfrage auf aktuellem Niveau größer als in der Vorwoche ist. Dies ist natürlich ermutigend, auch weil kein erneutes Verkaufssignal ausgelöst wurde. Dadurch bleibt das Kaufsignal von Anfang Mai (Ziffer 5) intakt. Ebenfalls das sehr hohe Projektionsziel bei etwa 10.400 Punkten.

Deutlich erkennen Sie natürlich speziell im P & F Chart den massiven Widerstandsbereich bei etwa 9.800. Dazu muss man eigentlich nicht viel sagen, neue Käufe zwingen sich unterhalb dieses Bollwerks in der Breite des Marktes nicht auf.

Auf der anderen Seite ist die Verteidigung der Region von 9.600 Punkten sehr wichtig und dann natürlich der Bestand der Unterstützungsgeraden. Unterhalb davon müssten wir uns wahrscheinlich mit Kurszielen von 9.200 anfreunden - was auch noch keine Katastrophe wäre. Neue positive Impulse erhalten wir Investoren erst wieder oberhalb von 9.800 oder vielmehr 10.000 Punkten. Wegen des positiven Projektionsziels von 10.400 tendiere ich trotz aller Probleme zu einer positiven Auflösung des heutigen Patts.

Aber wie schon oben angedeutet, neue Positionen würde ich derzeit nur in Werten mit einem besonderen fundamentalen "Trigger" tätigen und mich mit neuen Positionen grundsätzlich zurückhalten. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist aktuell nicht sehr attraktiv, was auch an der Schwäche des inneren Marktes liegt.

Auf Seite 3: Anleihen hängen Aktien ab

Anleihen hängen Aktien ab

Der folgende Chart der Umlaufrendite stellt wohl die bisher größte Überraschung an der Börse in diesem Jahr dar und zeigt die Outperformance von Renten gegenüber Aktien. Und damit, dass die Deflationsangst nicht unberechtigt und umgekehrt der Konjunkturoptimismus nicht gerade überwältigend ist.

Quelle: Börse Stuttgart

Dieser Zinsrutsch bzw. Kursgewinn von Anleihen, der in den meisten Industriestaaten zu beobachten ist, gehört für mich zu den größten Überraschungen im bisherigen Jahresverlauf. Erneut zeigt sich hier, dass die Masse der Anleger, die am Jahresbeginn auf steigende Aktien und fallende Zinsen tippten, auf dem falschen Fuß erwischt wurde.

Bereits in der vergangenen Woche habe ich geschrieben, dass sich die charttechnische Lage der wichtigsten Indizes sehr heterogen präsentiert und man ohne Probleme genügend Argumente sowohl für das Lager der Bären, als auch der Bullen finden kann. Einzig der von mir favorisierte innere Markt zeigt sich bisher sehr skeptisch und deutet konsequent auf den Vorteil der Verkäufer Daher ist gerade heute ein genauer Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand der etablierten Indizes sehr wichtig. Denn ähnlich wie die Wachstumswerte, die vor allem in vermeintlich sicheren Börsenphasen gesucht sind, schwappt das Kapital der besonders optimistischen Investoren gerne in die kleinen und vermeintlich riskanten Titel.

Auf Seite 4: Nebenwerte geraten ins Schlingern

Nebenwerte geraten ins Schlingern

Daher sollte man vor allem in unsicheren Börsenphasen stets die international führenden US-Nebenwerte des Russell Index im Blick behalten. Häufig zeigen Ihnen nämlich die Nebenwerte, ähnlich wie die Wachstumswerte, den zukünftigen Weg der übergeordneten Indizes - und nicht umgekehrt.

Wie Sie anhand der steigenden Unterstützungsgeraden erkennen, ist der Aufwärtstrend der Nebenwerte eindeutig intakt. Der Trend ist im Gegenteil so stark ausgeprägt, dass die Unterstützungsgerade deutlich vom jetzigen Kurs entfernt ist. Dies ist zwar ein Beleg für das starke Momentum des Trends, könnte aber auch umgekehrt die systematisch agierenden Leerverkäufer auf den Plan rufen. Möglicherweise wurde diese Marktphase bereits eingeläutet.

Ein Indiz dafür sind auch die fallenden Durchschnittslinien. Seit Anfang Mai fällt die wichtige 50-Tage-Linie im Russell-Index, was hier aber nicht zu sehen ist. Auf Quartalsebene zeigt der Trend also bereits nach unten. Die ebenfalls sehr wichtige 200-Tage-Linie steigt zwar noch, wurde vom Kurs aber unterschritten und von unten vergeblich getestet.

Wie Sie sehen, haben die Nebenwerte im März bei etwa 1.200 Punkten ein Top gebildet und konsolidieren seither. Die an den etablierten Märkten befürchtete Umverteilungsphase ist bei den wichtigen Nebenwerten möglicherweise schon längst im Gange und könnte ein wichtiger Indikator für steigendes Risiko sein. Der besonnene P & F Chart der Nebenwerte zeigt jedenfalls die Gefahr einer Gipfelbildung deutlich, die viele Analysten für die etablierten Indizes befürchten.

Gefährlich wird es vor allem, wenn die massive Unterstützung bei 1.090 Punkten fällt. Dann wäre der Weg nach unten frei für die nächste Stufe der Konsolidierung. Denn im Russell Index hat sich ein negatives Verkaufssignal der P & F Technik gebildet, welches den Verlust von drei wichtigen Unterstützungen in Folge andeutet. Speziell bei 1.100 Punkten wurde eine wichtige Unterstützung zerschlagen und ein bärisches Projektionsziel ausgelöst. Dieses meist sehr zuverlässige Kursziel deutet auf die Region von 1.000 Punkten, bzw. auf einen etwaigen weiteren Verlust von 9 %. Auch dort würden wir übrigens noch oberhalb der steigenden Unterstützungsgeraden handeln, weshalb der positive Trend intakt bliebe.

Insgesamt deuten die wichtigen Nebenwerte auf eine Konsolidierung im Sommer und steigende Risiken an den Märkten. Aber eine Katstrophe bzw. langanhaltende Baisse ist noch längst nicht zu erkennen. Bitte beachten Sie meinen freien Börsenbrief, in dem ich nicht nur auf das aktuelle Marktgeschehen, sondern auch auf die sinnvolle Allokation Ihres Vermögens eingehe.

Mit herzlichen Grüßen aus dem Rheinland,

Ihr Klaus Buhl


Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH und bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Markts", hat in den vergangenen 20 Jahren das Investmentgeschäft von der "Pike auf erlernt". Vor allem, dass man ohne einen systematischen Handelsansatz im Haifischbecken der Börse zu den Verlierern gehört. Auf der Seite www.libra-invest.de können Sie sich für den informativen Gratis-Börsenbrief eintragen. Ebenfalls natürlich über den konkreten Premium Börsenbrief oder die Anlageberatung von Klaus Buhl informieren.