Inflation und besonders die hohen Energiepreise verderben den Deutschen die Lust aufs Geldausgeben. Statt zu konsumieren, bauen viele Haushalte Reserven auf, um sich auf drohende deutliche Anstiege insbesondere bei den Energiepreisen vorzubereiten. Die Sparneigung kletterte deshalb im Gegenzug auf ein Zehnjahreshoch.

Das vermeldeten die Nürnberger GfK-Konsumforscher am Freitag. Das entsprechende GfK-Konsumbarometer ging im September deutlich um 5,6 Zähler auf minus 36,5 Punkte zurück, es ist der dritte Rückgang in Folge. Experten rechnen damit, dass sich dieser Trend im Herbst mit steigenden Preisen für Strom, Gas und Benzin weiter verschärft.

Die Bundesbank rechnet im zweiten Halbjahr 2022 bis Anfang 2023 mit einer Rezession, also einem schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt über mindestens zwei Quartale. Die Inflationsrate soll im Herbst auf rund zehn (Juli: 8,5) Prozent klettern. Dies dürfte den privaten Konsum weiter zurückgehen lassen, der im ersten Halbjahr noch ein Haupttreiber des Wirtschaftswachstums war.

Steckt die deutsche Wirtschaft bereits in einer Rezession?


Laut Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, steckt die Wirtschaft bereits in der Rezession, nachdem sie im ersten Halbjahr bereits deutlich abgebremst hat (0,8 Prozent Wachstum im ersten, 0,1 Prozent im zweiten Quartal). "Die massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten kosten Kaufkraft, gleichzeitig belasten hohe Energiekosten und Lieferengpässe die Industrie", sagt Gitzel. Die Belastungsfaktoren seien derzeit so groß, dass selbst ein schärferer Abschwung nicht ausgeschlossen werden könne.

Ähnlich sieht es Alexander Krüger von Hauck Aufhäuser Lampe: "Klar dürfte sein, das die bevorstehende Rezession vor allem konsumseitig angeheizt wird", erläutert Lampe. Der Staat solle deutlich mehr entlasten, als er derzeit signalisiere.

Umstritten ist derzeit vor allem die sogenannte Gasumlage. Mit der Umlage sollen ab Oktober Verbraucher einen Großteil der Extrakosten übernehmen, die momentan Gas-Importeuren entstehen, weil russische Lieferungen ausbleiben und die Unternehmen für deutlich mehr Geld anderswo Gas beschaffen müssen. Laut einem Bericht der "Welt" will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Gasumlage nochmal überprüfen. Ziel sei es, die Zahl der berechtigten Unternehmen zu verkleinern. Allerdings sei dies wegen des Gleichbehandlungsgrundsatzes rechtlich schwierig.

ehr mit Material von Reuters