Chart 1 - DAX Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
Die zu Wochenbeginn gestartete Konsolidierung des Deutschen Aktienindex könnte bereits vorüber sein, ehe sie richtig angefangen hat. Kaum war der Index zur Wochenmitte bis an die untere Begrenzungslinie eines bis Februar zurück reichenden Aufwärtstrendkanals gefallen, griffen Marktteilnehmer wieder zu. Die sich anschließende Erholung von fast 200 Punkten sprengt das sonst übliche Niveau, es kann nicht mehr von einer gewöhnlichen Schwankung im Tagesverlauf gesprochen werden. Der DAX schloss auch auf dem Tageshöchstkurs, das sieht wieder nach starkem Kaufinteresse aus.
Die eigentlich nächstgelegene Unterstützung bei 11.220/11.240 Punkten hielt dem anfänglichen Verkaufsdruck gestern zwar nicht stand, behauptete sich dann aber im weiteren Tagesverlauf doch noch, indem der Index zwei untere Wendepunkte innerhalb weniger Stunden in dieser Zielzone markierte. Sie bleibt daher interessant, zumal nun auch die am Mittwoch eigentlich entscheidende Trendkanal-Untergrenze bei 11.220 Punkten verläuft - zumindest zu Handelsbeginn, anschließend steigt die Gerade weiter um rund 30 bis 40 Zähler.
Diese beiden Chartmarken stellen für den Donnerstag die wichtige Unterstützung dar. Werden sie unterschritten, ist die nächste potenzielle Haltestelle im Bereich 11.140/11.170 auszumachen, dort hätte der Index 38,2 Prozent der jüngsten Aufwärtswelle (gestartet im Bereich der 10.600er-Marke) wieder nach unten korrigiert - dieses so genannte Fibonacci-Retracement stellt erfahrungsgemäß ein von vielen Anlegern beachtetes Korrekturziel dar, an dem Schnäppchenjäger wieder verstärkt zugreifen. Zumindest, wenn sie nicht schon früher damit begonnen haben, wie es gestern zu beobachten war. Bei schlechten Nachrichten könnte es sogar weiter bis in die Zone 11.000/11.060 abwärts gehen, wo der Monatsdurchschnittskurs (21-Tage-Linie) sowie eine durch viele (leider überwiegend obere) Wendepunkte auffällige horizontale Zone verlaufen.
Dieser Bereich erscheint aktuell noch weit weg, und tatsächlich deutet das frühe Kaufinteresse schon bei einer geringfügigen Korrektur auf eine DAX-Stärke hin. Anleger dürfen sich aber nicht in Sicherheit wiegen sondern müssen sich auf eine erhöhte Volatilität an den Märkten einstellen. Bereits heute könnte der DAX ab dem frühen Nachmittag zu stärkeren Schwankungen neigen. Investoren werden ihre Aufmerksamkeit nach Zypern richten. Auf der Mittelmeerinsel findet die erste EZB-Sitzung nach dem am 22. Januar erfolgten Beschluss zum Aufkauf von Anleihen statt. Größere Überraschungen werden nicht erwartet, dennoch könnten von der Pressekonferenz ab 14.30 Uhr spürbare Impulse für den Markt ausgehen. Auch der offizielle US-Arbeitsmarktbericht am Freitag rückt allmählich in den Vordergrund stellt vor dem Wochenende einen zusätzlichen Unsicherheitsfaktor dar.
Geht es aufwärts, ist der Weg zunächst frei bis 11.455/11.465, wo ein Zwischenhoch und das vorläufige Allzeithoch des DAX liegen. Darüber ist dann theoretisch Luft bis an die Obergrenze des Aufwärtstrendkanals bei 11.560/11.600 Zählern, doch soweit dürfte der Index kaum kommen. Dafür war er erst vor wenigen Tagen noch mit einem Abstand von mehr als 3,8 Prozent zu seinem Monatsdurchschnittskurs zu überhitzt (siehe Chart unten), danach ist erfahrungsgemäß eine Pause wahrscheinlicher als eine schnelle Fortsetzung der Rally, wobei es in den vergangenen Jahren auch einige Ausnahmen gegeben hat.
Anleger dürften angesichts dieser Ausgangslage am besten damit fahren, wenn sie kurzfristige Übertreibungen nach oben weit über die 11.455/11.465 als Short-Einstieg nutzen (was etwas gefährlicher ist) und kurzfristige Übertreibungen nach unten zurück in Richtung 11.220 oder sogar 11.140 als Long-Einstieg (was angesichts des übergeordneten starken Aufwärtstrends die weniger riskante Vorgehensweise darstellt). Passende Zertifikate stellen wir am Ende der Analyse auf Seite 6 vor.
Chart 2 - DAX-Chart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Gemessen am Abstand zur 21-Tage-Linie verbleibt aktuell ebenfalls nicht mehr viel Potenzial nach oben. Von den Extremwerten zwischen 8 und 9 Prozent ist der DAX zwar noch weit entfernt. Doch die meisten Wendepunkte erfolgten bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert wurde zu Monatsanfang erreicht, daher erfolgte die jüngste Korrektur aus dieser Perspektive nicht allzu überraschend.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite bei maximal rund 11.750 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis fast an die 13.000er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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