Vorher gab es viel Getöse und am Ende war es eher ein laues Lüftchen. Die EZB hatte heute Morgen verkündet, es komme zu einer außerordentlichen Ratssitzung, weil die Staatsanleihen-Spreas so weit auseinandergegangen waren und es allgemein zu Verwerfungen am Finanzmarkt kam. Viel war von den Ergebnissen dieser Sitzung erwartet worden, war doch der Output der letzten außerordentlichen Zusammenkunft das 1,7 Billionen Euro schwere PEPP-Programm zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Die Ergebnisse der EZB enttäuschen


Nun, heraus kam jetzt eher ein laues Lüftchen, welches nicht so gut vom Markt aufgenommen wurde. Der Chefvolkswirt der Netfonds AG Folker Hellymeyer sagt zu den aktuellen EZB-Beschlüssen: "Viele hatten nach der großen Ankündigung heute Morgen erwartet, die EZB würde jetzt Handlungsfähigkeit beweisen und die Zinsen schneller erhöhen. Doch das Ergebnis ist eine große Enttäuschung." Denn die EZB will zwar den Ausverkauf bei den Staatsanleihen bekämpfen, indem sie Gelder aus dem auslaufenden PEPP-Programm flexibler einsetzen möchte. Vor allem sollen Euro-Länder, welche höher verschuldete sind, künftig mehr unter die Arme gegriffen werden.

"Keinen Zinsschritt außer der Reihe zu wagen, ist für mich ein Ausdruck von Schwäche der EZB", führt Hellmeyer aus. Und weiter: "Durch einen Zinsschritt hätte man dem Markt suggerieren können, dass die Zentralbank das Heft des Handels an sich reißt. Das Glaubwürdigkeitsproblem hätte man zu Teilen konterkarieren können. Doch das ist nicht passiert. Das Risiko, dass die kurzfristig positiven Auswirkungen am Finanzmarkt nicht mehr als ein Strohfeuer sind, ist sehr hoch."

Die Vergleiche zeigen keine rosige Zukunft für die Eurozone


Außerdem sollen Ausschüsse dazu beauftragt werden, "ein neues Werkzeug gegen ein Auseinanderlaufen der Renditen von Staatsanleihen in der Euro-Zone schneller fertigzustellen", wie Reuters berichtet. Dazu erläutert Hellmeyer: "Auf der einen Seite haben Sie die Fed, die sich stark zeigt und die Zinsen erhöht. In die gleiche Kerbe schlagen auch die Bank of England und die Bank of Canada. Auf der anderen Seite haben Sie die EZB und die Bank of Japan. Aber schauen Sie sich Japan an. Wollen wir den gleichen Weg einer sich dynamisch abschwächenden Währung mit Kaufkraftverlusten gehen, die noch mehr Inflation importiert?"

Insgesamt waren diese Ergebnisse aber etwas schwach und der Markt reagierte kaum darauf. Der Euro gab allerdings seine Tagesgewinne gegenüber dem Dollar vollständig ab, hatten Anleger doch teilweise mit stärken Maßnahmen und eventuell einer früheren Zinserhöhung im Euro-Raum gerechnet.