Wer diese Chance als Anleger nutzen möchte, der bekommt möglicherweise gleich im ersten Quartal noch einmal eine Einstiegsmöglichkeit geboten. Denn nach Ansicht von Kepler Chevreux könnte da der Einstieg der US-Notenbank in den Ausstieg der Geldpolitik der Quantitativen Lockerung eine Korrektur bewirken. Auf der Suche nach den besten Anlagemöglichkeiten, um diesen Rücksetzer zu spielen, haben die Analysten das aus 650 Einzelaktien bestehende europäische Anlageuniversum überprüft. Bei der auf fundamentalen Kriterien erfolgenden Untersuchung 38 Aktien herausgefiltert worden. 21 davon zählen zur Kategorie der Standardwerte, 17 zu den Nebenwerten.
Seit Vorlage des Strategiepapiers haben sich die Kurse teilweise schon deutlich bewegt. Auf Basis der aktuellen Notierungen zeigt sich, dass gemessen an den Kurszielen 5 Aktien aus dem Norden und dem Süden Europas das größte Potenzial haben. Der Abstand zu den Kurszielvorgaben bei den ausgefilterten Titeln, die wir nachfolgend etwas näher vorstellen, bewegt sich dabei zwischen 33 und 46 Prozent.
Favorit Nummer fünf: Dialog Semiconductor (WKN: 927200, 14,95 Euro, Börsenwert: 1,52 Milliarden Euro), Kurspotenzial: 27,1 Prozent
Beim ersten der fünf Aktien handelt es sich gleich um den einzigen Titel mit einem echten Deutschland-Bezug. Denn es geht mit Dialog Semiconductor um ein Unternehmen, das den rechtlichen Firmensitz zwar in London hat, operativ ist der Sitz aber im baden-württembergischen Kirchheim unter Teck. Zudem ist der Wert im TecDAX enthalten.
Bei der Gesellschaft handelt es sich um einen auch für Apple tätigen Halbleiterhersteller, dessen Produkte vor allem im Multimedia- und Hörfunkbereich Verwendung finden. Der Vorstand hat jüngst erst wieder die Umsatzprognose für 2013 angehoben und auch Kepler Chevreux-Analyst Bernd Laux ist angetan von der Wachstumsdynamik. Bei der weiteren Margenentwicklung sieht er das Unternehmen auch dank einer breiten Kunden- und Produktbasis auf einem guten Weg. Laux ist jedenfalls sicher, dass Dialog nicht nur im vierten Quartal gut abgeschnitten hat, sondern auch in den kommenden Jahren die Markterwartungen schlagen wird.
Das wiederum dürfte auch die Gewinnspannen beflügeln. Seinen Prognosen zufolge steigt die Bruttomarge von vermutlich zuletzt 40,0 Prozent bis 2015 auf 42,1 Prozent. Dabei helfen dürften neue Produkte von Apple und Samsung sowie neue Kunden in China. Gegenüber der Konkurrenz sei die Aktie deutlich unterbewertet (201423-KGV von 14,2). Gerechtfertigt hält Laux einen Kurs von 19,0 Euro - das liegt 27,1 Prozent über der aktuell gültigen Notiz. Schwierig könnten aber dann entstehen, wenn es für den Großkunden Apple nicht mehr wie erhofft laufen sollte.
Favorit Nummer vier: Astaldi S.p.A. (WKN: 633568, 7,50 Euro, Börsenwert: 738,19 Millionen Euro), Kurspotenzial: 33,3 Prozent
Nur relativ wenigen deutschen Anlegern ein Begriff dürfte Astaldi sein. Der Baukonzern aus Italien taucht in den hiesigen Wirtschaftsnachrichten jedenfalls nur sehr sporadisch auf. Das heißt aber nicht, dass der Titel deswegen uninteressant ist. Im Gegenteil: Der zuständige Kepler Chevreux-Analyst Matteo Bonizzoni hat durchaus gewichtige Argumente, die für den Titel sprechen. Zu nennen ist da vor allem die Bewertung. Selbst auf Basis des von Bonizzoni für 2014 geschätzten Gewinns je Aktie von 0,94 Euro beträgt das KGV hier nur rund acht. Wobei zu bedenken ist, dass der Analystenkonsens bei gut einem Euro liegt.
Als Kaufargument angeführt wird zudem der Auftragsbestand, der zum Ende des dritten Quartals im Jahresvergleich nicht zuletzt dank eines Auftrages aus der Türkei um 34 Prozent höher lag. Ebenfalls ansehnlich war die im vergangenen Quartal mit 9,9 Prozent ausgewiesene Ebit-Marge, die damit sogar über dem mittel- bis langfristig angestrebten Ziel von neun Prozent lag.
Positiv zu werten ist außerdem die erfolgreiche Ausgabe einer bis 2020 laufenden Anleihe im Volumen von 600 Millionen Euro. Das Finanzmanagement wird dennoch als möglicher Risikofaktor genannt, die Wahrscheinlichkeit, dass es deswegen Probleme gibt, hat sich zuletzt aber verringert. Und ebenfalls positiv: Wer anders als Kepler Chevreux auch charttechnisch argumentiert, dem wird der jüngst erfolgte Vorstoß auf ein Rekordhoch gefallen, weil sich daraus prozyklisches Aufwärtspotenzial ableiten lässt. Auch Bonizzoni hält weiter steigende Kurse für möglich. Sein ziel taxiert er auf 10 Euro - gleichbedeutend mit einem theoretischen Plus von 33,3 Prozent.
Favorit Nummer drei: Técnicas Reunidas S.A. (WKN: A0J3MX, 38,77 Euro, Börsenwert 2,17 Milliarden Euro), Kurspotenzial: 34,1 Prozent
Ebenfalls kein Name des täglichen Hausgebrauches ist auch Técnicas Reunidas. Die Spanier sind gemessen an der Marktkapitalisierung aber rund drei Mal größer als Astaldi und kommen dadurch zumindest etwas häufiger in den Nachrichten vor. Aktiv ist der Konzern vor allem in der Planung, Konstruktion und Errichtung von Industrieanlagen. Der Fokus liegt auf schlüsselfertigen Großprojekten mit Fokus auf Öl- und Gasanlagen wie beispielsweise Raffinerien, Wärmeübertragungssysteme, petrochemische Werke, Öl- und Erdgasfelder, Rohrleitungssysteme, Speicherungs-, Wiederverdampfungs- und Flüssiggasanlagen. Hinzu kommen Kraftwerksanlagen und Wasseraufbereitung.
Analystin Natalia Bobo Björk schöpft ihre Zuversicht hier aus verschiedenen Faktoren. Zum einen bestätigten die Drittquartalszahlen die Margenannahmen und zum anderen sei es zuletzt gelungen, Aufträge an Land zu ziehen, was zu einem rekordhohen Auftragsbestand führe. Zudem bestehe in verschiedenen Regionen die Aussicht darauf, weitere Order an Land zu ziehen. Als das habe die Kraft, um die Notiz nach oben zu ziehen. Zumindest dann, wenn die Annahme aufgehe, dass nach einigen Flaute-Jahren der Gewinn je Aktie von 2012 bis 2015 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 15 Prozent zulegen kann.
Als Kursziel wurden 52 Euro festgezurrt. Daraus errechnet sich ein theoretisches Kurspotenzial von 34,1 Prozent. Untermauert sei diese These durch ein für 2014 geschätztes KGV von 13,6 sowie einer Dividendenrendite von geschätzten 4,1 Prozent. Als möglichen Risiken wird unter anderem auf Projektverzögerungen oder Margendruck verwiesen.
Favorit Nummer zwei: Ericsson.LM B (WKN: 850001, 77,30 schwedische Kronen, Börsenwert: 26,47 Milliarden Euro), Kurspotenzial: 38,4 Prozent
Am bekanntesten unter den fünf Aktien mit dem höchsten Kurspotenzial dürfte das schwedische Unternehmen Ericsson sein. Denn als einer der größten Anbieter von Kommunikationssystemen und End-to-End-Lösungen für alle wichtigen Mobilfunkstandards stoßen Konsumenten auch im Alltag auf diesen Namen. Beliefert werden von Ericsson praktisch alle großen Mobilnetzbetreiber weltweit.
Für Analyst Sébastien Sztabowicz ergibt sich hier ein attraktives Chancen-Risiko-Profil. Das Abwärtspotenzial hält er dank einer moderaten Bewertung (2014er-KGV: 14,3) und einer soliden Finanzposition der Gesellschaft für begrenzt. Als Kursziel hält er dagegen 107 schwedische Kronen für möglich. Daraus resultiert ein Kurspotenzial von 38,4 Prozent. Nach einem längere Zeit schwierigen Geschäftsumfeld dürfte sich jetzt der Zyklus wieder zugunsten von Ericsson verschieben. Organisch wird dem Unternehmen jedenfalls ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich zugetraut.
Außerdem wird bei der Bruttomarge mit einer deutlichen Verbesserung gerechnet. Kritisch könnte es dagegen unter anderem dann werden, wenn sich der Wettbewerb verschärfen sollte. Wer sich mit der Charttechnik beschäftigt, der sei losgelöst von der Kepler Chevreux-Empfehlung an den intakten breiten Seitwärtstrend erinnert, in dem sich der Titel seit einigen Jahren bewegt.
Favorit Nummer eins: Subsea 7 S.A. (WKN: 889539, 117,60 norwegische Kronen, Börsenwert: 4,80 Milliarden Euro), Kurspotenzial: 44,6 Prozent
Der fünfte und damit letzte Wert hat seinen Hauptsitz in Luxemburg, gehandelt wird die Aktie aber vor allem in Norwegen. Beim Schreiben dieser Zeilen notiert der Titel dort bei 117,60 norwegischen Kronen. Da das Kursziel bei 170 Kronen liegt, ergibt sich daraus ein Kurspotenzial von 44,6 Prozent. Hinter dem Namen Subsea 7 verbirgt sich ein weltweit agierendes Ingenieurs- und Bauunternehmen, das vor allem im Offshore-Bereich in der Öl- und Gasindustrie tätig ist.
In seinem Bereich ist Subsea 7 führend, wobei Kepler Chevreux-Analyst Geoffroy Stern vor allem die günstige Bewertung gefällt. Dabei unterstellt er von 2012 bis 2017 eine Verdoppelung des Geschäftsvolumens in dem von Subsea 7 beackerten Segment. Obwohl die Markteintrittsbarrieren hoch sind und das Unternehmen über einen rekordhohen Auftragsbestand verfügt, wird der Titel bei einem geschätzten KGV von unter zehn mit einem Bewertungsabschlag gehandelt. Beim Kursziel von 170 Kronen wird auf Basis der für 2014 erwarteten Gewinne je Aktie ein KGV von 14,8 unterstellt. Selbst das läge aber noch immer unter dem langfristigen Durchschnitt von 15,8. Als größte Risiken werden Auftragsverschiebung oder Probleme bei der Projektrealisierung bezeichnet.
Ergänzend sei aus Sicht von Charttechnikern noch ergänzt, dass der Titel seit Jahren in einem Seitwärtstrend festhängt. Aber im Grunde genommen würde es auch schon reichen, sich nur an den oberen Rand dieser Trading-Range heranzupirschen, um deutliches Kurspotenzial zu erschließen.