Die Volatilität an den Aktienmärkten ist in diesem Jahr ungewöhnlich hoch, selbst bei den eher etwas ruhigeren Blue Chips. Mit den verstärkten Bewegungen eröffnen sich auch besondere Chancen, innerhalb kurzer Zeit hohe Rendite zu erzielen. Dabei darf natürlich auch das Risiko nicht unterschätzt werden. Anleger, die gute Nerven haben, richten ihren Fokus auf die noch etwas schwankungsfreudigeren Papiere im TecDAX.
Eine erste Vorselektion liefert die in Zusammenarbeit mit dem Börsenstatistik-Magazin Index-Radar entwickelte Trenddynamik-Übersicht. Auf einen Blick wird deutlich, welche Papiere sich in einem kurz- bis mittelfristigen Abwärtstrend (roter Balken), einer Seitwärtsbewegung (grauer Balken) oder Aufwärtsimpuls (grüner Balken) bewegen. Wenig überraschend dominieren grüne Markierungen in der Matrix, während mit Aixtron, SMA Solar und Stratec Biomedical nur drei Papiere einen fallenden Trend aufweisen. Bechtle, Morphosys, Qiagen sowie Telefonica zeigen lediglich eine Seitwärtstendenz.
Wertvolle Hinweise liefert auch der schwarze Punkt. Über die Markierung ist eine einfache Einschätzung möglich, welche Aktien sich zu weit von ihrem Monatsmittelwert nach oben oder unten entfernt haben und somit überkauft oder überverkauft sind (Punkt liegt am linken oder rechten Rand der Matrix und somit in der dunkelroten oder dunkelgrünen Zone). Statistisch gesehen weisen die Werte eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Umkehrbewegung auf. Übertragen auf die aktuelle Lage rückt bei Stratec eine Erholung allmählich näher, während mit Carl Zeiss Meditec, Compugroup, Evotec, Kontron, LPKF, Nemetschek, Pfeiffer Vacuum, QSC, RIB Software und Xing rund ein Drittel der Mitglieder überkauft und reif für eine Konsolidierung sind.
Wir haben fünf TecDAX-Aktien gefunden, die aktuell mit einem guten Mix aus statistischen und charttechnischen Signalen aufwarten. Zu jeder Aktie haben wir unter dem Chart den prozentualen Abstand zum 21-Tage-Durchschnitt für den kurzfristigen Zeitraum sowie die Differenz zur 200-Tage-Linie für den langfristigen Bereich abgebildet. Für Trader stellen wir passende Hebelpapiere vor, um verstärkt von der Ausgangslage zu profitieren.
Aixtron
Bereits seit Mitte 2011 haben die Papiere des Aachener Spezialmaschinenbauers den Anschluss an die Aufwärtsbewegung des breiten Marktes verloren. Bis Januar pendelte der Kurs in einer Range zwischen 8,30 bis 14 Euro. Erst vor vier Wochen wurde das Rechteck nach unten verlassen. Nach einer ersten dynamischen Abwärtswelle bis 6,30 Euro setzte zuletzt eine technische Gegenbewegung ein. Mit der Erholung wurde zugleich der kurzfristig überverkaufte Zustand abgebaut, nun dürfte sich das übergeordnet intakte Verkaufssignal wieder durchsetzen. Die durchaus recht hohe negative Differenz von 26 Prozent zur 200-Tage-Linie ist kein Argument für eine bevorstehende Bodenbildung. Seit 2008 kam es mehrfach erst ab Werten von minus 50 Prozent zu einer Erholung.
Eine erste schwäche Haltemarke verläuft bei fünf Euro, während der sehr flache, seit 2003 noch bestehende Aufwärtstrend sogar Kursverluste bis 4,10 Euro zulassen würde.
Cancom
Im Gegensatz zu Aixtron glänzt der längerfristige Kursverlauf von Cancom mit einem seit Sommer 2011 bestehenden Aufwärtstrend. Zuletzt wurde die Hausse-Gerade während der Korrektur im Oktober vergangenen Jahres exakt bestätigt und verläuft aktuell bei 29,50 Euro. Rücksetzer bis an die Linie können natürlich nicht ausgeschlossen werden, allerdings ist dies eher unwahrscheinlich. Vorgelagert liegt abgeleitet aus mehreren Umkehrpunkten seit November 2014 eine Unterstützung bei 32 Euro. Da der übergeordnete Trend eindeutig aufwärts zeigt, steht der Wert nach der gesunden Konsolidierung der vergangenen Monate unmittelbar davor, neue Bestmarken zu erreichen.
Im Gegensatz zu vielen anderen TecDAX-Werten ist die Aktie nicht überhitzt, wie die Trenddynamik-Übersicht deutlich zeigt. Beste Voraussetzungen, um die horizontale Hürde zwischen 38 bis 39,10 Euro zu überwinden. Aufgrund des langfristig intakten Aufwärtstrends ist ein Sprung über die Barriere nur eine Frage der Zeit. Abgeleitet aus den statistischen Daten der Vergangenheit wären maximal Kurse bis 47 Euro zu erwarten. Anleger sollten die Aktie auf die Beobachtungsliste nehmen und einsteigen, wenn die Aktie über 40 Euro steigt. Mit dem vorgestellten Hebelpapier werden Kursveränderungen um den Faktor 5,1 verstärkt.
Drillisch
Noch etwas besser sind die Voraussetzungen bei Drillisch. Innerhalb eines seit Anfang 2012 bestehenden Aufwärtskanals konsolidierten die Papiere des Telekommunikationsanbieters zwischen Juli 2013 bis Januar 2014 seitwärts. In dieser Zeit wurde die langfristig überhitzte Lage vollständig abgebaut, seit wenigen Wochen hat die Aktie wieder den übergeordneten Impuls aufgenommen. Mit einer Differenz von 1,7 Prozent zur 21-Tage-Linie ist der Wert aber noch nicht überhitzt.
Der Weg auf der Oberseite wäre somit frei, als Orientierung für Gewinnmitnahmen im mittelfristigen Bereich dient die zuletzt im Juli 2014 bestätigte nördliche Begrenzung des Trendkanals bei derzeit knapp 45 Euro. Auf der Unterseite ist die Aktie zugleich gut abgesichert. Eine horizontale Barriere verläuft um 30 Euro und wird darunter von der 200-Tage-Linie und der Unterseite des Kanals zusätzlich verstärkt. Die Aktie bietet somit ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis, das mit dem passend zu den Chartmarken ausgewählten Hebelpapier verstärkt ausgenutzt werden kann.
Nordex
Die Papiere des Windkraftanlagenbauers sorgen zwar immer wieder für Schlagzeilen, die langfristige Performance fällt aber sehr bescheiden aus. Anders als einige hier vorgestellte Favoriten notieren die Aktien noch deutlich unter ihrer Bestmarke, die im Jahr 2001 bei 111 Euro ausgebildet wurde.
Im kurz- bis mittelfristigen Bereich sieht die Lage hingegen ganz anders aus. Ende 2012 mussten Anleger lediglich 2,60 Euro pro Papier bezahlen, inzwischen werden knapp 18 Euro fällig. Bereits aus diesen Vergleichen wird deutlich, dass Nordex eine hohe Volatilität bietet und nur Anleger mit sehr guten Nerven einsteigen sollten. Charttechnisch glänzte die Aktie erst vor wenigen Tagen mit dem Sprung über das Vorjahreshoch um 17 Euro. Nach einem erfolgreichen Test des Ausbruchsniveaus in der vergangenen Woche sollten nun wieder die Käufer das Zepter übernehmen und den Wert im Idealfall möglichst zügig auf neue Bewegungshochs hieven. Abgeleitet aus den statistischen Berechnungen auf Basis der 21-Tage-Linie wäre maximal Luft bis 22,60 Euro. Zuvor dürfte aber wie zuletzt im Sommer vergangenen Jahres eine obere Trendlinie bei derzeit 20,25 Euro zu verstärkten Gewinnmitnahmen führen.
Wer trotz der hohen Volatilität mit Hebel einsteigen möchte, greift zu dem vorgestellten Schein. Kursveränderungen werden um den Faktor zwei verstärkt. Ein sehr enger Stoppkurs bietet sich knapp unter dem Ausbruchsniveau bei rund 16 Euro an. Wer etwas mehr Luft lassen will, sichert bei 15,40 Euro ab.
United Internet
Eine ähnliche Ausgangslage wie Drillisch bietet auch der Kursverlauf von United Internet. Bereits Anfang Dezember 2014 beendete der Wert eine mehrmonatige Seitwärtsbewegung und strebt nun wieder in einem gesunden Tempo Richtung Norden. Das Risiko auf der Unterseite wird durch eine bereits bestätigte Nachfragezone zwischen 35 bis 36 Euro begrenzt. Erst wenn die Aktie wieder unter die Schwelle zurückfallen sollte, müsste der jüngste Aufwärtsimpuls als Fehlausbruch klassifiziert werden. Knapp darunter sollten Anleger daher den Stoppkurs setzen.
Anzeichen für eine größere Korrektur sind derzeit aber nicht zu erkennen. Mit einer Differenz zum Monatsmittelwert von 2,7 Prozent liegt keine überhitzte Situation vor. Erst ab einem Abstand von rund 8,5 Prozent steigt erneut die Gefahr eine Korrektur - dies entspricht ungefähr einem Kurs von 42,25 Euro. Mittel- bis langfristig sollte das Potenzial noch weiter reichen. Das mittelfristige Maximalpotenzial kann aus einer noch recht jungen, oberen Trendlinie abgeleitet werden und liegt bei rund 48,50 Euro.
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".
www.index-radar.de