Die Aktien dividendenzahlender Unternehmen sind nach wie vor sehr beliebt bei den Anlegern. Das ist vor allem aus zwei Gründen wenig verwunderlich. Zum einen ist der Beitrag von Dividenden bei der gesamten Wertentwicklung von Aktien enorm. Am US-Aktienmarkt lagen die reinen Kursgewinne im Zeitraum von 1900 bis 2010 laut Fidelity bei durchschnittlich 1,9 Prozent pro Jahr. Inklusive Dividenden waren es dagegen 6,3 Prozent. Ähnlich sieht es demnach auch auf dem deutschen Aktienmarkt von 1970 bis 2014 aus. Hier steuerten Dividenden die Hälfte der durchschnittlichen jährlichen Rendite von 5,0 Prozent bei

Zum anderen spricht das Niedrigzinsumfeld für Dividendenaktien. Schließlich kommen die Dax-Vertreter aktuell auf eine Dividendenrendite von knapp drei Prozent, während es für deutsche Bundesanleihen nur 0,35 Prozent gibt, wenn man dem Staat für zehn Jahre Geld leiht. Wenn Anleihen nicht viel abwerfen, dann steigt für viele Anleger eben automatisch die Attraktivität von Dividendenaktien als Anlagealternative.

Zumal regelmäßige Ausschüttungen auch so etwas wie ein Gefühl der Sicherheit vermitteln und die Unternehmen derzeit fleißig dabei sind, Gewinne an die Aktionäre in der Form von Dividenden zurückzuzahlen. In Deutschland winkt in diesem Jahr alleine von den DAX-Konzernen ein Dividendenregen von rund 30 Mrd. Euro. Die Landesbank Baden-Württemberg geht dabei davon aus, dass 20 der 30 DAX-Unternehmen eine Erhöhung ihrer Ausschüttungen je Aktie vornehmen werden. Hinzu kommt, bei ausschüttenden Aktien besteht nicht nur die Aussicht auf Dividendenzahlungen sondern im Idealfall auch die Chance auf Kursgewinne.

Die Analysten der traditionsreichen Berenberg Bank, deren Wurzeln bis in das Jahr 1590 zurückreichen, haben sich unter europäischen Nebenwerten umgesehen. Der Auftrag lautet Aktien herauszufiltern, die neben der Zahlung einer ansehnlichen Dividendenrendite auch Kursgewinne versprechen. Am Ende des Ausleseprozesses sind fünf Titel hängen geblieben, die als die Top-Dividenden-Favoriten der ältesten deutschen Privatbank für das Jahr 2015 im europäischen Nebenwertesegment herausgestellt werden. Eine dieser Aktien ist seit Drucklegung der Studie sogar schon so gut gelaufen, dass das vorgegebene Kursziel praktisch schon erreicht ist. Wir stellen diese fünf Werte, die laut Berenberg-Prognose im laufenden Jahr Dividendenrenditen von bis zu 6,4 Prozent bringen und Kursgewinne von rund 40 Prozent, nachfolgend etwas genauer vor.



Berenberg Bank Top-Dividenden-Favorit Nummer eins: Drillisch AG (WKN: 554550, 36,70 Euro, alle Angaben beziehen sich auf die Schlusskurse vom 23. Februar)



Der Wert, der sein Kurspotenzial praktisch schon abgearbeitet hat, ist Drillisch. Der deutsche Mobilfunkanbieter ist derzeit wieder einmal sehr beliebt bei den Anlegern, weil hier neben einer ansehnlichen Dividende auch vorzeigbares Ergebniswachstum winkt. Die Berenberg Bank rechnet von 2014 bis 2016 mit einem Gewinnplus p.a. von 24,7 Prozent und wegen dieser Perspektive hat es dieser Titel auch in die Berenberg-Liste der fünf wachstumsstärksten europäischen Nebenwerte für 2015 geschafft. Positiv hervorgehoben wurde zur Begründung für diese Wahl unter anderem die sehr gute Positionierung des Unternehmens, um von dem Mobilfunk-Datenboom in Europa zu profitieren.

Ein mit Telefónica Deutschland abgeschlossener lukrativer Vertrag eröffne dem Unternehmen im Bereich der vierten Mobilfunk-Generation viele Chancen. Das Unternehmen habe die Fähigkeit bereits unter Beweis gestellt, trotz aggressiver Preisangebote profitabel zu arbeiten und durch die Übernahme der E-Plus-Tochter yourfone verfüge man jetzt auch über eine Marke im Massenmarktsegment. So aufgestellt sollte es Drillisch gelingen, bis 2019 die Zahl der Kunden im Bereich des superschnellen Internets auf 4,0-4,5 Millionen zu verdoppeln und prozentual vergleichbares auch beim Gewinn vor Steuern, Zinsen. Abschreibungen und Amortisationen zu schaffen. Schon 2015 sollten erste Hinweise zu erkennen sein, dass das Unternehmen in dieser Hinsicht auf einem guten Weg ist.

Allerdings ist das derzeit noch auf 37 Euro festgezurrte Kursziel mittlerweile erreicht. Was damit zunächst noch bleibt, ist eine Dividendenrendite, die vom Analystenkonsens für dieses Jahr auf knapp 4,5 Prozent geschätzt wird. Abzuwarten bleibt, was die Bekanntgabe der Geschäftszahlen für 2014 bringen wird sowie der Ausblick auf das laufende Jahr. Kann das Unternehmen dabei überzeugen, scheint eine Anhebung des Kursziels nicht ausgeschlossen zu sein. Ein Anlass dafür konnten zuversichtliche Einschätzungen des Vorstands zur Integration von yourfone sein, denn wenn dieser gut gelingt, könnte daraus ein spürbarer Ergebnisbeitrag resultieren.



Berenberg Bank Top-Dividenden-Favorit Nummer zwei: CEWE Stiftung & Co. KGaA (WKN: 540390, 56,82 Euro)



Ebenfalls aus Deutschland kommt mit der CEWE Stiftung & Co. KGaA der zweite Dividenden-Favorit. Ausgehend von damals noch gültigen 49,50 Euro hat die Notiz hier seit Mitte Januar zwar auch bereits um fast 16 Prozent zugelegt. Aber bis zum Kursziel von 69 Euro bleibt trotzdem noch immer gut 21 Prozent Luft nach oben. Hinzu kommt eine Dividendenrendite von fast 3,2 Prozent, die sich auf Basis des von der Berenberg Bank erwarteten Ausschüttungssatzes von 1,80 Euro ergibt.

Was das Geschäftsumfeld von Cewe angeht, der wird schnell feststellen, wie beliebt Fotobücher sind, wenn man sich im Verwandten- und Bekanntenkreis umschaut. Ein Trend, der dem Foto-Dienstleister in die Karten spielt. Zumal sich mit Fotobüchern, Kalendern, Grußkarten und Wandbildern eine höhere Marge erzielen lässt als mit einem Einzelbildausdruck.

Laut Berenberg-Analystin Anna Patrice hat die Gesellschaft vom Analog- zum Digitaldruck geschafft und mit einem Marktanteil von rund 40 Prozent sei Cewe jetzt in Europa im digitalen Fotogeschäft stark aufgestellt. 2015 traut sie dem SDAX-Vertreter weiteres Wachstum zu sowie eine Verbesserung der Gewinnmarge. Stimmt diese Prognose, dürften die bei manchen Anlegern bestehenden Zweifel hinsichtlich der langfristigen Geschäftsaussichten des Fotofinishing-Geschäftes nachlassen. Weil sie diesbezüglich zuversichtlich sei, liege ihre Gewinnschätzung für 2015/16 auch mehr als zehn Prozent über dem Analystenkonsens.

Für das abgelaufene Geschäftsjahr rechnet Patrice mit Ergebnissen, die sich am oberen Rand der bisherigen Prognosen des Unternehmens bewegen dürften. Vorgelegt wird der Geschäftsbericht am 25. März, ab Ende Februar ist aber die Präsentation erster Eckdaten denkbar. Spannend sind diese Zahlen auch deshalb, weil das Weihnachtsgeschäft für Cewe von überragender Bedeutung ist. Als Messlatte gilt beim Gewinn vor Steuern und Zinsen eine Zielspanne von 30 bis 36 Millionen Euro.

Damit die Ergebnisse ankommen bei den Investoren, wird es aber auch darauf ankommen, sinkende Anlaufkosten für das neue Geschäftsfeld Online Print auszuweisen. Patrice ist auch diesbezüglich zuversichtlich und sie geht von einer Neubewertung des Titels aus, sobald sich abzeichnet, dass das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs umschwenken kann. Zumal sich die Berenberg-Analystin dank einer starken Bilanz auch Aktivitäten im M&A-Bereich vorstellen kann.



Berenberg Bank Top-Dividenden-Favorit Nummer drei: Cerved Information Solutions S.p.A. (WKN: A116HU, 5,246 Euro)



Sehr gefragt ist plötzlich auch die Aktie von Cerved Information Solutions und damit jener Titel, der für die Berenberg Bank ebenfalls ein Dividendenfavorit ist. Dabei hatte der erst im Vorjahr an die Mailänder Börse gekommene Titel zunächst erhebliche Anlaufprobleme. Noch am 9. Januar markierte der Wert bei 4,09 Euro ein Tief, was gegenüber dem Emissionspreis von 5,10 Euro ein herbes Minus darstellte. Das seitdem hat die Notiz in der Spitze um schlappe 31 Prozent zugelegt und inzwischen steht sogar gemessen am Ausgabepreis ein kleines Plus zu Buche.

Geht es nach der Berenberg Bank, dann kann es für den Aktienkurs noch weiter nach oben bis auf 5,80 Euro gehen. Das verspricht somit ein weiteres Kurspotenzial von 10,6 Prozent. Bei der Dividende rechnet die zuständige Analystin Simona Sarli für 2014 mit einer Zahlung von 0,21 Euro je Aktie und für das Jahr danach mit 0,26 Euro. Daraus errechnen sich ganz attraktive Dividendenrenditen von 4,00 Prozent und 4,96 Prozent.

Weil Cerved Information Solutions in Deutschland noch nicht so bekannt ist, darf der Hinweis nicht fehlen, was hinter dem Unternehmen steckt. Entstanden ist die Gesellschaft in ihrer heutigen Form durch den von 2008 bis 2011 eingefädelten Zusammenschluss von sieben Unternehmen. Die Wurzeln führen aber bis in das Jahr 1974 zurück. Die in Mailand ansässige Firma agiert als Ratingagentur und bietet Informations-Dienstleistungen an. Betreut werden mehr als 34.000 Kunden, wobei sich darunter vor allem viele italienische Unternehmen befinden.

Für Sarli ist die Aktie des Unternehmens deshalb interessant, weil sie auf Basis von Unternehmenswert zum Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen als auch auf KGV-Basis günstiger gehandelt werde als die Konkurrenz. Doch das sei auch deshalb nicht gerechtfertigt, weil Cerved profitabler sei und auch über ein günstigeres Wachstumsprofil verfüge. Für den Marktführer in Italien dürfte sich auch die stark expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bezahlt machen. Denn dies könnte zu einer größeren Kreditvergabe in Italien führen und vermutlich ist genau das der wichtigste Grund, warum der Aktienkurs zuletzt eine Rally hingelegt hat. Den Gewinn je Aktie sieht Sarli 2015 auf 0,17 Euro steigen und 2015 auf 0,20 Euro. Daraus ergeben sich Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 30,7 und 26,23.



Berenberg Bank Top-Dividenden-Favorit Nummer vier: Delta Lloyd (WKN: A0YC08, 17,355 Euro)



Anders als die drei zuerst vorgestellten Werte hat Delta Lloyd die jüngste Hausse an den europäischen Börsen zuletzt nicht mitgemacht. Die stark im Lebensversicherungsgeschäft tätige niederländische Versicherungsgesellschaft steckt vielmehr nach wie vor in einem Seitwärtstrend fest.

Was Altaktionäre ärgern dürfte, lässt Neueinsteigern die Chance auf ansehnliche Kursgewinne. Zumindest dann, wenn die Prognose der Berenberg Bank aufgeht. Analyst Matthew Preston beziffert das Kursziel auf 24 Euro, was immerhin ein Aufwärtspotenzial von gut 38 Prozent bedeutet. Neben dieser Chance auf Kursgewinne kommt eine lukrative Dividendenrendite hinzu, falls die Gesellschaft wie von Preston unterstellt auch in den kommenden Jahren weiterhin 1,03 Euro je Aktie ausschütten wird. Denn daraus ergibt sich immerhin eine Dividendenrendite von 5,93 Prozent.

Auch sonst hat der Titel bewertungstechnisch einiges zu bieten. Stimmt die Berenberg-Prognose, wonach der 2014 voraussichtlich bei 2,36 Euro weitgehend stagnierende Gewinn je Aktie in diesem und im kommenden Jahr auf 2,60 und 2,79 Euro steigen wird, dann ergeben sich daraus Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 6,7 und 6,2. Das ist ebenso moderat wie die Bewertung gemessen am Nettoinventarwert. Dieser wird von Preston für 2015 auf 15,7 und für 2016 auf 16,8 geschätzt. Damit würde der Wert momentan nur knapp über dem Nettoinventarwert gehandelt. Preston setzt darauf, dass es dem neuen Vorstandschef mittelfristig gelingen wird, die Werthaltigkeit der Aktie freizulegen und dies den Börsianern besser zu vermitteln. Die seit diesem Jahr verwendete Bilanzierungsmethodik sollte außerdem helfen herauszustreichen, wie robust das Gewinnprofil des Unternehmens im Grunde genommen sei. Dazu würden auch die erheblichen Fortschritte auf der Kostenseite beitragen.

Das Abwärtspotenzial für den Aktienkurs wird von Preston vor diesem Hintergrund als relativ gering eingestuft. Gleichzeitig gebe es einige potenziell positive Kurskatalysatoren, zu denen auch noch die Möglichkeit einer besser als befürchtet laufenden Konjunktur in Europa kommen könnte, was ebenfalls dazu beitragen würde, das Geschäftsumfeld zu verbessern, in dem Delta Lloyd operiert.



Berenberg Bank Top-Dividenden-Favorit Nummer fünf: Uniqa Insurance Group (WKN: 928900, 7,738 Euro)



Ebenfalls aus dem Versicherungsbereich stammt mit der Uniqa Insurance Group der fünfte und letzte Berenberg Bank Top-Dividenden-Favorit. Was den Chart angeht, so hinterlässt dieser österreichische Titel von allen fünf Werten den schwächsten Eindruck. Denn trotz der Kurserholung der vergangenen Tage steckt die Notiz hier in einem völlig intakten charttechnischen Abwärtstrend.

Das beirrt den zuständigen Analysten Sami Taipalus aber nicht darin, auf fundamentaler Basis das Kursziel auf 10,90 Euro, und damit leicht über den von ihm für 2016 mit 10,80 Euro angegebenen Nettoinventarwert festzuzurren. Geht diese Rechnung auf, winken hier folglich Kursgewinne von rund 40 Prozent. Zuletzt hat der Aktienkurs von Uniqa vermutlich aber auch unter den Problemen der österreichischen Raiffeisen Bankengruppe gelitten. Denn die RZB Gruppe ist mit 31,4 Prozent nicht nur der größte Einzelaktionär sondern die Raiffeisen Bankengruppe fungiert auch als Bankvertriebspartner. Allgemein zählt die Uniqa Gruppe zu den führenden Versicherungsunternehmen in Österreich sowie Zentral- und Osteuropa. Das Unternehmen bedient rund neun Millionen Kunden in 16 Länder und in sieben Ländern hat man Top-Fünf-Marktpositionen inne.

Das sind alles Assets, die Taipalus zu dem Schluss bringen, es als einen Fehler zu bezeichnen, die Aktie zu ignorieren. Zumal er davon ausgeht, dass der Markt zu pessimistisch eingestellt ist, was die Ergebnisse angeht. Aus seiner Sicht sollten die unternehmensinternen Vorgaben für 2014 erreicht worden sein, weil diese nicht besonders ehrgeizig gewesen seien. Vor allem aber stellt er als Kaufargument auf die aus seiner Sicht bestehende starke Unterbewertung hin. Der derzeitige Börsenwert von 2,38 Milliarden Euro werde schon allein durch den Wert des Österreich-Geschäftes abgedeckt. Das bedeute letztlich, dem Rest der Aktivitäten, die immerhin ein Drittel des Umsatzes beisteuerten, werde derzeit von der Börse überhaupt keine Werthaltigkeit zugebilligt. Hinzu komme ein KGV von 7,03, das sich für 2015 auf Basis seiner Gewinnschätzung von 1,1 Euro je Aktie ergibt.

Diese zurückhaltende Einschätzung durch die Anleger dürfte sich ändern, sobald sich zeige, dass diese Bereiche auch zur Dividendenfähigkeit beisteuern werden. Für das laufende Jahr kalkuliert Taipalus mit einer Ausschüttung von 0,50 Euro und im kommenden Jahr mit 0,60 Euro. Daraus ergeben sich Dividendenrenditen von 6,46 Prozent und von 7,75 Prozent. Ähnlich wie bei Delta Lloyd wäre es ein Bonus für die Uniqa-Aktie, falls sich die Konjunktur in Europa beleben sollte, wobei so ein Szenario derzeit aber noch nicht in dem genannten Kursziel laut Taipalus beinhaltet ist.