Der aktuelle Skandal um die mit dem Pflanzenschutzmittel Fipronil verseuchten Hühnereier ist lediglich ein weiterer Fall in einer Kette von Lebensmittelskandalen. In den USA fiel die Aktie der Fast-Food-Kette Chipotle Mexican Grill zum zweiten Mal binnen zwei Jahren in den Keller, nachdem in einem Restaurant erneut Noroviren aufgetaucht waren. Bereits vor zwei Jahren waren etliche solcher Fälle vor allem mit Hygienemängeln in Zusammenhang gebracht worden. Für die Firmen selbst ist neben den Kosten, die durch gesundheitliche Schäden bei den Betroffenen entstehen, der Imageschaden das größte Desaster.
Mehr Kontrolle gefragt
Ins Spiel kommen hier Unternehmen, die auf Diagnostiksysteme spezialisiert sind, mit denen sich Krankheitserreger identifizieren und lokalisieren lassen. Neben der Lebensmittelanalyse sind vor allem Spezialisten gefragt, die bakterielle Verunreinigungen im Trinkwasser aufspüren. "Erfolgsentscheidend ist dabei der Faktor Zeit - und zwar in dreierlei Hinsicht", meint Alexander Funk, Portfolio Manager bei Ökoworld. "Verfahren für die Lebensmittelanalyse müssen innerhalb kürzester Zeit in der Lage sein, Verunreinigungen von ihrer molekularen Zusammensetzung zu identifizieren, den Ort ihres ersten Auftretens zu lokalisieren und die Rückverfolgung ihrer Herkunft zu ermöglichen."
Das globale Bevölkerungswachstum und die veränderten Ernährungsgewohnheiten in Richtung verpacktes Essen und Trinken sorgen dafür, dass der Markt für Lebensmittelsicherheit kontinuierlich wachsen wird. Anleger können in diese Branche auf zweierlei Art investieren: Sie setzen auf den Marktführer oder sie legen sich Aktien von Unternehmen ins Depot, deren bahnbrechende Technologien auch in der Lebensmittelanalyse zum Einsatz kommen. Wichtig ist in beiden Fällen die Marktführerschaft: "Die globalen Player verfügen über einen technologischen Vorsprung und eine flächendeckende Marktpräsenz. Beide Faktoren erschweren den Markteintritt von neuen Akteuren", sagt Ökoworld-Experte Funk.
Einzeltitel bevorzugen
"Die Lebensmittelanalyse ist ein hochfragmentierter Markt. Unter den börsennotierten Unternehmen ist Eurofins ganz klar führend", meint Andreas Bischof, geschäftsführender Gesellschafter der Münchner Fondsboutique Nova Funds. Und Eurofins Scientific aus Frankreich ist in der Tat das einzige börsennotierte Unternehmen, das ganz auf die Analyse von Lebensmitteln und Bodenproben ausgerichtet ist. Die Firma fing bei ihrer Gründung 1987 mit der Analyse von Zucker in Wein an. Heute untersucht sie Lebensmittel auf Pestizide, Bodenproben auf Dioxine, Futtermittel auf unerwünschte Stoffe oder sucht Letztere bei pharmazeutischen Tests. Mehr als 2,5 Milliarden Euro erlöste Eurofins im Geschäftsjahr 2016. Der Nettogewinn von zuletzt 174 Millionen Euro soll nach Analystenschätzungen bis 2018 um knapp die Hälfte auf 256,6 Millionen Euro nach oben schnellen. Eurofins versteht es, ein stabiles organisches Wachstum durch gezielte Zukäufe zu ergänzen. Wer sich die Aktie ins Depot legt, muss allerdings seit jeher eine stattliche Bewertung schlucken. Aus charttechnischer Sicht bietet sich derzeit ein gutes Einstiegsniveau.
Der Diagnostikspezialist Biomérieux ist ein weiteres französisches Unternehmen, das in der Lebensmittelanalyse tätig ist. Die Kernkompetenz liegt aber in der Diagnostik von Infektionskrankheiten. Nach Risiko-Rendite-Aspekten ist die Aktie kaufenswert. Die Schweizer Comet Holding hat sich auf Materialprüfung spezialisiert und arbeitet an einem Verfahren, um Bakterien auf trockenen Nahrungsmitteln unschädlich zu machen. Für Comet spricht das auf mehrere Geschäftsfelder verteilte Wachstum und die vergleichsweise moderate Bewertung. Wegen der geringen Liquidität empfiehlt es sich, an der Börse Zürich zu ordern.
Zu den Produkten des US-Konzerns Waters Corp zählen Massenspektrometer und Gas-Chromatografen, die in der Labortechnik und der thermischen Analyse Anwendung finden. Hier ist die Gesellschaft weltweit top, sie glänzt mit einer im Branchenvergleich strammen operativen Marge von über 30 Prozent. Doch die Aktie ist zurzeit schon angemessen bewertet. Mit Neogen haben wir auch einen US-amerikanischen Experten für Lebensmittelanalyse auf dem Radar. Spezialisiert ist Neogen auf Analysesysteme für die Qualitätssicherung von Lebens- und Tierfuttermitteln. Zu den Stärken zählt die breite internationale Aufstellung. Das starke Umsatz- und Gewinnwachstum der vergangenen Jahre hat die Bewertung der Aktie deutlich ansteigen lassen und macht sie deshalb auch anfällig für Korrekturen. Kaufkurse bieten sich hier erst auf niedrigeren Niveaus.