Niedrigzinsen, schwächere Konjunktur und wegbrechende Erträge sorgen für zunehmenden Spar- und Konsolidierungsdruck unter den deutschen Geldhäusern. Im Sparkassenlager werden bei Helaba und Deka-Bank konkrete Fusionspläne für ein neues Zentralinstitut geschmiedet. Commerzbank und Deutsche Bank haben dagegen nach ihrem gescheiterten Zusammenschluss umfangreichen Stellenabbau und Filialschließungen angekündigt. Und nicht nur die Mitarbeiter, auch die Kunden bekommen den Ertragsschwund immer deutlicher zu spüren: Viele Geldhäuser -heben inzwischen auf breiter Front ihre Kontogebühren an - laut einer Erhebung des Verbraucherportals Biallo allein seit Jahresbeginn 400 Institute um im Schnitt 30 Prozent.
"Es kommt Bewegung rein"
"Die scharfen Kosteneinschnitte bei Commerzbank und Deutscher Bank, aber auch die Fusionspläne im Sparkassensektor zeigen, dass in die Strukturen der deutschen Bankenlandschaft Bewegung kommt", sagt Analyst Philipp Häßler von der Investmentbank Pareto Securities. "Die Geldhäuser reagieren nicht nur auf Niedrigzinsen, sondern auch auf das immer stärker auf Internet und Smartphone ausgerichtete Kundenverhalten."
Der Abbau von Kosten und Kapazitäten zieht sich quer durch das dreisäulige deutsche Bankensystem. Als ersten Schritt haben die Sparkassen soeben Fusionsgespräche von Dekabank und Helaba zu einem Spitzeninstitut für alle Sparkassen angekündigt. Pläne dafür liegen schon länger in der Schublade und sind auch im eigenen Lager umstritten. Sparkassenpräsident Helmut Schleweis wollte sich auf Anfrage von €uro am Sonntag nicht dazu äußern, wie er etwa den Widerstand einzelner Bundesländer als Miteigentümer gegen ein solches Zentral-institut überwinden will.
Unterdessen stehen Commerzbank und Deutsche Bank vor harten Einschnitten. Commerzbank-Chef Martin Zielke hat den Abbau von 4300 Stellen, die Schließung von 200 der 1000 Filialen und die Übernahme der Onlinetochter Comdirect angekündigt.
Die Deutsche Bank kürzt konzernweit 18 000 Stellen, viele davon im Inland. Dabei sind die Geldhäuser in Deutschland, auch die kleineren, selbst im Fall eines wirtschaftlichen Abschwungs im Durchschnitt solide kapitalisiert, wie jüngst ein Bankenstresstest der Finanzaufsicht Bafin unter 1400 Instituten ergeben hat.
"Die Kernfrage ist, wie lange die aktuelle Niedrigzinsphase anhält", erläutert Bankenexperte Häßler. "Kurzfristig können sich die Banken mit Einsparungen und höheren Gebühren Spielräume auf der Ertragsseite schaffen. Dauert das Niedrigzinsumfeld aber mehrere Jahre, dann könnte der Zinsmargenschwund tatsächlich für einige Häuser gefährlich werden, vor allem wenn gleichzeitig auch noch die Konjunktur wegbricht."
Analyst Häßler kommt vor diesem Hintergrund immerhin zu einer Kaufempfehlung für die Commerzbank. "Weil die Aktie mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,2 sehr günstig ist und die Bank mit den angekündigten Umbau- und Sparmaßnahmen ihre grundsätzlich -richtige Privat- und Firmen-kundenstrategie weiter vorantreibt." Geduld sei erforderlich, eine rasche Rückkehr zu einer stabilen Ertragsbasis nicht zu -erwarten. Die Deutsche Bank müsse ihre Strategie dagegen erst noch finden, der Konzern-umbau sei umfassender und riskanter. "Und anders als bei der Commerzbank gibt es bei der Deutschen ein erhebliches Risiko für eine weitere Kapitalerhöhung." Von einem Neueinstieg rät Häßler hier ab