In diesen Indikator-Fenstern haben wir Extremzonen auf der Ober- und Unterseite markiert: Die Zone, ab der sich eine Aktie zu weit von einem Durchschnittskurs zu entfernen beginnt, haben wir mit einer gestrichelten Linie visualisiert. Ab hier kann langsam von einer überkauften (oben) oder überverkauften (unten) Phase der Aktie gesprochen werden. Eine durchgezogene rote Linie zeigt dann, dass der Extremzustand sich bis auf ein sehr selten erreichtes Niveau verschärft hat. Die Aktie hat sich sehr weit von ihrem Durchschnittstrend entfernt. Vorsicht ist angebracht, da eine Bewegung der Kurse in die Gegenrichtung droht. Nicht immer können zwei Markierungen eingezogen werden: Da manche Aktien einen zu unregelmäßigen Verlauf aufweisen, gibt es gelegentlich keine oder nur eine Extremzone.
Mit diesen statistischen Hilfsmitteln erkennen Anleger auf einen Blick, wie es um ihre Lieblingspapiere aus dem Deutschen Aktienindex bestellt ist, und ob kaufen, halten oder verkaufen jetzt die beste Option ist. In diesem Beitrag beleuchten wir das letzte Drittel der Indextitel von L wie Lanxess bis V wie Volkswagen.
1. Lanxess
Die jüngste Korrekturbewegung hat sich zu einem vollwertigen kurzfristigen Abwärtstrend ausgewachsen. Auslöser war das erneute Abprallen der Notierungen an der Widerstandszone zwischen 58 und 60 Euro. Diesmal nahmen Anleger bereits frühzeitig Gewinne mit und verkauften auch weiter, als die Unterstützungszone bei 49 bis 50 Euro bereits erreicht wurde. Das ausbleibende Kaufinteresse in diesem Areal spricht Bände. Bestenfalls ist nun mit einer Fortsetzung der mittelfristigen Seitwärtsbewegung zu rechnen. Die Aktie ist vorerst uninteressant.
2. Linde
Die Aktie wurde in der jüngsten Korrektur ebenfalls etwas in Mitleidenschaft gezogen, hat aber nach wie vor einen Aufwärtstrend, solange die Unterstützungen bei 147,70 (200-Tage-Linie) und rund 150 Euro (horizontal) halten. Erst darunter schwenkt die Prognose dann wieder auf seitwärts, mit Kurszielen um 137/140 - eine sehr starke Haltezone verläuft dort. Fazit: Kein "Must have", aber doch ganz nett im Depot - insbesondere, weil nach oben der Weg charttechnisch frei ist.
3. Lufthansa
Wir versuchen das Wort "Absturz" im Zusammenhang mit Fluglinien zu vermeiden - das könnte Unglück bringen. Aber dennoch: Anleger haben nur noch die Hoffnung, dass die Unterstützung bei rund 14,80 Euro hält - heute ist diese Zone auf dem Prüfstand und intraday auch schon unterschritten. Kauft hier keiner mehr, ist die 14er-Marke noch eine (eher unwahrscheinliche) Stabilisierungschance, darunter droht dann das böse A-Wort bis 11 / 11,50 Euro. Lieber woanders investieren.
4. Merck
Die Aktie hat zuletzt etwas an Schwung verloren und ist von einer Aufwärtsbewegung in einen langfristigen Seitwärtstrend übergegangen. Solange sie nicht unter 55 Euro fällt, kann man sie noch halten - mehr aber auch nicht.
5. Munich Re
Langfristig ein schöner Aufwärtstrend, kurz- bis mittelfristig deutlicher Schwungverlust. Mehr muss man eigentlich zur Münchener Rück nicht sagen. Wichtig vor allem die 200-Tage-Linie um 156,20 Euro, sowie die Zone 147 / 150 für Stoppkurse. Darunter wird es dann weniger schön. Fazit: Kann man haben, muss man aber nicht
6. RWE
Diese Aktie macht endlich wieder Spaß: Der Ausbruch über den starken Widerstand bei 31 Euro macht den Weg frei bis 36/37 Euro. Aber Vorsicht, das Papier hat sich mittelfristig etwas überhitzt, der Abstand zur 200-Tage-Linie ist hoch. Das ist auf lange Sicht kein Hinderungsgrund für weitere Gewinne, doch Anleger müssen auch Zwischenkorrekturen mit einkalkulieren. Unterstützungen liegen - leicht zu merken - bei 31, 30, 29 und 28 Euro, dort verläuft auch die 200-Tage-Linie. Vermutlich wird die Aktie aber bereits an einer der erstgenannten Haltezonen wieder nach oben drehen. Unsere Meinung: Gehört aus charttechnischer Sicht in jedes Depot.
7. SAP
Die Aktie könnte wieder kommen, im Moment ist sie jedoch nur ein Paradebeispiel für einen Seitwärtstrend. Das ändert sich, sobald die Kurse sich oberhalb von 59,50 Euro festsetzen - oder unter der Zone 52/54 Euro. Anleger sollten eine dieser Entwicklungen abwarten, bevor sie aktiv werden. Wer das Papier schon hat, kann es mit einem Stopp knapp unter der 52er-Marke halten, wenn er daran hängt.
8. Siemens
So ein schöner Aufwärtstrend! Wenn..., ja wenn da nur nicht der zähe Widerstand bei 100 Euro wäre, der sich bis 101,35 ( dem Jahreshoch) hin zieht. Das "erste Mal" über die 100 ist bei vielen Aktien ein schwieriger Prozess, Psychologie eben. Doch bei Siemens war es schon vor 14 Jahren soweit. Vielleicht ist es einfach schon zu lange her, so dass dieser Prozess sich jetzt wiederholt. Beim zweiten Mal geht es vielleicht auch schneller, zumal der Aufwärtstrend auch von unten Druck macht, die steigende Südgrenze dieses Korridors bei aktuell 92 Euro könnte Käufer Anlocken. Wenn nicht, übernehmen diese Funktion die nächste horizontale Unterstützung bei 87 / 89 Euro. Erst darunter trüben sich die Aussichten wieder ein. Wir denken: Ungeduldige Anleger kaufen gleich oder sind sogar schon investiert, wer gerne vorsichtig agiert, wartet die 101,35 noch ab - verliert dadurch aber auch mehr als zehn Prozent potenzielle Rendite.
9. ThyssenKrupp
Wer verstehen will, warum es aktuell bei Thyssen nicht mehr aufwärts geht, muss bis in das Jahr 2011 zurück blicken. Alte Widerstände aus dieser Zeit werden aktuell mangels Alternativen wiederbelebt. Doch erfahrungsgemäß haben diese angestaubten Kursmarken in der Neuzeit nicht allzu lange Bestand. Wichtiger ist der obere Rand des aktuellen Aufwärtstrendkanals, der auf gleicher Höhe ebenfalls zu Gewinnmitnahmen verleitet. Die Untergrenze dieses Kurskorridors bei rund 19,50 Euro sorgt mit der 200-Tage-Linie für die wichtigste Unterstützung. Solange die Aktie nicht tiefer fällt, bleibt sie ein guter Baustein für jedes DAX-Depot. Auch die nächsten Kursziele sind veraltet: Bei 26,50 bis 28 Euro ist zuletzt ebenfalls vor drei Jahren gehandelt worden - dennoch gilt auch hier: Da sonst keine Chartmarken vorhanden sind, sollte man die ollen Kamellen nicht gleich ganz vergessen.
10. Volkswagen
So, nun zum letzten DAX-Titel: Leider gibt es kein Happy-End. Die Volkswagen-Vorzugsaktien sind aus dem Aufwärtstrend nach unten heraus gefallen und haben gleichzeitig die 200-Tage-Linie unterschritten. Damit dreht die Prognose auf seitwärts, das neue Kursziel liegt bei 165 bis 175 Euro. Darunter wird es dann unschön. Das höchste der Gefühle wäre aktuell eine Erholung in Richtung 200, doch dieses Szenario ist das deutlich unwahrscheinlichere. Anleger müssen diese Aktie derzeit nicht haben.