Gut zehn Jahre ist es jetzt her, dass Apple das iPhone eingeführt hat. Das Multimedia-Handy bescherte dem kalifornischen Unternehmen nicht nur so hohe Gewinne wie keiner Gesellschaft zuvor, sondern hat Apple auch zum wertvollsten Konzern weltweit gemacht. Das iPhone steht aber nicht nur für den Aufstieg des Smartphones an sich, vielmehr symbolisiert es auch die wachsende Bedeutung von Technologie allgemein.

Heutzutage besitzt fast jeder ein Smartphone, und auch sonst dringt die Technologie immer mehr in unser Leben ein. Zukunftsforscher sprechen deshalb längst vom Zusammenwachsen von Mensch und Technik. Roboter werden künftig unsere Arbeit erledigen, uns im Haushalt unterstützen, und Autos werden uns selbstständig zur Arbeit fahren. Selbst die Möglichkeit ewigen Lebens ist immer öfter Gegenstand ernsthafter Diskussionen.

Obwohl das alles zum Träumen einlädt, erlitten Technologiewerte an der Börse jüngst einen Schwächeanfall. Speziell bei einigen der großen Branchenvertreter gab es dabei in kurzer Zeit relativ deutliche Kursrückschläge. Ein Umstand, der Nervosität unter den Anlegern auslöste, zumal sich diese angesichts der zuvor erreichten Rekordkurse ohnehin um eine Blase und deren Platzen sorgen.

Beim Versuch, die momentane Lage einzustufen, hilft es, sich zunächst zu vergegenwärtigen, dass der technologielastige Nasdaq-Index seit März 2009 rund 460 Prozent zugelegt hat. Den marktbreiteren S & P 500 hat er damit um Längen abgehängt. Das Segment hat also in Sachen Wertentwicklung schon deutlich vorgelegt. Ähnlich gut lief es übrigens auch in anderen Regionen der Welt - beispielsweise in den Schwellenländern. Im ersten Halbjahr hat der dort wichtige Index MSCI Emerging Markets Information Technology mit plus 34 Prozent fast doppelt so gut abgeschnitten wie der breit aufgestellte Gesamtindex.

Vergleiche mit dem Jahr 2000 hinken



Als Resultat dieser ausgezeichneten Performance sind Tech-Aktien mit einem Anteil von 27 Prozent im MSCI Emerging Markets Index inzwischen am höchsten gewichtet. Ähnliches gilt auch für den S & P 500, in dem Titel aus dem Technologiesektor auf marktgewichteter Basis jetzt auf rund 22 Prozent kommen. Zudem dominieren die sogenannten FAANG-Aktien, also Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google - Alphabet - zusammen mit Microsoft die Liste der weltgrößten börsennotierten Unternehmen.

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, wenn sich Marktteilnehmer fragen, ob sie ähnlich wie zur Jahrtausendwende wieder Zeuge einer irrationalen Übertreibung sind. Ganz auszuschließen ist das natürlich nicht, aber abgesehen von einigen Teilbereichen sind die Bewertungen im Schnitt derzeit längst nicht so über dem Marktdurchschnitt wie damals. Deutlich macht das der relative KGV-Vergleich des MSCI-Technologie-Index mit dem MSCI-World-Index. Denn während damals die KGV-Bewertungen um ein Vielfaches über dem Marktdurchschnitt lagen, ist das momentan nicht der Fall.

Ablesen lässt sich das auch an der Industry Classification Benchmark (ICB) von Dow Jones und FTSE International. Diese beziffert das KGV des Welt-Index für 2018 auf 15,9 und für den Technology-Index auf unwesentlich höhere 16,7. Wobei im Gegenzug die Schätzungen für Umsatz und Gewinn in diesem Sektor für 2017 und 2018 mit plus 7,3 und 6,0 Prozent sowie mit 14,1 und 11,6 Prozent etwas höher ausfallen als im Schnitt.

Auch die Gewinnentwicklung ist einer der wichtigsten Unterschiede zu früher. So ist in den USA der Gewinntrend (also der gewichtete Durchschnitt der Gewinnerwartungen für das aktuelle und nächste Kalenderjahr) für den S & P 500 in den vergangenen acht Jahren um 110 Prozent gestiegen - für den Nasdaq 100 aber um 220 Prozent. Auf ein sehr respektables Niveau haben sich auch die operativen Gewinnspannen vorgearbeitet. Beim S & P 500 Information Technology Index bewegen sich diese bei 20,4 Prozent und fallen damit fast doppelt so hoch aus, wie es Anfang 2004 der Fall war.

Vor diesem Hintergrund kommt Pieter Schop, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter NN Investment Partners, zu folgendem Schluss: "Im Gegensatz zum Technologieboom Ende der 1990er-Jahre, basiert der Aufwärtstrend bei Technologie-Aktien auf einer Anhebung der Gewinnerwartungen und nicht nur auf heißer Luft. Die Bewertungen von Technologiefirmen sind im Vergleich zu ihrem Wachstumspotenzial durchaus attraktiv, es gibt Innovationen im Überfluss, die Bilanzen sind robust und die Gewinndynamik bleibt gut."

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Risiken nicht vergessen



Dennoch wäre es fahrlässig, die vorhandenen Risiken komplett auszublenden. Dazu zählt insbesondere eine allgemeine Marktkorrektur - wobei diese vor allem im Falle einer Rezession droht - was sich aktuell noch nicht abzeichnet. Wachstumstitel als Ganzes könnten auch bei deutlich anziehenden Zinsen an Schwung verlieren. Für Kursverwerfungen können außerdem auch neue disruptive Technologien sorgen, welche die aktuellen Kräfteverhältnisse in der Branche über den Haufen werfen.

Den wachsenden regulatorischen Gefahren sind vor allem die Platzhirsche ausgesetzt. Und wie real diese Bedrohung tatsächlich ist, unterstreichen die aktuellen Beispiele. So hat die EU-Kommission kürzlich die Alphabet-Tochter Google wegen der Bevorzugung gewisser Produktanzeigen in Suchergebnissen zu einer Rekordstrafe von 2,7 Milliarden Dollar verdonnert. Soziale Netzwerke wie Facebook stehen unter Druck, Hass-, Gewalt- und Terrormitteilungen wirkungsvoller zu bekämpfen, und in China macht die Kommunistische Partei zusehends Front gegen ihr nicht genehme Videospiele. Darüber hinaus könnten die Wettbewerbshüter irgendwann auf die Idee kommen, die zunehmende Marktmacht der großen Technologie-Anbieter in irgendeiner Form zu begrenzen.

Ob daraus wirklich nachhaltig kursbelastende Probleme entstehen, bleibt abzuwarten. Beim Umgang mit diesen Risiken kann der Einsatz von Absicherungsinstrumenten helfen. Um Verlustrisiken zu begrenzen, eignen sich beispielsweise Stop-Loss-Marken. Verschlechtert sich die Charttechnik und erreicht eine vorher festgelegte Marke, steigt man automatisch aus. Bessert sich das Chartbild wieder, steht einem der Wiedereinstieg offen. Die jüngste Kursschwäche hat dabei zumeist noch keinen echten Chartschaden in Form unterschrittener langfristiger Abwärtstrends bewirkt. Vielmehr sind die bisherigen Einbußen eher unter der Rubrik Gewinnmitnahmen zu verbuchen.

Für diese war es auch an der Zeit - nachdem es einige kurzfristige Überhitzungserscheinungen gab. Dazu zählt die inzwischen hohe Gewichtung des Sektors in US-Pensionsfonds oder auch das rege Kaufinteresse von Hedgefonds, was wegen deren erbärmlicher Durchschnittsperformance ein Kontraindikator ist. Außerdem hatte der Nasdaq 10 zuvor sieben Monate in Folge zugelegt, was der längsten Gewinnserie seit 2009 entspricht, bevor es im Juni dann ein Minus setzte. Das deutliche Tagesminus von 2,5 Prozent am 9. Mai beim Nasdaq 100 werteten die Analysten von Julius Bär dabei als "Korrektur im intakten Bullenmarkt". Solange es bei dieser Bestandsaufnahme bleibt, sind Rückschläge dieser Art eigentlich kein Problem. Denn wie Charttechniker Mensur Pocinci erklärt, ist der Nasdaq 100 in der Vergangenheit nach einem Rückschlag in den folgenden 250 Tagen im Schnitt um 25 Prozent gestiegen. Weil wir aber nicht vorab wissen, ob sich die jüngste Kursschwäche nicht doch noch ausdehnt, gehen wir bei unseren Anlagetipps betont konservativ vor. Das zeigt sich aus den genannten Gründen am Verzicht auf die Marktschwergewichte sowie an einer sehr konzentrierten Favoritenliste. Zudem haben die Qualifikation nur Titel geschafft, die gemessen am Sektordurchschnitt und den eigenen Gewinnaussichten mit einem moderaten KGV ausgestattet sind. Damit es sich dabei um keine Value-Fallen handelt, haben wir zusätzlich auf ein ansprechendes Chartbild geachtet.

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Es gibt sie noch: günstige Tech-Aktien



Interessanterweise wurden wir auf der Suche nach günstigen Werten im Halbleiterbereich fündig. Das ist deshalb überraschend, weil Halbleiter in elektronischen Geräten unverzichtbar sind und das Segment ohnehin schon einen Boom erlebt. So sagt die Organisation World Semiconductor Trade Statistics dem weltweiten Halbleiterumsatz 2017 ein Wachstum von 11,5 Prozent auf 378 Milliarden Dollar voraus. Wie die zuletzt starken Geschäftszahlen belegen, profitiert davon der in Singapur ansässige Halbleiterhersteller Broadcom. Das Unternehmen arbeitet unter anderem mit Apple zusammen an einem verbesserten System zum drahtlosen Aufladen elektronischer Produkte. Das ist aus dem Grund spannend, weil derzeit weniger als zehn Prozent der Smartphones über diese Technologie verfügen - deren Anteil soll bis 2019 aber auf 60 Prozent steigen. Analysten rechnen von 2016 bis 2019 mit einem Gewinnanstieg von 11,45 auf 18,52 Dollar je Aktie.



Eine noch größere Wachstumsdynamik unterstellen Analysten Lumentum, einem Hersteller von optischen und photonischen Produkten. Die Prognosen sehen hier für die nächsten fünf Jahre ein Ergebnisplus von 20 Prozent pro Jahr vor. Gemessen am geschätzten KGV für 2017/18 von gut 21 ergibt sich damit ein attraktives Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis. Spannend ist hier nicht zuletzt der Bereich 3-D-Sensing, dessen weltweites Umsatzvolumen Morgan Stanley von 2017 bis 2022 von 1,5 auf 6,8 Milliarden Dollar wachsen sieht. 3-D-Sensoren dürften verstärkt in Smartphones Einsatz finden und hier Anwendungen wie Onlineshopping, Gesichtserkennung und Spiele unterstützen. Meldungen zufolge ist Lumentum als Lieferant beim neuen iPhone 8 mit im Spiel, und auch chinesische Smartphone-Anbieter gelten als potenzielle Kunden.



Ebenfalls aussichtsreich positioniert ist das US-Unternehmen Corning. Die beiden umsatzträchtigsten Geschäftsbereiche Bildschirmtechnologie und Telekommunikation sind stark bei Displays und Glasfaserkabeln und damit in zwei technologisch sehr wichtigen Bereichen angesiedelt. So sind Glasfaserkabel, die eine Datenübertragung mit Lichtgeschwindigkeit ermöglichen, unverzichtbar für eine moderne Netzinfrastruktur wie dem neuen Mobilfunkstandard 5G. Corning traut sich bis 2019 eine Cashgenerierung von 26 bis 30 Milliarden Dollar zu. 10 Milliarden davon sollen investiert und 12,5 Milliarden an die Aktionäre in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen zurückgegeben werden. Die Börse belohnte das jüngst mit einem geglückten Ausbruch aus einem zuvor jahrelang bestehenden Seitwärtstrend.



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Wachstum ist alles



Im Bereich Display-Technologien spielt LG Display als weltgrößter Produzent von Flüssigkristall-Bildschirmen bereits heute ganz vorn mit. Aber offenbar sind die Südkoreaner dabei, die gute Stellung noch weiter auszubauen. Angeblich soll LG Display neben Samsung Electronics auch Apple künftig mit OLED-Displays versorgen. OLED steht für organische Leuchtdiode. Auch heißt es, die Tech-Ikone soll außerdem 1,75 bis 2,6 Milliarden Dollar in den Ausbau neuer OLED-Produktionslinien von LG investieren. Wie gut die Chancen allgemein im OLED-Bereich sind, zeigt eine Prognose von Research and Markets. Der Marktforscher sagt von 2015 bis 2021 einen Anstieg des Marktvolumens von 18,4 auf 42,1 Milliarden Dollar voraus. Mit einem einstelligen KGV ist LG Display angesichts dieser Perspektiven niedrig bewertet.



Was die Bewertung angeht, ist aus unserer Sicht auch das israelische Unternehmen Magic Software ein interessanter Kandidat fürs Depot. Denn hier steht einem für 2018 geschätzten KGV von knapp 13 ein auf Sicht von fünf Jahren erwartetes Gewinnwachstum von 13,6 Prozent pro Jahr gegenüber. Der Anbieter von Softwareplattformen für Enterprise Mobility, Cloud-Applikationen und Business-Integration mischt in zukunftsträchtigen Bereichen mit. Der Marktforscher Gartner sieht den Cloud-Computing-Markt von 2015 bis 2020 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 19 Prozent auf 162 Milliarden Dollar ansteigen. Magic Software verfügt dabei über Stärken in einem Teilbereich wie beispielsweise "Platform as a Service", bei dem es besonders dynamisch zugeht. Barclays verspricht sich vor diesem Hintergrund einen Kursanstieg bis auf zehn Dollar.



Wenn die Digitalisierung auch in Unternehmen immer mehr um sich greift, dann spielt das Unternehmen in die Karten, die bei der technologischen Umstellung helfen. Das bringt die aus dem Zusammenschluss von HP Enterprise Services mit dem Beratungshaus Computer Sciences entstandene DXC Technology ins Spiel, die als größter unabhängiger IT-Berater und IT-Dienstleister gilt. Gelingt es dem Konzern, auch in Zukunftsmärkten wie Cloud- Computing, Analytics, künstliche Intelligenz und Machine Learning zu punkten, dann sind die Geschäftsaussichten gut. Analysten sind in dieser Hinsicht optimistisch und rechnen von 2016 bis 2021 fast mit einer Ergebnisverdoppelung von 3,10 auf 6,01 Dollar je Aktie.



Ähnlich positiv ist der Analystenkonsens bei Abbvie, einem 2013 als Abspaltung von Abbott entstandenen Biopharmakonzern. Denn bei einem erwarteten Anstieg von 4,32 auf 8,35 Dollar je Aktie sehen auch hier die Schätzungen von 2016 bis 2021 fast eine Gewinnverdoppelung. Ein auslaufender Patentschutz für den Verkaufsschlager Humira gegen rheumatische Arthritis hat die Kursentwicklung lange gebremst. Doch das Unternehmen selbst rechnet bis 2020 mit rund 20 eigenen Zulassungen. Das ist eine Prognose, die dazu passt, dass allgemein von 2013 bis 2016 der Anteil neuer biologischer Arzneimittel zulasten herkömmlicher Medikamente von zehn auf 40 Prozent gestiegen ist. Ein Trend, der anhalten dürfte, zumal die Politik den günstigeren Biotech-Medikamenten positiv gegenübersteht. Entwickelt sich die Pipeline wie erhofft, hat Abbvie Luft nach oben.



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Kurse, Kurven, Kennzahlen - die aktuellen Favoriten im Überblick





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