Dividendenrenditen von vier Prozent und mehr, selbst in soliden Standardwerten, sprechen für sich. Damit könnte auch 2020 zu einem glorreichen Börsenjahr erwachsen - wenn auch mit ebenso hohen Schwankungen wie im Vorjahr. Wir stellen fünf interessante Einzelwerte aus dem Deutschen Aktienindex (DAX) vor. Dabei überzeugen aber nicht alle Titel auf der Long-Seite.

Deutscher Aktienindex (DAX): Besser als viele Anleger glauben


Nach dem kräftigen Kursplus im Jahresverlauf 2019 konsolidiert der DAX seit Oktober 2019. Dabei sind es im Wesentlichen zwei Kursmarken, die im Fokus der Anleger stehen: Das bisherige Allzeithoch bei 13.597 Punkten als Widerstand, sowie die 12.800er-Marke als Unterstützung. Diese Konsolidierung (Seitwärtstrend) aber gereicht dem langfristigen Aufwärtstrend des DAX keinesfalls zum Nachteil. Im Gegenteil: Diese Seitwärtsphase hilft, einer überkauften Marktsituation vorzubeugen. Ob ein Markt überkauft ist, lässt sich etwa am prozentualen Abstand zwischen gleitendem Durchschnitt und aktuellem Indexstand messen.

Die Grafik unterhalb des abgebildeten Wochencharts zeigt den prozentualen Abstand zwischen 200-Tagelinie und dem DAX-Stand. Je größer dieser Abstand, desto überkaufter (roter Bereich) / überverkaufter (grüner Bereich) gilt der DAX. Mit einem prozentualen Abstand zwischen gleitendem Durchschnitt und DAX-Stand von derzeit 5,2 Prozent bewegt sich dieser Indikator auf neutralem Gebiet. Damit kann beim DAX derzeit, im mittelfristigen Zeitfenster, von keiner Kursübertreibung gesprochen werden. Die Chance auf einen erfolgreichen DAX-Jahresverlauf steht damit gut.

Hinweis in eigener Sache: Börse Online veröffentlicht börsentäglich eine aktuelle Analyse zum DAX unter kurz- und mittelfristiger Betrachtung. Diese tägliche Analyse ist unter dem nachfolgenden Link frei zugänglich: Die aktuelle DAX-Chartanalyse


Die Guten: Charttechnisch aussichtsreiche Aktien im DAX


Wenden wir uns drei Einzelwerten zu, die charttechnisch auf der Long-Seite gefallen:

Adidas:
Kurs am 7. Januar 2020: 293,55 Euro
Performance 2019: +59%
Nächster mittelfristiger Widerstand: 297 Euro
Nächste mittelfristige Unterstützung: 270 Euro

Auf den ersten Blick mag der Aktienkurs von Adidas etwas träge anmuten - doch der Reiz liegt, wie so oft, im Detail. Die Notierung von Adidas bewegt sich zu Jahresbeginn nämlich nahe ihres bisherigen Allzeithochs. Dieses lag bei 297 Euro. Mit aktuellen Kursen um 293,55 Euro trennen dem Titel damit nur noch knapp 1,2 Prozent bis zu neuen Höchstständen. Die Adidas-Aktie präsentiert sich damit gut in Form. Die 200-Tagelinie strebt aufwärts und unterstreicht damit das positive Trendverhalten. Die mehrmonatige Seitwärtsbewegung zwischen 264 Euro und 297 Euro bewirkte, dass sich die zuvor überkaufte Marktsituation vom Frühsommer 2019 auf ein wieder gesundes Maß reduziert hat (siehe Grafik unterhalb des Charts). Der Aktienkurs von Adidas sollte nun genug Potenzial besitzen, um einen neuerlichen Sprung nach oben erfolgreich zu meistern.

Achtung: Das Allzeithoch bei 297 Euro stellt einen bedeutsamen Widerstand nach oben dar! Sollte dieser durchbrochen werden, so wäre das ein starkes Kaufsignal. Denn charttechnische Widerstände gäbe es dann keine mehr. Wer auf Nummer Sicher gehen will, wartet einen Ausbruch über die 300er-Marke ab. Das nachfolgende Kursziel würden wir im Falle eines erfolgreichen Ausbruchs im Bereich um 345 / 360 Euro (+15% / +20%) veranschlagen. Andererseits zeigt sich die Notierung im Bereich ihrer 200-Tagelinie (aktuell bei 264,72 Euro verlaufend) als solide unterstützt.


Deutsche Bank
Kurs am 7. Januar 2020: 7,29 Euro
Performance 2019: -1%
Nächster mittelfristiger Widerstand: 7,75 Euro
Nächste mittelfristige Unterstützung: 6,20 Euro

Der Auftakt ins neue Jahr ist geglückt: Der Aktienkurs der Deutsche Bank AG ging am ersten Handelstag des neuen Jahres mit einem Plus von fünf Prozent an den Start. Dass der Titel seine Gewinne vom 2. Januar zwischenzeitlich wieder hergeben musste, sollte Anleger nicht verstimmen - der Chart hat auch gute Seiten: Die Notierungen der Deutschen Bank befinden sich nämlich inmitten einer langfristigen Bodenbildung, die im vergangenen August bei 5,77 Euro ihren Anfang nahm. Entsteht hieraus etwa eine große Trendwende nach oben?

Der abgebildete Wochenchart zeigt die 200-Tagelinie. Diese fällt bereits seit 2018 und legt damit Zeugnis ab vom nachhaltigen Abwärtstrend des Papiers. Nun aber wurde der Fall dieses gleitenden Durchschnitts beendet und eine Aktie der Deutschen Bank kostet wieder mehr als im Durchschnitt der vergangenen 200 Handelstage. Das ist sehr positiv zu bewerten. Kritisch stimmt jedoch die leicht überkaufte Marktsituation - siehe Grafik unterhalb des Aktiencharts. Die dort abgebildete Kurve misst den prozentualen Abstand zwischen 200-Tagelinie und dem Aktienkurs.

Der Crash der Deutsche-Bank-Aktie in den vergangenen Jahren ist beinahe schon beispielslos. Im aktuellen Kurs ist noch immer sehr viel Unheil eingepreist. Möglicherweise könnten die Anleger jetzt, zu Jahresbeginn, Mut und Hoffnung schöpfen auf bessere Zeiten. Hat der kräftige Kurssprung vom 2. Januar etwa einen Neubeginn eingeläutet? Die Chance auf eine nachhaltige Trendwende bei den Aktien der Deutschen Bank erscheint größer denn je. Ein Sprung über die Marke von 7,75 Euro wäre ein Kaufsignal. Ein neuerlicher Fall unter die 200-Tagelinie bei 6,84 Euro wäre indes negativ zu bewerten. Dann müsste ein weiterer Kurseinbruch bis 6,20 Euro - dem Tiefkurs vom Oktober - einkalkuliert werden.


Vonovia
Kurs am 7. Januar 2020: 48,60 Euro
Performance 2019: +21%
Nächster mittelfristiger Widerstand: 48,95 Euro
Nächste mittelfristige Unterstützung: 45,76 Euro

Anleger aufgepasst: Dem Aktienkurs von Vonovia trennen nur noch wenige Euro-Cent von seinem bisherigen Allzeithoch. Dieses liegt bei 48,95 Euro und wurde im vergangenen Oktober markiert. Ein Ausbruch nach oben würde ein starkes Kaufsignal nach sich ziehen. Die Titel befinden sich seit vergangenem Herbst in einem Seitwärtstrend, der durch die Schlüsselmarken 48,95 Euro (Widerstand) und 45,76 Euro (Unterstützung) gebildet wird. Die 200-Tagelinie strebt zielführend nach oben und verstärkt mit ihrem Verlauf den beschriebenen Unterstützungsbereich um 45,76 Euro.

Auch wenn die Titel nach dem jüngsten Kurssprung als leicht überkauft gelten, so überzeugen die Papiere langfristig dennoch auf der Long-Seite. Ein signifikanter Ausbruch nach oben sollte Luft für neue Höhenflüge schaffen. Unser nachfolgendes und langfristiges Kursziel sähen wir anschließend im Bereich um 58 / 60 Euro. Sprich: Wir können uns ein Kurspotenzial von rund 20 Prozent vorstellen.

Unter dieser Betrachtung wäre selbst eine weitere Konsolidierung im Bereich des bisherigen Allzeithochs nicht wirklich schlimm, sondern würde vielmehr die derzeit leicht überkaufte Marktsituation weiter entspannen. Die Vonovia SE - vormals: Deutsche Annington - ist ein Immobilien-Unternehmen, welches sich auf die Verwaltung von privaten Wohnungen spezialisiert hat.


Die Kritischen: Charttechnisch angeschlagene Aktien im DAX


Bei aller Euphorie über die Ausgangslage im DAX: Einige Titel dürften sich im Jahresverlauf mit einer positiven Outperformance schwer tun und könnten im Falle neuerlicher Kursverwerfungen schnell unter Verkaufsdruck geraten. Wir stellen zwei Titel vor, die charttechnisch kritisch einzustufen sind.

Dt. Lufthansa
Kurs am 7. Januar 2020: 15,53 Euro
Performance 2019: -17%
Nächster mittelfristiger Widerstand: 16,56 Euro
Nächste mittelfristige Unterstützung: 15,34 Euro

Die Papiere der Deutschen Lufthansa fliegen sehr schwach ins neue Jahr und setzen damit die Kursturbulenzen des Vorjahres fort - im abgelaufenen Jahr hat der Kurs der Lufthansa-Aktie 17 Prozent an Wert verloren und gehörte damit zu den schlechtesten Titeln im DAX - ein Steigflug sieht anders aus. Der Kurseinbruch des Vorjahres spiegelt sich im abgebildeten Wochenchart wider. Die 200-Tagelinie (derzeit bei 16,56 Euro verlaufend) fällt bereits seit Mitte 2018 mit zunehmender Intensität. Zu Jahresbeginn wurde dann noch eine mittelfristige Aufwärtstrendlinie nach unten durchbrochen - ein weiteres Verkaufssignal.

Der fallende Verlauf des gleitenden Durchschnitts lastet zusätzlich auf den Kursen der Lufthansa-Aktie und hält diese in Schach. Die Kursentwicklung vom Herbst legt eindrucksvoll Zeugnis davon ab und unterstreicht einmal mehr die Bedeutung der 200-Tagelinie als Unterstützung / Widerstand. Dabei gilt: Solange die 200-Tagelinie fällt, solange gilt diese grundsätzlich als Hürde nach oben, sofern die Kurse unterhalb des gleitenden Durchschnitts notieren.

Eine kritische Ausgangslage im Chartbild, potenziell steigende Ölpreise und politische Spannungen im Nahen Osten: All das dürfte einem schnellen Auftrieb des Lufthansa-Kurses im Wege stehen. Entscheidend wäre jetzt, dass sich die Notierungen im Bereich um 15,34 Euro stabilisieren. Am 6. Januar lagen die Notierungen zeitweilig bereits darunter. Würde diese Kursmarke verletzt werden, so müsste ein weiterer Sturzflug bis in den Bereich um 13,70 / 14,00 Euro einkalkuliert werden.


Continental
Kurs am 7. Januar 2020: 113,78 Euro
Performance 2019: -5%
Nächster mittelfristiger Widerstand: 125,00 Euro
Nächste mittelfristige Unterstützung: 103,62 Euro
Die Autowerte hatten es im abgelaufenen Jahr nicht einfach. Die Continental AG, als international führender Reifenhersteller, bekommt das zu spüren. Mit einer Performance von minus fünf Prozent im Vorjahr gehören die Papiere, gemeinsam mit jenen der Deutschen Lufthansa AG, zu den schlechtesten DAX-Werten. Wie im Falle der Lufthansa, so gilt auch beim Kursverlauf der Continental AG die fallende 200-Tagelinie (bei derzeit 125 Euro verlaufend) als harter Widerstand. Doch selbst wenn dieses Kursniveau zurückerobert werden sollte, so stünde mit der 133,10er-Linie bereits eine weitere Hürde nach oben auf der Agenda.

Stagnierende Zahlen bei den Autoverkäufen, Strafzölle, politische Spannungen im Nahen Osten mit potenziell steigenden Ölpreisen: Auf den Continental-Kurs lastet derzeit mehr als nur der fallende gleitende Durchschnitt. Chartisten haben jetzt die Kursmarke von 109,94 Euro im Auge - ein Durchbruch nach unten wäre als Verkaufssignal zu bewerten mit einem nachfolgenden Kursziel von dann 103,62 Euro. Notierungen unterhalb davon würde eine Continental-Aktie wieder auf ihr Preisniveau von 2013 drücken. Ein Szenario, welches im Falle etwaiger Marktverwerfungen schnell eintreten könnte.


AUTOR Manfred Ries vom Index Radar-Magazin ist ausgebildeter Bankkaufmann. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre arbeitete er über viele Jahre hinweg in den Bereichen Vermögensanlage und Devisenhandel bei Großbanken. Seit mehr als 15 Jahren ist Manfred Ries als Wirtschaftsjournalist tätig. Für Börse Online analysierte er bereits 1999 die Märkte aus charttechnischer Sicht. www.index-radar.de