Ein Boom ist allerdings nicht in Sicht. Der hoffnungsvolle Blick auf 2021 bedeute für eine Reihe von Unternehmen und ganze Branchen noch keine Rückkehr zum Vorkrisenniveau, erläuterte das arbeitgebernahe Institut. Das hat auch Folgen für den Arbeitsmarkt.

Die Hoffnungen ruhen vor allem auf dem verarbeitenden Gewerbe. "Die Industrie ist das Zugpferd aus der Konjunkturkrise", sagte IW-Direktor Michael Hüther der Deutschen Presse-Agentur. "Voraussetzung ist aber, dass die Grenzen offen bleiben, Lieferketten nicht reißen und Kinder in Kitas und Schulen gehen können, damit Beschäftigte weiter arbeiten können."

Der erste harte Shutdown im Frühjahr hatte auch die Industrie massiv in Mitleidenschaft gezogen, weil viele Länder zeitweise die Grenzen schlossen. Seit geraumer Zeit ziehen Auftragseingang und Produktion wieder an.

Im kommenden Jahr rechnen 21 Branchen mit einer etwas höheren Produktion. So hoffen beispielsweise Maschinenbau, Elektroindustrie und die Chemieindustrie, das Krisenjahr hinter sich zu lassen. Die Rückkehr zum Normalzustand wird dem IW zufolge aber noch dauern. Gastgewerbe, Einzelhandel sowie Messe- und Werbewirtschaft hoffen nach dem Krisenjahr 2020 mit teilweise komplett eingestelltem Geschäft wenigstens auf moderate Zuwächse.

Die Automobilindustrie sowie wichtige Zulieferbereiche wie Gießereien oder die Stahl- und Metallverarbeitung erwarten eine deutlich höhere Produktion. "Die brutalen Einbrüche in 2020 relativieren gleichwohl diese positive Erwartungshaltung", erläuterte das IW. Insgesamt sehen fünf Verbände einen wesentlich höheren Output als 2020.

Dagegen gehen 13 Wirtschaftsverbände davon aus, dass das Produktionsniveau 2021 sogar noch unter dem des Krisenjahres liegen wird. Einen deutlichen Rückgang befürchten unter anderem die Textil- und Modebranche sowie die Ernährungsindustrie. Mit einer etwas niedrigeren Schlagzahl rechnet unter anderem die Bauwirtschaft. Der Bau boomt bislang. Er leidet dem IW zufolge aber zunehmend unter der allgemeinen Investitionsschwäche und Beeinträchtigungen der Produktion infolge der Pandemie.

Die Umfrage fand im November und damit vor den seit 16. Dezember geltenden härteren Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in Deutschland statt. Bei einer weiteren Befragung Mitte Dezember zeigte sich Hüther zufolge die Spaltung zwischen weiten Teilen der Industrie einerseits sowie dem Einzelhandel und dem Hotel- und Gastgewerbe andererseits, die der zweite harte Shutdown besonders trifft.

Eine Erholung am deutschen Arbeitsmarkt lässt nach Einschätzung der großen Wirtschaftsverbände auf sich warten. So rechnen 23 Branchen mit sinkenden Mitarbeiterzahlen. Darunter sind die Autoindustrie und das Finanzgewerbe, die schon vor der Krise den Strukturwandel unter anderem durch die Digitalisierung zu spüren bekommen hatten.

Lediglich fünf Branchen gehen demnach von einer höheren Mitarbeiterzahl im kommenden Jahr aus. Dazu gehören die Bauwirtschaft und das Handwerk, die beide seit Jahren über Arbeitskräftemangel klagen. 14 Bereiche wollen die Zahl der Beschäftigten konstant halten. Dabei hilft auch das höhere Kurzarbeitergeld, das bis Ende 2021 verlängert wurde.

Auch wenn sich wegen des neuerlichen Shutdowns in Deutschland und in anderen Ländern die Erholung nach hinten verschieben dürfte, wird die deutsche Wirtschaft nach allgemeiner Erwartung 2021 wieder wachsen. Das erste Quartal wird Hüther zufolge zwar schwierig werden. "Ich sehe aber keinen Grund zu tiefem Pessimismus. Auch nach der weltweiten Finanzkrise 2008/2009 hat sich die deutsche Wirtschaft erholt. Es folgte ein stabiles Jahrzehnt."/mar/DP/stk