Die Europäische Zentralbank (EZB) will die schwächelnde Wirtschaft mit einer zusätzlichen Geldspritze stützen. Sie pumpt weitere rund 165 Milliarden Euro in den Finanzmarkt, indem sie - im Fachjargon der Notenbanker gesprochen - die "Sterilisierung" früherer Staatsanleihekäufe beendet, also bislang bewusst von den Banken zurückgeholtes Geld in den Wirtschaftskreislauf fließen lässt.

Was passiert konkret und was sind die Hintergründe dieses tiefen Griffs in die Trickkiste der EZB?

In den Jahren 2010 bis 2012 hat die EZB mehreren Banken Staatsanleihen von Griechenland, Irland, Portugal, Italien und Spanien abgekauft. Sie drückte damit das Zinsniveau und machte es den hoch verschuldeten Ländern leichter, neue Kredite zu günstigeren Konditionen aufzunehmen und so ihre schwierige Haushaltslage zu verbessern. Die Kaufsumme für die Anleihen betrug damals rund 200 Milliarden Euro. Hätten diese das Geld als Kredite weitergegeben, wäre die Geldmenge gestiegen und die Inflation auf mittlere Sicht wahrscheinlich auch.

Das Problem: Erhöht die Zentralbank die Geldmenge zu stark, kann das zu drastisch steigenden Preisen führen. Um das zu verhindern, hat die EZB seit Beginn ihrer damaligen Aktion im gleichen Umfang Geld aus dem Markt herausgezogen: sie bot Woche für Woche allen Banken an, Geld auf einem EZB-Konto zu parken. Die Konditionen gestalteten die Notenbanker so, dass möglichst der gesamte Wert der damals gekauften Anleihen bei der EZB angelegt wurde. So sollte gesichert werden, dass es nicht zu einem Inflationsschub kommt, wie er etwa in Deutschland immer wieder befürchtet wird.

Die Rechnung der EZB ging auf. Allerdings sind in den vergangenen Monaten die Preise in der Euro-Zone kaum gestiegen und weit entfernt vom Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent. In einigen südeuropäischen Ländern sind sie sogar gefallen. Manche Fachleute fürchten bereits eine Deflation, also eine ruinöse Abwärtsspirale von Preisen, Löhnen und Investitionen. Die EZB sieht deshalb keinen Grund mehr für die Sterilisierung der früheren Anleihekäufe. Im Gegenteil: eine etwas höhere Teuerung kann nach Ansicht der Währungshüter in der aktuellen Lage nicht schaden. Da einige der vor Jahren gekauften Anleihen inzwischen ausgelaufen sind, liegt der Restwert nur noch bei rund 165 Milliarden Euro. Diese Summe fließt nun an die Banken und über sie, so das Kalkül, in die Wirtschaft.

Reuters