von Ralf Goerke

Die Schuldenkrise rund um Griechenland, die Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung Chinas als wichtigem Handelspartner, ein möglicherweise bevorstehender "Währungskrieg" im asiatischen Raum und die Spekulation um eine Zinsanhebung seitens der US-Notenbank. Alles Themen, die seit geraumer Zeit die Märkte beschäftigen. Und jetzt auch noch die Meldung, dass die Wirtschaft Brasiliens 2016 immer noch in der Rezession verharren wird. Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Die Börsen lässt das nicht kalt.

Im August sind die Aktienmärkte - gemessen am Durchschnitt der 50 wichtigsten Indizes weltweit - in den ersten zwei Wochen bisher um 1,9 Prozent gefallen. Dabei sind es gerade die Emerging Markets, die zur Schwäche neigen. Die Aktienmärkte Chinas, Brasiliens und Russlands weisen inzwischen starke Abwärtstrends auf. Drei der vier BRIC-Börsen laufen wirklich schlecht! Nur der indische BSE Sensex der Börse in Mumbai hält sich noch einigermaßen wacker. Aber auch er liegt inzwischen ca. fünf Prozent unterhalb seines Jahreshochs, das er schon am 04. März dieses Jahres erreichte. Seitdem herrscht auch an diesem Markt Flaute.

Auf Seite 2: Aktienklima-Indikator





Wie ist nun die Verfassung der Märkte aktuell zu bewerten? Schauen wir dazu zunächst auf den Aktienklima-Indikator:

Aktienklima-Indikator 3 Jahre





Der von mir entwickelte Aktienklima-Indikator berechnet das Momentum, also die Schwungkraft der 50 wichtigsten Aktienindizes weltweit, und bildet daraus einen Durchschnitt. Um die teilweise sehr erratischen Bewegungen des Indikators etwas zu glätten, wurde noch ein gleitender Durchschnitt GD (= blaue Linie) hinzugefügt. Als Anleger können Sie daraus erkennen, ob die Märkte tendenziell in starken Marktaufschwungphasen stecken oder ob es eher abwärts geht.

Die besten Phasen für erfolgversprechende Aktienengagements bieten Zeiträume, in denen der Indikator über dem Schwellenwert (1,0 = Mittellinie) liegt und auch gleichzeitig über seinem steigenden gleitenden Durchschnitt (blaue Kaufsignale). Das sind allgemeine Hausse-Phasen an den Börsen. In den letzten drei Monaten ist jedoch schon das allgemeine Momentum an den Börsen gefallen und der Indikator lag unterhalb seines fallenden GDs. Es fehlte jedweder Schwung, die Aufwärtskräfte erlahmen. Vor wenigen Tagen ist dieser Indikator nun sogar unter seinen Schwellenwert gefallen und auch der gleitende Durchschnitt liegt nur noch knapp über der Null-Linie. Dies ist schon ein Warnhinweis der Märkte und bedeutet nach diesem Modell, dass wir das Stadium einer allgemeinen Korrektur erreicht haben. Ein Durchbruch des gleitenden Durchschnitts durch die Mittellinie würde bedeuten, dass der Indikator, sein negativstes Stadium erreicht hat. Da sind Aktienanlagen tabu, weil das Aktienklima und das Chance/Risiko-Verhältnis für Aktienanlagen einfach zu schlecht sind.

Auf Seite 3: Trendbarometer Internationale Indizes





Eine andere Möglichkeit, die Märkte hinsichtlich ihrer Verfassung zu untersuchen und zu bewerten, ist, sie hinsichtlich ihrer Trendausprägung in unterschiedlichen Zeiträumen unter die Lupe zu nehmen. Das habe ich in dem ebenfalls von mir entwickelten Trendbarometer gemacht:

Trendbarometer Internationale Indizes





Das Trendbarometer ist ein Modell, das sich hinsichtlich seines Bewertungssystems an unser Schulnotensystem orientiert. Auch in dieser Grafik wird wieder der Durchschnitt von 50 internationalen Indizes einer Bewertung unterzogen. Eine "1" (dunkelgrün) bedeutet demnach also "sehr gut" und steht für einen Marktklima, das stark haussiert, mithin äußerst bullish ist. Eine "6" wiederum bedeutet "ungenügend" und bewertet ein Marktgefüge, das sehr bearish einzustufen ist.

Das Trendbarometer enthält unterschiedlich farbige "Nadeln". Diese Nadeln spiegeln den Trend auf unterschiedlichen Fristigkeiten wider. Die rote Nadel steht für einen sehr kurzfristigen Trend, die orangefarbene Nadel für einen mittelfristigen Trend und die blaue für den langfristigen Trend. Die kleine grüne Nadel zeigt Ihnen den einfachen Durchschnitt aus all diesen Bewertungen.

Mit diesem einfachen Modell sieht ebenfalls wiederum jeder Laie, wie momentan die Situation an den Börsen einzuschätzen ist. Die allgemeine, durchschnittliche Bewertung der Trends an den Börsen weltweit liegt derzeit nur im Bereich eines "mangelhaft".

Als am 23. Januar der Börsenzug in Deutschland gerade angesprungen war, lagen die rote Nadel bei 1,5 und die orangefarbene Nadel bei 2,9. Nur die (schwerfälligere) blaue Langfrist-Nadel zeigte damals noch einen Wert von 3,9 an. Immerhin lag die durchschnittliche Bewertung (grüne Nadel) damals bei 2,8 - ein weltweit gutes bis befriedigendes Trendverhalten signalisierend. Wie es danach weiterging, wissen wir heute.

Auch dieses Modell dürfte Ihnen klar vor Augen führen, dass man in einem derartigen Umfeld wie jetzt nicht unbedingt bis zu Halskrause in Aktien investiert sein muss, sondern eher Vorsicht mit Börsenengagements walten lassen sollte.

Auf Seite 4: Änderung steigender und fallender Kurse im Jahresverlauf 2015





Was glauben Sie? Steigen aktuell mehr Aktien weltweit oder fallen derzeit mehr Aktien?

Diese Frage beantwortet Ihnen die nächste Abbildung:

Änderung steigender und fallender Kurse im Jahresverlauf 2015





Sie sehen hier, wie sich das Verhältnis der weltweit steigenden und fallenden Aktien im Jahresverlauf 2015 bisher entwickelt hat. Zu Jahresbeginn lief die Schere zugunsten der steigenden Aktien (blaue Linie) stark auseinander. Das war der Bullenmarkt, den wir erlebt haben. Den Gipfel dieser Entwicklung erreichten wir dann Mitte April, als auch der DAX sein bisheriges Jahreshoch ausbildete. Seit Juni hat die Gruppe der fallenden Aktien (rote Linie) Oberhand gewonnen. Aktuell läuft die Schere wiederum stark auseinander - nur jetzt zugunsten der Bären! "Never fight the trend"! Stelle Dich nie gegen den Markt, lautet eine alte Börsenweisheit.

Auf Seite 5: Fazit





Fazit

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Die Börsen kommen nicht so recht vom Fleck. Einer der wichtigsten Aktienindizes weltweit, der marktbreite US-amerikanische S&P 500-Index, bewegt sich schon seit einem halben Jahr nur noch seitwärts in einer engen Spanne. Volatilität? Fehlanzeige! Es ist aber ein altes Gesetz an der Börse, dass Phasen mit geringer Volatilität irgendwann von Phasen mit stark steigender Volatilität abgelöst werden. Ist das, was wir jetzt gerade an den Börsen erleben also die berühmte "Ruhe vor dem Sturm"? Der September böte sich eigentlich an, darauf eine eindeutige Antwort zu geben.

Die Sprache der Märkte zeigt Ihnen sehr deutlich, wo wir derzeit im Ablauf der "Aufs und Abs" an den Börsen stehen. Haben Sie also als Anleger etwas Geduld und lassen Sie die nächsten Wochen einfach mal ihr Geld auf dem Konto. Man muss ja nicht immer investiert sein.

Mehr Informationen zur Strategie von Ralf Goerke finden Sie unter: www.momentumstrategie.de.