Inländische Unternehmen:
Alstom gibt GE das "Ja-Wort" - Siemens geschlagen
Siemens im Abseits: Nach Vater Staat hat auch Alstom selbst den deutschen Bewerber abblitzen lassen und dem Rivalen General Electric das "Ja-Wort" gegeben. Der Verwaltungsrat der französischen Industrie-Ikone nahm am Wochenende nach wochenlangem Bieterkampf die GE-Offerte zum Kauf des Alstom-Energiegeschäfts einstimmig an. Siemens im Abseits: Nach Vater Staat hat auch Alstom selbst den deutschen Bewerber abblitzen lassen und dem Rivalen General Electric das "Ja-Wort" gegeben. Der Verwaltungsrat der französischen Industrie-Ikone nahm am Wochenende nach wochenlangem Bieterkampf die GE-Offerte zum Kauf des Alstom-Energiegeschäfts einstimmig an. Die französische Regierung sicherte sich zudem die Option zum Kauf von 20 Prozent der Alstom-Anteile und damit eine starke Position bei Alstom. Von GE fehlte noch eine endgültige Zusage zu der Allianz, der die Regierung in Paris ein enges Korsett angelegt hat.
Frankreich hat mit der Entscheidung pro GE vom Freitag das Heft des Handelns zurückgewonnen. Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg sprach sich für GE als neuen Partner von Alstom aus, machte den Amerikanern aber klare Vorgaben für einen Einstieg. Er griff den GE-Vorschlag auf, das Nukleargeschäft von Alstom in ein Gemeinschaftsunternehmen zu überführen, an dem Alstom und GE jeweils zur Hälfte beteiligt sind. Auch das GE-Zugeständnis, dem Staat mit einer Goldenen Aktie ein Vetorecht zu gewähren, begrüßte der Minister.
Am Sonntagabend stand dann auch das Konzept der Regierung für den Kauf von Alstom-Anteilen. Montebourg sagte dem TV-Sender France 2, die Regierung habe sich die Option gesichert, vom bisherigen Großaktionär Bouygues 20 Prozent der Alstom-Anteile zu kaufen. "Wir haben eine Option, die uns einen Kauf ermöglicht, wenn der Preis so niedrig wie möglich ist." Bis dahin werde Bouygues dem Staat die Aktien leihen, der damit seine Rolle als Alstom-Aktionär ab sofort wahrnehmen könne. Zwischen beiden Seiten hatte es Streit um den Preis gegeben. Die Regierung wollte etwa 28 Euro pro Alstom-Aktie zahlen, Bouygues wollte etwa 34 Euro haben.
GE hatte zuletzt eine verbesserte Offerte vorgelegt, die Alstoms Energiegeschäft mit 12,4 Milliarden Euro bewertet. Zudem hatte GE in Absprache mit dem Alstom-Management mehrere Joint-Ventures und andere Allianzen vorgeschlagen. Der Alstom-Verwaltungsrat hatte erklärt, das GE-Angebot komme Alstoms Interessen und denen seiner Aktionäre ebenso entgegen wie den Bedenken des französischen Staates. Alstom hatte von Anfang an positiv auf die GE-Avancen reagiert und Siemens die kalte Schulter gezeigt.
Siemens zeigte sich enttäuscht, gab die Hoffnung auf einen Zuschlag aber nicht komplett auf. Konzernchef Joe Kaeser sagte der "Bild" (Montagausgabe), Siemens sei weiter gesprächsbereit. "Die Türen stehen Alstom und der französischen Regierung offen." Wer das bessere Ergebnis wolle, wisse, wo er hingehen müsse. Ein Mitarbeiter von Hollande hatte Reuters gesagt, beide Angebote seien von ebenbürtiger Qualität gewesen. "Aber die Wahrheit ist, dass die Gespräche zwischen Alstom und GE viel weiter fortgeschritten waren."
Den Siemens-Mitarbeitern teilte Kaeser in einem Reuters vorliegenden Brief mit, er blicke nun nach vorn und konzentriere sich wieder auf den Umbau des Münchner Konzerns. "Deshalb wird uns jetzt der 'Kampf um Alstom', wie unsere Verhandlungen gerne in der Öffentlichkeit dramatisiert wurden, nicht sonderlich fehlen", sagte Kaeser, der sich zuvor sowohl enttäuscht wie auch noch kampfeslustig gegeben hatte. "Wir drängen uns nicht auf, das haben wir auch gar nicht nötig." Es sei bei dem Gebot vor allem auch darum gegangen, Handlungsfähigkeit zu beweisen.
Alstom machen seit längerem Rückgänge im Kraftwerksgeschäft und Probleme in der Zugsparte zu schaffen. Der Konzern hatte deshalb einen Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt und sich auf Partnersuche begeben. Unter anderem wurde ein Verkauf von Unternehmensteilen erwogen. Die französische Regierung hatte sich jedoch das letzte Wort gesichert. Dazu erließ sie ein Dekret, das ihr das Recht gibt, einen Kauf heimischer Firmen in strategisch wichtigen Branchen wie Energie, Wasser, Telekommunikation und Gesundheit durch Ausländer zu blockieren.
Daimler-Chef Zetsche hat keine Angst vor Google und Tesla
Daimler-Chef Dieter Zetsche sieht die traditionellen Autohersteller nicht durch neue Rivalen wie den Elektroauto-Pionier Tesla oder Google gefährdet. "Wenn jetzt neue Wettbewerber aus anderen Branchen auftreten, dann ist das nur gut. Es hält uns wach und agil", sagte der Chef des Stuttgarter Autokonzerns dem "Spiegel". Es gebe sicher einzelne gefährdete Autofirmen, die nicht ausreichend in alternative Antriebe wie Elektromotoren investieren könnten. "Die Herausforderungen durch Tesla, Google und andere können ein zusätzlicher Sargnagel sein", sagte Zetsche weiter. "Aber dies allein wird nicht zu einem Massensterben der Autohersteller führen".
Dem kalifornischen Neuling Tesla ist es gelungen, Elektroautos zu bauen, die eine deutlich größere Reichweite haben als die Modelle der traditionellen Autobauer. Er habe nicht erwartet, dass Tesla-Autos "so erfolgreich und auch so gut" seien, räumte Zetsche ein. Mercedes statte die Elektro-B-Klasse nun mit einem Tesla-Antrieb aus. Die Stuttgarter sind seit geraumer Zeit an Tesla beteiligt.
Auch der Internet-Riese Google drängt ins Autogeschäft und testet selbstfahrende Autos. "Ich schließe nicht aus, dass Google einmal ein erfolgreicher Autoproduzent wird", sagte Zetsche. Das sei aber nicht Googles Ziel, der Konzern habe eher Interesse an den Daten der Fahrer.
BMW verlängert Vertrag mit Joint Venture-Partner in China
Der Münchner Autobauer BMW verlängert den Kooperationsvertrag mit seinem chinesischen Joint Venture-Partner Brilliance um weitere zehn Jahre bis 2028. Informierte Kreise in Peking bestätigten der Nachrichtenagentur dpa am Montag einen entsprechenden Bericht der Zeitung "Die Welt". Danach stimmten die chinesischen Behörden der Vertragsverlängerung bereits zu. Beide Seiten hatten im März in Berlin eine Absichtsbekundung unterzeichnet, die bislang bis 2018 vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit fortzusetzen. BMW und Brilliance haben ein Werk in der Stadt Shenyang in Nordostchina.
Presse: O2 kann diese Woche auf Freigabe für E-plus-Übernahme hoffen
Trotz des Widerstands mehrerer nationaler Kartellbehörden könnte die EU-Kommission den Zusammenschluss der Mobilfunker Telefonica Deutschland (O2) und E-plus laut Medienberichten in den nächsten Tagen durchwinken. Wie die "Bild"-Zeitung am Montag berichtet, will Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia der milliardenschweren Übernahme möglicherweise noch in dieser Woche zustimmen. Dabei fordern nicht nur deutsche Wettbewerbshüter strengere Auflagen für den Zusammenschluss, als Brüssel sie bislang angeblich vorsieht.
So stimmten beim jüngsten Treffen von zwölf europäischen Kartellbehörden laut "Financial Times" (FT) nur zwei Teilnehmer für eine Genehmigung zu den bislang noch nicht veröffentlichten Konditionen. Deutschland und vier weitere Länder sprachen sich demnach gegen die Brüsseler Vorschläge aus, fünf weitere Mitgliedsstaaten enthielten sich. Doch dieser Widerstand könnte am Ende nicht ausreichen, um die Auflagen für die Übernahme noch zu verschärfen. Denn laut "FT" fordert die EU-Kommission üblicherweise eine absolute Mehrheit, derzeit also mindestens 15 Gegenstimmen, um einen eigenen Vorschlag nochmals umzukrempeln.
Bilfinger übernimmt britische Immobilienberatungsgesellschaft
Der Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger (Bilfinger SE) kann wie geplant mit der Übernahme der Immobilienberatungsgesellschaft GVA sein Geschäft in Großbritannien ausbauen. Von den knapp 300 GVA-Aktionären hätten 99 Prozent der Übernahmeofferte zugestimmt, teilte die im MDAX notierte Gesellschaft am Montag mit. Damit müssten die restlichen Aktionäre ihren Anteil ebenfalls verkaufen. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Branchenkenner gehen von einer Größenordnung von 150 bis 200 Millionen Euro aus.
GVA ist laut Bilfinger Marktführer für immobilienwirtschaftliche Beratungsleistungen in Großbritannien. Die Gesellschaft beschäftigt 1500 Mitarbeiter und plane im laufenden Jahr eine Leistung von rund 190 Millionen Euro. Mit dem Schritt treibt Bilfinger seine Internationalisierung voran.
Borussia Dortmund und Hornbach Baumarkt im SDax - Koenig & Bauer und Air Berlin raus
Borussia Dortmund und Hornbach Baumarkt sind ab heute im Kleinwerteindex SDax zu finden. Für die beiden Papiere räumen der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer und die Fluggesellschaft Air Berlin ihre Plätze. Keine Änderungen hingegen gibt es im DAX, MDAX und TecDAX.
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Ausländische Unternehmen:
Oracle-Aktie: SAP-Rivale steht vor Milliarden-Zukauf
Der SAP-Rivale Oracle steht laut "Wall Street Journal" vor der Übernahme des Softwareherstellers Micros Systems für fünf Milliarden Dollar. Das Geschäft könnte bereits an diesem Montag bekanntgegeben werden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine Person, die mit der Angelegenheit vertraut ist. Von beiden Unternehmen war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Micros ist spezialisiert auf Abrechnungssoftware und -hardware für Restaurants und Hotels.
Dem Blatt zufolge soll Micros mit 67 Dollar je Aktie bewertet werden. Die Übernahme wäre für Oracle die größte seit dem Kauf von Sun Microsystems für 5,6 Milliarden Dollar im Jahr 2009.
Kreise: BNP Paribas vor Einigung mit US-Justiz in Sanktionsstreit
Die französische Großbank BNP Paribas hat sich im Streit um Milliarden-Strafen wegen Geschäften mit Staaten wie Iran und Sudan nach Informationen aus Verhandlungskreisen grundsätzlich mit der US-Justiz verständigt. Anfang Juli könnte die offizielle Einigung verkündet werden, sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person am Montag der Nachrichtenagentur Bloomberg, die damit einen entsprechenden Bericht des "Wall Street Journal" bestätigte. So sei eine Rekordzahlung zwischen acht und neun Milliarden US-Dollar vereinbart. Zudem werde sich die Bank offiziell für schuldig erklären. US-Justiz und Bank wollten die Berichte nicht kommentieren.
Die Details der Einigung seien noch offen. Ein Scheitern der Vergleichsverhandlungen sei nun zwar unwahrscheinlicher geworden, aber weiter möglich, hieß es. Sollten sich beide Seiten nicht einigen, könnte die US-Justiz die Bank offiziell anklagen. Die USA werfen den Franzosen vor, bei Geschäften mit sogenannten Schurkenstaaten über Jahre gegen US-Handelssanktionen verstoßen zu haben.
Die US-Justiz hatte die Bank mit immer höheren Strafandrohungen in die Ecke getrieben. Zuletzt lag die Forderung bei über zehn Milliarden Dollar. Bei der Vorlage des jüngsten Quartalsberichts hatte die BNP darauf hingewiesen, die Bußgelder könnten die bisherigen Rückstellungen von 1,1 Milliarden US-Dollar "weit" überschreiten.
Mit der nun im Raum stehenden Einigung könnte BNP zwar das Schlimmste verhindern und die Banklizenz in den USA behalten. Dennoch trifft sie die drohende Zahlung hart. Ihre bislang komfortablen Kapitalpuffer dürften deutlich kleiner werden. Im vergangenen Jahr hatte die Bank insgesamt 4,8 Milliarden Euro verdient.
Wegen Verstößen gegen US-Sanktionen hatten US-Aufseher in den vergangenen Jahren Strafen von zusammen 3,2 Milliarden US-Dollar gegen die britischen Banken HSBC und Standard Chartered sowie die niederländische ING (ING Group NV) verhängt. Insbesondere der HSBC-Vergleich von 2012 war in den USA als zu milde kritisiert worden. Das Londoner Geldhaus hatte ein offizielle Schuldeingeständnis vermeiden können. Seitdem hat die US-Justiz ihr Vorgehen gegen Banken verschärft. Auch gegen die Deutsche Bank wird ermittelt.
Der Fall BNP hatte die französische Politik alarmiert. Sie fürchtete um die Wettbewerbsfähigkeit der größten Bank des Landes. So hatte sich Präsident Francois Hollande bei seinem US-Amtskollegen Barack Obama über das Vorgehen der Ermittler beschwert.
Die französische Seite argumentierte, dass die meisten der verdächtigen Geschäfte, die in der Regel von Paris und Genf aus gesteuert wurden, nicht mit französischem oder europäischem Recht kollidierten. Dennoch sahen die USA eine Handhabe, da die Transaktionen in US-Dollar abgewickelt wurden. Laut "Wall Street Journal" erschienen den Ermittlern bei BNP Transaktionen über rund 30 Milliarden Dollar verdächtigt. Dabei ging es offenbar vor allem um Geschäfte mit der Ölindustrie im Sudan.
Die Grundsatzeinigung sieht nun den Berichten zufolge auch einige eher symbolische Strafen vor. So soll die Bank für einen begrenzten Zeitraum - laut Zeitung vermutlich einen Monat lang - keine Dollartransfers vornehmen dürfen. Entsprechende Geschäfte könnten die Franzosen aber an Konkurrenten auslagern. Zudem soll die Bank die Entlassung von mehr als 30 Beschäftigten bekannt geben. Ein Großteil der Betroffenen hat aber laut Zeitung die Bank bereits verlassen. Durchgesickert ist bereits, dass der 64 Jahre alte Vorstand Chodron de Courcel im September die Bank verlassen wird. Ihm wird vorgeworfen, dass er einen Teil der verdächtigen Geschäfte hätte verhindern können.
dpa-AFX und Reuters