Bald geht’s wieder los. Die Fans freuen sich auf den Start der neuen Bundesligasaison am 18. August. Auch die Zocker unter den Fußballbegeisterten fiebern dem Ende der Sommerpause entgegen. Schon jetzt können sie für das Auftaktspiel Bayern München gegen Bayer Leverkusen ihre Wette abgeben: Bei einem Anbieter gibt es zum Beispiel die Quoten 1,27 (Sieg Bayern), 5,70 (unentschieden) und 10,00 (Sieg Leverkusen). Wer also zehn Euro auf Bayern setzt, erhält bei einem Sieg der Münchener 12,70 Euro zurück. Wer damit auf Leverkusen wettet, bekommt im Erfolgsfall 100 Euro.
Im Smartphone-Zeitalter kann man jederzeit und von überall aus wetten. Das war in der prädigitalen Ära noch umständlicher: Die Quoten erhielt man vor der Jahrtausendwende in der Regel per Post, Wetten wurden per Telefon angenommen. Das Geschäftsmodell des Buchmachers ist aber das alte geblieben: Die Quoten werden möglichst so gestaltet, dass nach Ausschüttung der Gewinne ein Restbetrag beim Wettanbieter verbleibt. Anstatt des Buchmachers berechnet heute der Computer die Wahrscheinlichkeiten.
Der Markt boomt. Inzwischen kann man auf fast alles wetten: Ob Fußball, Tennis, Basketball, Boxen, Formel 1, den Eurovision Song Contest oder auf Skurrilitäten - etwa darauf, dass Elvis Presley noch lebt. Wettanbieter gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Experten trauen dem Markt noch einiges zu. Dies liegt auch daran, dass die Branche noch nicht so alt ist und das Anbieten von Online-Glücksspielen - wie etwa in Deutschland - erst seit ein paar Jahren gestattet ist.
Junge Kundschaft
Von den zahlreichen Anbietern sind nur wenige börsennotiert. Dazu gehört in Deutschland seit 2004 Bet-at-home. Das Unternehmen wurde im Februar 2017 in den SDAX aufgenommen. "Das Potenzial für die kommenden zehn Jahre ist gewaltig", sagte Vorstand Michael Quatember im Frühjahr. Allein aus demografischen Gründen sei Wachstum zu erwarten. "Unsere Kunden sind in der Regel zwischen 18 und 40 Jahre alt. Mit zunehmendem Alter werden sie das Interesse nicht mehr verlieren", sagt Quatember. Zudem sehe er mit Blick auf Länder mit etablierten Wettmärkten wie England einen generellen Nachholbedarf in Deutschland.
Bet-at-Home hat 4,7 Millionen Kunden. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahrs gab es einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 16,7 Millionen Euro - fast doppelt so viel wie vor einem Jahr. 30 Prozent des Umsatzes werden laut Quatember über mobile Endgeräte erwirtschaftet. Die Aktionäre kamen im Frühjahr auf ihre Kosten. Sie erhielten eine Dividende von 2,50 Euro plus eine Sonderdividende von fünf Euro je Aktie. Aktuell notiert das Papier bei 103 Euro. In diesem Jahr kletterte der Kurs um rund 29 Prozent nach oben. Zum Vergleich: Der SDAX schafft ein Plus von rund 17 Prozent.
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Gern gesehene Sponsoren
Ein anderer in Deutschland ansässiger Wettanbieter ist Mybet. Im Gegensatz zu Bet-at-home schrieben die Berliner in den vergangenen Jahren jedoch rote Zahlen - bis auf 2016, als Mybet einen Jahresüberschuss von 700 000 Euro erzielte. Für viele das Zeichen für eine Trendwende. Bislang macht Mybet in diesem Jahr allerdings Verluste. Das Papier ist deshalb eher etwas für spekulative Anlegernaturen und mit einem Kurs von unter einem Euro ein klassischer Pennystock. Die diesjährige Steigerung von weit mehr als 100 Prozent ist also mit Vorsicht zu genießen.
Bwin ging im Jahr 2005 an die Börse. Der Sportwettenanbieter mit Sitz in Gibraltar hat mehr als 20 Millionen Kunden in ganz Europa und sponsert mehrere namhafte Sportklubs, etwa Real Madrid. Das Angebot beschränkt sich nicht nur auf Sportwetten, sondern auch auf andere Onlinespiele wie zum Beispiel Poker. 2016 wurde Bwin vom britischen Glücksspielkonzern GVC Holdings aufgekauft. Der ist wie viele andere Wettanbieter im britischen FTSE 250 Index gelistet und seit 2004 an der Börse aktiv. GVC hat von der Übernahme profitiert. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um acht Prozent auf 873 Millionen Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (Ebitda) legte um mehr als ein Viertel auf 206 Millionen Euro zu.
Für mutige Anleger können auch kleinere Marktplayer interessant sein, zum Beispiel Pferdewetten.de. Die Düsseldorfer werden als heißer Tipp fürs zweite Halbjahr gehandelt. Ihr Chef Pierre Hofer will spätestens im vierten Quartal neben den Pferdewetten das Sportwettengeschäft als zweites Standbein etablieren. Er hat jedoch nicht vor, ein eigenes Produkt aufzubauen oder eine Lizenz zu erwerben - das würde zu viel Geld kosten. Stattdessen greift er auf das Cashpoint-Wettangebot des Familienunternehmens Gauselmann zurück.
Auch Wettprofis wie Jochen Dickinger hoffen auf einen Erfolg des neuen Businessmodels. Der Mitgründer von Bet-at-home hat sich an Pferdewetten.de mit fünf Prozent beteiligt. An der Börse jedenfalls gab es in diesem Jahr schon Beifall. Die Aktie steigerte ihren Wert in dieser Zeit um gut 51 Prozent.