Die Berührungsängste sind noch immer groß: Nur jeder siebte Deutsche besaß im vergangenen Jahr Aktien oder Anteile an Aktienfonds. All jene, die investiert sind, können sich über lukrative Renditen freuen: Der DAX hat über die vergangenen zehn Jahre im Schnitt jeweils sechs Prozent zugelegt. Selbst das Corona-Jahr dürfte vielen Anlegern Kursgewinne bringen.
€uro am Sonntag hat einen Blick in die Privatdepots der Deutschen geworfen. Geholfen hat dabei der Onlinebroker Comdirect, über den knapp drei Millionen Kunden Finanzgeschäfte abwickeln. Die exklusive - und selbstverständlich anonyme - Auswertung zeigt: Die nach Investitionsvolumen größten Positionen der Deutschen sind Apple und Amazon. Beide Aktien haben 2020 besonders deutlich an Wert und damit an Gewicht in den Depots gewonnen.
Im Vergleich zum Vorjahr sind mit Microsoft und Tesla zwei weitere US- Konzerne in die Top Ten aufgestiegen. Die Depots der Deutschen sind also internationaler geworden. Beliebt bleiben trotz zuletzt eher enttäuschender Kursentwicklung heimische Schwergewichte wie Allianz und BASF.
Zwei Aktien haben sich im Vergleich zum Vorjahr aus den Top Ten verabschiedet: neben Munich Re auch Wirecard. Der Absturz der Techfirma hat also auch viele Privatanleger hart getroffen. Trotzdem: Wer vor einem Jahr die zehn damaligen Lieblinge gleichgewichtet ins Depot legte, hat den Wert trotz Totalverlust bei Wirecard um knapp drei Prozent gesteigert - und damit den DAX knapp geschlagen. Die zehn aktuellen Favoriten der Deutschen stellt die Redaktion auf den folgenden Seiten genauer vor. Geordnet sind die Titel dabei nach der Gewichtung in den Depots der Anleger.
1 Der nächste Superzyklus Apple
Eine Revolution versprach Steve Jobs, als er 2007 das erste iPhone vorstellte. Das war keine Übertreibung. Heute sind weltweit knapp eine Milliarde Geräte aktiviert, Apple ist zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufgestiegen. Die Revolution ist noch nicht vorüber: Analysten erwarten, dass der neue Mobilfunkstandard 5G, mit dem deutlich größere Datenmengen übertragen werden können, den nächsten Superzyklus für das iPhone einleitet.
Apple hat noch mehr zu bieten: Die Pandemie treibt den Umsatz in lange stagnierenden Produktkategorien an. Der Umsatz mit Mac-Computern und iPad-Tablets ist im Geschäftsjahr um elf Prozent gestiegen.
Während das iPhone noch immer rund die Hälfte des Konzernumsatzes liefert, ist ein anderer Bereich zum heimlichen Kurstreiber geworden: Knapp 20 Prozent erzielt Apple inzwischen mit Serviceleistungen. Dazu gehören der App Store, in dem Kunden Programme für ihr iPhone kaufen, der Musik-Streamingdienst Apple Music oder die Cloud, bei der Kunden Apple- Server als Speicherplatz nutzen.
Anders als der von Innovationszyklen abhängige Verkauf von Geräten bringen Serviceleistungen über Abos regelmäßig Geld in die Kasse. Apple ist hochprofitabel: Im vergangenen Geschäftsjahr blieb ein Nettogewinn von über 57 Milliarden Dollar. Bis 2022 dürfte der Überschuss auf 70 Milliarden steigen.
Fazit: Der anlaufende Superzyklus beim iPhone und die zunehmende Bedeutung des Servicegeschäfts lassen Raum für weitere Kursgewinne.
2 Großer Gewinnhebel Amazon
Vom Buchladen zur Weltmacht. Das ist die Erfolgsgeschichte von Amazon. Das Corona-Jahr 2020 liefert eines der aufregendsten Kapitel: Weil viele Kunden aus Angst vor dem Virus zu Hause bleiben, schießt der Umsatz des Internethändlers in die Höhe - in den ersten neun Monaten um mehr als ein Drittel. Allein im Weihnachtsquartal dürfte Amazon mehr als 100 Milliarden Dollar bewegen. Die Flut an Bestellungen strapaziert die Infrastruktur des Konzerns: Amazon stampft neue Logistikzentren aus dem Boden, innerhalb eines Jahres ist die Zahl der Beschäftigten um 50 Prozent gestiegen. Das kostet viel Geld.
Für Gründer und Chef Jeffrey Bezos, der dank der massiven Kursgewinne der Aktie zum reichsten Menschen der Welt aufgestiegen ist, war Wachstum stets wichtiger als kurzfristige Profite. Angebote wie Amazon Prime, bei dem Kunden gegen eine monatliche beziehungsweise jährliche Gebühr neben einer schnelleren Lieferung auch Extraleistungen wie die Onlinevideothek nutzen könnten, saugt Kundschaft in das Amazon-Universum.
Dass sich Bezos große Ausgaben leisten kann, liegt vor allem an einem lukrativen Nebengeschäft: Die Konzernsparte AWS vermietet Platz auf ihren riesigen Servern an Tausende Firmen auf der ganzen Welt. Lange Zeit kam nahezu der komplette Konzerngewinn von Amazon aus dem Cloud-Geschäft, zuletzt waren es immer noch mehr als 60 Prozent. Aber auch der Onlinehandel bietet einen großen Hebel. Die Wall Street geht davon aus, dass Amazon mit zunehmender Größe auch die Profitabilität steigern wird. In den Hochrechnungen der Analysten wird der Gewinn nach 23 Dollar je Aktie im vergangenen Jahr bis 2023 auf 84 Dollar steigen.
Fazit: Amazon hat dank AWS eine große Finanzkraft und im Internethandel eine einzigartige Machtstellung.
3 Dividendenheld Allianz
Auch für Europas größten Versicherungskonzern ist die Corona-Krise ein harter Test: 1,3 Milliarden Euro an Schäden durch die Pandemie musste die Allianz bereits verbuchen. Belastet haben u. a. Zahlungen für den Ausfall von Großveranstaltungen und Rückgänge bei Reiseversicherungen. In der Lebensversicherung macht sich die Krise vor allem bei Kapitalanlagen bemerkbar.
Die Vermögensverwaltung der Allianz, die neben den beiden Versicherungssparten Schaden/Unfall und Leben/Kranken der dritte große Konzernbereich ist, hat sich in der Krise dagegen gut geschlagen und ihren Gewinn leicht steigern können. Insgesamt sank der operative Gewinn der Allianz in den ersten neun Monaten nur um 15 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Das belegt das robuste und profitable Geschäftsmodell des Versicherers. Die Solvabilitätsquote, der wichtigste Indikator für Kapitalreserven, liegt bei 192 Prozent und damit über dem vom Konzern angestrebten Mindestwert von 160 Prozent.
Die Allianz hat angekündigt, dass die Dividende trotz Gewinnrückgang nicht gesenkt wird: "Sie können davon ausgehen, dass wir wieder 9,60 Euro je Aktie zahlen werden", betonte Finanzvorstand Giulio Terzariol. Grundsätzlich will die Allianz die Hälfte ihres Jahresgewinns ausschütten und die Zahlung auch in schlechten Jahren nicht senken.
Fazit: Europas größter Versicherungskonzern hat durch die Vermögensverwaltung einen Wettbewerbsvorteil. Die Aktie bleibt als Dividendenwert ein Basisinvestment.
4 Deutschlands Techstar SAP
Es ist ein starkes Signal: Ende Oktober kaufte Hasso Plattner, Mitgründer und Aufsichtsratschef des weltweit größten Entwicklers von Unternehmenssoftware, SAP-Aktien im Wert von 250 Millionen Euro. Wenige Tage zuvor waren die Aktionäre aus allen Wolken gefallen, weil der DAX-Konzern bei der Marge seine mittelfristigen Ziele zugunsten eines schnelleren Ausbaus des Cloud-Geschäfts geopfert hatte. SAP büßte auf einen Schlag 32 Milliarden Euro Börsenwert ein.
Die Margen im Geschäft mit Cloud- Software, bei der Firmen nicht mehr Lizenzen und Beratung buchen, sondern die Programme via Web im Abo nutzen, sind zunächst geringer. Zudem muss SAP wohl Software in größeren Umfängen als bisher erwartet neu schreiben, um ihre Kompatibilität mit anderen Programmen zu verbessern. Auch das schmälert die Rendite. Kunden beschweren sich, dass Programme, die SAPs Portfolio während der vergangenen Jahre erweitert haben, unbefriedigend integriert wurden.
SAP ist in seiner Branche ein Schwergewicht: Die Software der Walldorfer laufe in weltweit 25 Branchen in Firmen aller Größenordnungen und sei somit das größte Geschäftsnetzwerk mit einem jährlichen Handelsvolumen von knapp 3,5 Billionen Euro, sagt SAP. Der Wert entspricht Deutschlands Wirtschaftsleistung. Jetzt übertragen die Walldorfer ihre globalen Standards in die Cloud. Software-Abos sollen 2025 rund 60 Prozent von dann 36 Milliarden Euro Umsatz liefern. 2019 waren es 25 Prozent von 27,6 Milliarden Euro Erlös.
Fazit: Der Weltmarktführer bei Firmensoftware hat sich in allen Regionen etabliert und verfügt somit über eine starke Basis.
5 Ein Riese in der Krise BASF
Chemie steckt eigentlich überall drin. Egal ob Autos, Maschinen, Baustoffe, Medikamente und auch Nahrungsmittel. Die Covid-Krise schüttelt BASF kräftig durch: Im Geschäft mit Grundchemikalien und Kunststoffen ist der Gewinn eingebrochen. Gehalten haben sich dagegen die defensiveren Bereiche, die Hersteller von Nahrungsmitteln und Gesundheitsprodukten bedienen.
Insgesamt muss BASF deutliche Abstriche machen: Für 2020 rechnet der Vorstand mit einem bereinigen Ebit-Gewinn zwischen drei und 3,3 Milliarden Euro. Das wäre rund ein Drittel weniger als im Vorjahr. Auch die Umstrukturierung wird durch die Pandemie erschwert: Der Börsengang des Gas- und Ölproduzenten Wintershall Dea, an dem BASF die Mehrheit hält, wurde in das kommende Jahr verschoben.
Das alles bringt den Vorstand in einem für Investoren sensiblen Punkt in Bedrängnis: Die BASF-Aktie ist vor allem als Dividendenproduzent beliebt. Über die vergangenen zehn Jahre hat der Konzern seine Ausschüttung durchgehend angehoben und dabei nahezu verdoppelt. Weiterhin gilt die Vorgabe von Konzernchef Martin Brudermüller, die Dividende jedes Jahr anzuheben.
Die Finanzierung der Zahlung für 2020 würde allerdings ein Kraftakt. Im Konzern hält man sich alle Optionen offen: Erst im Februar werde man "auf Basis unseres tatsächlichen Cashflows im Jahr 2020 und einer solideren mittelfristigen Prognose" entscheiden.
Fazit: Zumindest einige Analysten rechnen für 2020 mit einer Dividendenkürzung. Auf lange Sicht bleibt die Aktie dennoch ein solides Investment.
6 Comeback der Techtitanen Microsoft
Die Pandemie habe die Digitalisierung in nur zwei Monaten um zwei Jahren vorangetrieben, sagt Microsoft-Chef Satya Nadella. Der durch sein Betriebssystem Windows in den 1980ern berühmt gewordene Softwarekonzern sieht sich selbst als einen der Gewinner dieser Dynamik. Am deutlichsten zu erkennen ist das im Cloud-Geschäft, bei dem Kunden ihre digitale Infrastruktur auf externe Server auslagern. Nach Amazon ist Microsoft die Nummer 2 in diesem Markt. Das Geschäft von Microsofts Cloud-Plattform Azure wuchs in den beiden vergangenen Quartalen um 47 beziehungsweise 48 Prozent.
Während Azure bei Börsianern die derzeit am stärksten beachtete Kennzahl liefert, gibt es auch im Rest des Konzerns spannende Entwicklungen: Der Verkauf von Laptop-Computern und Tablets der Microsoft-Marke Surface stieg zuletzt um mehr als ein Drittel, weil viele Kunden ihr Homeoffice aufrüsten. Um 30 Prozent wuchs das Geschäft mit Videospielen. Die neue Generation der Xbox-Konsole, die erste seit sieben Jahren, dürfte die Nachfrage weiter anheizen. Auch bei Videospielen geht der Trend zu Abo-Modellen. Diese bringen den Konzernen statt großer, aber unregelmäßiger Einmalzahlungen einen stetigen Strom kleinerer Beträge.
Durch den hohen Anteil des Softwaregeschäfts hat Microsoft eine attraktive Marge: Im vergangenen Quartal blieben 37 Prozent des Umsatzes als Nettogewinn hängen. Auch die Wachstumsraten sind eindrucksvoll: Analysten gehen davon aus, dass der Nettogewinn in den kommenden drei Jahren um bis zu 15 Prozent steigt.
Fazit: Der Software-Titan hat mit Verzögerung den Sprung in die Cloud geschafft und dort weiter viel Potenzial.
7 Ein neuer Stern Daimler
Die Marke mit dem Stern, vor 134 Jahren Erfinder des Automobils, feierte unter Ex-Chef Dieter Zetsche die Rückkehr an die Spitze des weltweiten Premiummarkts. Doch das auf Stückzahlen ausgelegte breite Produktportfolios ließ die Kosten extrem steigen. Zetsches Nachfolger Ola Källenius schockte Anleger im Mai 2019 mit Gewinnwarnungen, denn hohe Kosten trafen auf einen schwächeren Markt. Dann brach der Absatz durch die Pandemie ein.
Mitten in der Krise besannen sich die Schwaben auf ihre Kernkompetenzen: Qualität und Exklusivität. Källenius will das Produktportfolio künftig konsequenter auf den Luxusmarkt ausrichten. Marken wie die Sporttochter AMD und das Superluxuslabel Maybach rücken stärker in den Mittelpunkt. Dass die Stuttgarter technologisch Spitze sind, beweist die neue S-Klasse, die in einer volldigitalen Fabrik, der Factory 56, gebaut wird und auch bei der Profitabilität Maßstäbe setzen soll.
Zugleich fährt Finanzchef Harald Wilhelm das schärfste Sparprogramm, das die Schwaben bislang gesehen haben. Dazu gehört auch, dass die Fertigung von Verbrennungsmotoren ab 2024 ganz nach Fernost verlagert werden soll - noch ein Zeichen, dass die Elektromobilität in den Vordergrund rückt. Doch der Übergang in die Stromerära verschlingt große Summen an Investitionen. Die Luxusmodelle sollen das Cash dafür liefern. Dank der widerstandsfähigen Kaufkraft der Kunden im weltweiten Luxussegment könnte Daimler das Manöver gelingen.
Fazit: Kostendisziplin und der Luxus- Fokus sollten die schwierige Umbauphase stabilisieren. Aktie mit Chancen.
8 Amerikanischer Traum Deutsche Telekom
Für die Deutsche Telekom ist es ein historischer Einschnitt: Durch die Fusion ihrer amerikanischen Mobilfunksparte mit dem Rivalen Sprint sind die Rheinländer zum zweitgrößten Mobilfunkanbieter in den USA aufgestiegen. Nordamerika ist inzwischen der wichtigste Umsatzmarkt des T-Konzerns. Auch das zeigt, wie stark sich der ehemalige Staatsbetrieb seit dem Börsengang 1996 verändert hat.
Im damaligen Börsenboom in astronomische Höhen getragen und dann abgestürzt, ist die T-Aktie weiterhin ein beliebtes Investment der Deutschen. Das dürfte vor allem an der Dividende liegen. In diesem Jahr gab es 60 Cent je Aktie. Dies soll gleichzeitig die Mindestausschüttung für die kommenden Jahre sein. Damit würde das Papier bei aktuellem Kursniveau eine Dividendenrendite von rund vier Prozent abwerfen.
Analysten fasziniert etwas anderes: In dem komplizierten Konglomerat schlummern versteckte Werte. Das Prunkstück ist die Beteiligung von knapp 43 Prozent an T-Mobile US. Dieses Paket deckt den größten Teil des Börsenwerts der Deutschen Telekom ab. Der Rest - das Geschäft in Deutschland, in Europa und die Entwicklungssparte, zu der unter anderem der Funkmastenbetrieb gehört - ist aus Sicht der Börse nur Beiwerk. Geht es nach Investmentbankern würde sich die Telekom von etlichen Beteiligungen trennen. Das würde Geld für Investitionen freisetzen.
Fazit: Die Telekom ist ein attraktiver Dividendenlieferant. Versteckte Werte im Konglomerat sichern den Aktienkurs nach unten ab.
9 Nach der Spartendiät Siemens
Joe Kaeser geht Anfang Februar 2021, sein Umbau bleibt. Es ist eine Zäsur in der über 160-jährigen Geschichte des Industriekonzerns: Mit der Energietechnik wurde die größte Sparte ausgegliedert. Siemens-Aktionäre erhielten Aktien von Siemens Energy (SE) ins Depot eingebucht. Ex-Linde-Manager Christian Bruch soll den noch defizitären Vollsortimenter im Bereich Energietechnik in die Renditezone steuern. SE will grüner werden, Motor dafür ist die starke Marktstellung bei Windkraftanlagen. Daneben hält Siemens die Mehrheit am Medizintechnikkonzern Healthineers, ebenfalls eine Ausgliederung unter Kaeser, die hohe Renditen erzielt. Siemens konzentriert sich nun auf die Kernbereiche Digitale Industrie, Smarte Infrastruktur (mit Gebäude- und Stromübertragungstechnik) sowie die Verkehrstechnik. Renditeperle ist die Digitale Industrie, in der die Softwarekompetenz für die Digitalisierung von Produktionsprozessen konzentriert wird. In der Pandemie wuchsen die Softwaregeschäfte weiter stark. Die klassische Industrieautomatisierung ist dagegen konjunktursensibler.
Nachhaltig gut entwickelt sich das vom designierten Vorstandschef Roland Busch zum Kerngeschäft erklärte Bahngeschäft, das Marktanteile gewinnt und von milliardenschweren staatlichen Infrastrukturprogrammen profitieren dürfte. Busch hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Industriekonzern in allen Bereichen weiterzuentwickeln, technologisch, aber auch bei der Profitabilität.
Fazit: Siemens ist schlanker und feiner, Börsianer gestehen höhere Bewertungsfaktoren zu. Der Trend stimmt.
10 Pionier unter Strom Tesla
Während die meisten Autokonzerne im laufenden Jahr Umsatzrückgänge erleiden, rechnen Analysten beim Primus im Stromer-Segment mit rund 20 Prozent Umsatzplus. 2021 soll Tesla sogar auf knapp 50 Prozent beschleunigen. Chef Elon Musk wird wegen der Skaleneffekte 2020 erstmals Gewinne verbuchen. Die Kalifornier hatten zwar mit einem pandemiebedingten Shutdown zu kämpfen. Doch gerade noch rechtzeitig hatte es Tesla geschafft, die neue Autofabrik in Shanghai zum Laufen zu bringen. So konnte der Konzern China beliefern und von der raschen Erholung im Reich der Mitte profitieren.
Noch birgt die Stromer-Produktion große Tücken, Engpass bleiben Batterien. Musk setzt auf eine Doppelstrategie: Einerseits zwingt er Zulieferer, die Energiedichte der Zellen zu erhöhen, um sich Vorteile bei Reichweite und Gewicht zu sichern. Parallel baut Tesla die eigene Batterieherstellung aus, auch am neuen Standort in Grünheide bei Berlin, wo parallel zur Autoproduktion 2021 auch die größte Batteriefertigung der Welt anlaufen soll. Musk setzt auf neue Produktionsverfahren, die ab 2023 die Kosten der Batterien und damit die der E-Autos stark senken sollen. Schon jetzt hat Tesla hier einen Vorsprung auf die Konkurrenz. Die Börse setzt darauf, dass die Kalifornier auch ihren Vorsprung im Bereich Software und Vernetzung der Autos behaupten.
Fazit: Tesla hat einen Technologievorsprung bei der E-Mobilität. Die Aktie ist aber sehr teuer und riskant.
INVESTOR-INFO
Aktienbesitzer
Leicht positiver Trend
Der Crash der Jahrtausendwende steckt vielen Bundesbürgern offenbar noch immer in den Knochen: Obwohl sich die Kurse deutlich erholt haben, liegt die Zahl der Aktionäre weit unter damaligem Niveau. Nach 12,9 Millionen im Jahr 2001 waren 2019 lediglich 9,7 Millionen Menschen in Deutschland, knapp jeder Siebte ab 14 Jahren, in Aktien oder Aktienfonds investiert. Immerhin zeigt der Trend wieder leicht nach oben.
Weltbörse
Über die Grenzen schauen
Apple, Amazon oder auch Microsoft sind mit ihren Produkten und Diensten in Deutschland etabliert. Das macht es Bundesbürgern leichter, Geld in diese Aktien zu stecken. Trotzdem sind bei vielen Deutschen die Depots stark auf heimische Titel ausgerichtet. Ein Blick auf die großen Indizes zeigt, dass dadurch Rendite verloren geht. Nicht nur der amerikanische S & P 500 hat den deutschen HDAX geschlagen. Auch der Schwellenländer-Index MSCI Emerging Marktes lief klar besser.
Schwellenländer-Fonds
Chancen nutzen
Weil Unternehmen aus Schwellenländern für Anleger aus Deutschland meist fremd sind, macht es Sinn, diesen Teil eines Portfolios über Fonds abzudecken. Kostengünstig sind Indexfonds etwa auf den MSCI Emerging Markets, wie ihn u. a. die UBS anbietet (ISIN: LU 048 013 287 6). Unter den aktiv gemanagten Fonds hat der Carmignac Emergents (FR 001 014 930 2) überzeugen können. Bei beiden Produkten ist China mit über einem Drittel des Bestands größte Position.