Das vergangene Jahr war bekanntlich eines zum Vergessen. Alle großen Aktien-Indizes mussten Verluste verkraften, meist sogar zweistellige. Doch so mancher Investor verdiente in den schwierigen, mitunter turbulenten Zeiten richtig Geld. Am meisten räumte der Chef von einem Hedgefonds ab, der auf fallende Kurse setzte. Doch auch zwei "Strong Buy" standen zuletzt auf seiner Liste.
Der Chef des Finanzkonzerns Citadel, Ken Griffin, hat im vergangenen Jahr mit seinem Hauptfonds ein Plus von sagenhaften 38 Prozent gemacht – 16 Milliarden Dollar. Das gelang ihm im schwierigen 2022 natürlich nur mit Wetten auf fallende Kurse, dem Kerngeschäft von Hedgefonds. Die Financial Times hat Griffin daraufhin zum "King of the Hedgies" erklärt, denn er habe sich in einem Jahr der Extreme durchgesetzt.
In Anbetracht der beeindruckenden Performance ist es sinnvoll, die Käufe von Griffin im Auge zu behalten. Das haben die Kollegen von Yahoo-Finanzen getan und zwei US-Aktien aufgespürt, die Griffin letztes Jahr gekauft hat und die laut der TipRanks-Datenbank im Konsens der Analysten auch aktuell als "Strong Buys" eingestuft werden.
Großer Cybersecurity-Player
Nicht nur für Ken Griffin ist die Cybersicherheit ein wesentliches Bedürfnis in der modernen Welt. Und so kaufte sein Citadel-Hedgefonds im dritten Quartal gut 1,1 Millionen Aktien von Palo Alto Networks und stockte damit den Gesamtanteil auf fast 1,77 Millionen Aktien auf.
Das US-Unternehmenn ist der größte Anbieter von Cybersicherheits-Lösungen. Das Unternehmen ist vor allem für seine Firewalls bekannt, bietet jedoch auch Zero-Trust-Netzwerkschutz, Sicherheitsanalysen und Automatisierung. Die Firma bietet auch professionelle, Schulungs- und Beratungsdienstleistungen mit drei separaten Plattformen – Netzwerk-Sicherheit, Cloud-Sicherheit und Sicherheitsbetrieb – an, die die Grundlage für seine Geschäftstätigkeit bilden. Da immer mehr Frimenn ihre Geschäfte in die Cloud verlagern, besteht eine hohe Nachfrage nach den Sicherheitslösungen von Palo Alto.
Morgan Stanley sieht 45 Prozent Kurspotenzial
Auch Hamza Fodderwala von Morgan Stanley bezeichnete die Aktie kürzlich als Top Pick. Palo Alto Networks sei am besten positioniert, um ein dauerhaftes Umsatzwachstum zu erzielen. "Der Markt unterschätzt die breitere Plattformentwicklung des Unternehmens und die Fähigkeit, die Anbieter-Konsolidierung für effizientere und effektivere Sicherheit voranzutreiben, erheblich", so Fodderwala.
Der Analyst stuft die Aktien mit "Overweight" ein und hat ein Kursziel von 220 Dollar ausgegeben. Das wäre ein neues Allzeithoch. Das bisherige liegt bei 213,63 Dollar. Ausgehend vom Mittwochs-Schlusskurs bei 151,78 Dollar ergibt sich ein Aufwärtspotenzial von 45 Prozent für die kommenden zwölf Monate. Im Schnitt prognostizieren die 29 befragten Analysten einen Palo-Alto-Kurs von gut 210 Dollar.
Bill.com Holdings, Inc. (BILL)
Der zweite Wert, den Ken Griffin im vergangenen Jahr im Citadel-Fonds kräftig aufstockte, ist Bill.com Holdings. Im dritten Quartal erhöhte Citadel seine BILL-Bestände um 18 Prozent durch den Kauf von 270.115 Aktien. Griffins Fonds besitzt nun fast 1,83 Millionen Aktien im Wert von über 200 Millionen US-Dollar.
Die Bill.com Holding ist ein noch recht kleiner Anbieter von Finanzautomatisierungs-Software für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Trotz der fortschreitenden digitalen Transformation arbeiten nach Angaben von BILL noch etwa 90 Prozent der befragten US-Unternehmen weiterhin mit Papierschecks und anderen manuellen Verfahren. Das will (und wird) Bill.com ändern. Das Unternehmen bietet Cloud-basierte Software an, die Backoffice-Finanzaktivitäten rationalisiert, digitalisiert und automatisiert.
Die Angebote von Bill.com erfreuen sich wachsender Nachfrage, wobei das Unternehmen ein erhebliches Umsatzwachstum verzeichnet, wie aus dem letzten vierteljährlichen Update hervorgeht. Die Einnahmen stiegen im Jahresvergleich um 97,5 Prozent auf 229,9 Millionen Dollar. Der Gewinn je Aktie von 0,14 Dollar übertraf die Konsensschätzungen von 0,06 Dollar deutlich. Die nächsten Quartalszahlen will das Unternehmen am 2. Februar 2023 veröffentlichen.
Analysten sind optimistisch
Joseph Vafi, Analyst bei Canaccord, hebt die im November 2022 verkündete Übernahme von Finmark hervor, einem führenden Anbieter von Finanzplanungssoftware, der die Finanzplanung für KMUs vereinfacht. Wichtig sei, dass die Cross-Selling-Möglichkeiten noch in den Kinderschuhen stecken.
"Wir glauben, dass SMBs zwar schwer zu durchdringen sind, das Cross-Selling-Setup von Bill hier jedoch Gutes für die Aussichten für das nächste Jahr verheißt", schrieb Vafi. Der Analyst stuft die Bill-Aktien mit "Kaufen" ein und hat ein 12-Monats-Kursziel von 250 Dollar ausgegeben. Das eröffnet ein Potenzial von satten 134 Prozent.
Auch andere Wall Street Analysten sind für Bill.com optimistisch. Mit elf Kaufempfehlungen und einer Hold-Empfehlung in den vergangenen drei Monaten ist die Botschaft klar: BILL ist ein "Strong Buy". Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 161,42 Dollar.
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