Ungebrochen ist auch das Interesse der Anlager an Warren Buffett. Das von ihm geführte Anlagevehikel Berkshire Hathaway zahlt zwar selbst traditionell keine Dividenden. Im jüngsten Aktionärsbrief stellte er die Möglichkeit der Aufnahme einer Dividendenzahlung in zehn oder 20 Jahren in Aussicht, für den Fall, dass seine Gesellschaft dann zu groß sein, um das Kapital effizient anderweitig zu verwenden.
Bei der Suche nach spannenden Investments ist das Potenzial für Dividendenzahlungen durch das Objekt der Begierde für den Milliardär und Anlage-Guru aber durchaus mit ein Kaufkriterium. Denn das Orakel von Omaha, wie der 84-jährige Buffett auch genannt wird, legt Wert darauf, dass Kapital an die Aktionäre zurückgezahlt wird, entweder in Form von Ausschüttungen oder durch Aktienrückkäufe.
Pünktlich zu dem am 02. Mai in Omaha im Bundesstaat Nebraska stattfindenden Aktionärstreffen von Berkshire Hathaway, bei dem übrigens auch Börse Online vor Ort sei wird, haben wir einen Blick auf das 47 Titel umfassende Beteiligungsportfolio von Buffett geworfen. Auf der Suche waren wir dabei nach jenen fünf Aktien, welche die höchste Dividendenrendite abwerfen. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie, wie diese Buffett-Lieblinge heißen und was diese Titel auszeichnet.
Auf Seite 2: Buffets Dividendenbringer Nummer eins
Buffett Dividendenbringer Nummer eins: National-Oilwell Varco Inc. (WKN: 903 541, 52,92 Dollar, 46,15 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 29. April)
Der erste Titel, der es in den Kreis jener fünf Buffett-Beteiligungen mit der höchsten Dividendenrendite geschafft hat, ist National-Oilwell Varco. Dahinter steckt eine der größten Erdölservice-Gesellschaften weltweit. Entstanden ist das im texanischen Houston sitzende Unternehmen im Jahr 2005 aus der Fusion von National Oilwell und Varco.
In diese Dividenden-Auswahlliste ist der Titel nur gerutscht, weil der Aktienkurs von Ende August 2014 ausgehend von 86,43 Dollar im Tief bis zum 17 März auf 47,46 Dollar abgesackt ist. Verantwortlich dafür war natürlich der stark gefallene Ölpreis, der auch einem Dienstleister für die Ölförderindustrie wie National-Oilwell Varco zusetzte. Denn auf die tieferen Öl- und Gaspreise reagieren die Produzenten mit Ausgabenkürzungen und das hinterlässt bei der zyklischen Öl-Dienstleister-Branche Spuren.
Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2015 geht der Vorstand deswegen von einem schwierigen Geschäftsumfeld aus. Die Verantwortlichen zeigten sich angesichts des bestehenden Auftragsbestandes, der guten eigene Marktstellung und der starken bilanziellen Verfassung aber überzeugt davon, letztlich gestärkt aus diesem zyklischen Abschwung hervorzugehen. Helfen soll dabei auch die Ausnutzung strategischer Chancen, sofern sich diese durch das schwierige Marktumfeld ergeben sollte. Gemeint sind damit vermutlich mögliche Zukäufe.
Im ersten Quartal 2015 hat es die Gesellschaft geschafft, besser abzuschneiden als erwartet. Zwar sanken Umsatz und Gewinn, aber die Prognosen wurden damit geschlagen. Allerdings ist auch zu beachten, dass im Monat vor der Ergebnisbekanntgabe die Gewinnschätzungen von den Analysten noch von 1,16 Dollar auf 1,11 Dollar gesenkt worden waren und vor drei Monaten die Vorhersagen beim Gewinn je Aktie noch bei 1,43 Dollar lagen.
In den vergangenen Wochen hat sich die Notiz im Einklang mit dem wieder etwas befestigten Ölpreis ein wenig erholt und dabei jüngst auch den Abgang des Finanzvorstands ganz gut weggesteckt, der in Richtung als neuer Vorstandschef in Richtung des kleineren Konkurrenten Transocean verabschiedet hat.
Die Quartalsdividende wurde bei der jüngsten Bekanntgabe mit 0,46 Cent je Aktie unverändert gelassen. Auf das Jahr hochgerechnet ergibt sich daraus eine Zahlung von 1,84 Dollar. Damit ergibt sich eine Dividendenrendite von 3,48 Prozent. Auf Basis der Analystenschätzungen für den Gewinn je Aktie von 3,56 Dollar für 2015 errechnet sich ein KGV von 14,9. Wer auf diesen Titel setzen will, sollte wie offenbar Buffett davon ausgehen, dass sich die Preise für fossile Energieträger trotz der anhaltenden Marktanteilsgewinne von regenerativer Energie nachhaltig erholen werden.
Auf Seite 3: Buffets Dividendenbringer Nummer zwei
Buffett Dividendenbringer Nummer zwei: General Electric Co. (WKN: 851 144, 27,09 Dollar, 24,275 Euro)
Beim Dow-Jones-Vertreter General Electric Co. war die Dividendenrendite Mitte Januar noch um rund einen halben Prozentpunkt höher als das aktuell der Fall ist, denn seitdem hat die Notiz deutlicher zugelegt. Phasenweise war es sogar zu einem starken Kurssprung gekommen, nachdem bekannt worden war, dass man sich mit Blackstone, Wells Fargo und weitere Investoren auf den Verkauf von Immobilien-Assets im Wert von 26,5 Milliarden Dollar verständigt hat. Zudem wurde angekündigt, in den kommenden zwei Jahren Aktiva im Volumen von 200 Milliarden Dollar veräußern zu wollen und über den Verkauf seiner größten Kreditsparte wird offenbar bereits intensiv verhandelt.
Am Markt kommt die Verschlankung des US-Industriekonzerns grundsätzlich gut an. Wieder etwas eingetrübt wurde die Stimmung zuletzt aber dadurch, dass im ersten Quartal wegen einer Milliardenbelastung aus der geplanten Abtrennung vom Finanzgeschäft rote Zahlen geschrieben wurde und der Umsatz mit 12 Prozent wesentlich stärker eingebrochen ist als am Markt erwartet worden war
Frei von Problemen ist somit auch General Electric nicht und die weiteren Kursaussichten hängen auch davon ab, wie gut der geplante Konzernumbau gelingen wird. Im Dezember wurde die Quartalsdividende um einen Cent auf 0,23 Dollar erhöht. Auf das Jahr hochgerechnet sind das 0,92 Dollar je Aktie, womit sich eine Rendite von 3,40 Prozent ergibt.
Das geschätzte KGV bewegt sich bei 21, was im aktuellen Marktumfeld unter dem Durchschnitt liegt. Charttechnisch gesehen ist die Notiz wieder in den langjährigen Seitwärtstrend zurückgefallen, nachdem es am 10. April bei einem da markierten Mehrjahreshoch noch so aussah, als ob sich der Titel von seinen Chart-Ketten befreien könnte.
Auf Seite 4: Buffets Dividendenbringer Nummer drei
Buffett Dividendenbringer Nummer drei: General Motors Co. (WKN: A1C 9CM, 35,51 Dollar, 32,02 Euro)
Ebenfalls in die Top Fünf der Buffett-Dividendenbringer hineingefahren ist die Aktie von General Motors. Allerdings hat der US-Autobauer nach wie vor mit geschäftlichen Problemen zu kämpfen. Derzeit sorgt der feste Dollar für Gegenwind und im ersten Quartal wurde der Umsatz über diese Schiene mit mit 1,7 bis 1,8 Milliarden Dollar belastet.
Negativ aufgefallen sind im jüngsten Zahlenausweis auch der Verlust an weltweiten Marktanteilen sowie deutlich niedriger als erwartete Preise auf dem nordamerikanischen Markt. Eine belastende Dauerbaustelle stellt auch der Skandal um den verspäteten Rückruf von Fahrzeugen mit defekten Zündschlössern dar, bei dem General Motors mittlerweile 87 Todesfälle eingeräumt hat.
Dinge wie diese tragen dazu bei, dass der Aktienkurs in den vergangenen Jahren letztlich unter dem Strich nicht vorwärts gekommen ist. Immerhin erhalten die Aktionäre des Opel-Mutterkonzerns seit 2014 erstmals nach fast sechs Jahren wieder eine Dividende gezahlt. Am 23. Juni soll an die Anteilseigner zudem eine von zuletzt 0,30 auf 0,36 Dollar erhöhte Dividende ausgeschüttet werden. Vermutlich reagiert der Vorstand damit auch auf den von aktivistischen Investoren ausgeübten Druck.
In diesem Zusammenhang ist auch die Entscheidung zu sehen, bis Ende kommenden Jahres für fünf Milliarden Dollar eigene Aktien zurückzukaufen. Machbar sind Rückkäufe und höhere Ausschüttungen, weil die Gesellschaft auf Barmitteln von rund 25 Milliarden Dollar sitzt. Wird die Dividende in der genannten Höhe auch künftig gezahlt, ergibt sich auf das Jahr hochgerechnet ein Satz von 1,44 Dollar. Das würde derzeit eine Dividendenrendite von 4,06 Prozent bedeuten.
Das geschätzte KGV beträgt knapp acht, was optisch moderat aussieht. Allerdings sind auch andere Massenhersteller unter den Autobauern mit solchen Bewertungskennziffern ausgestattet. Buffett scheint das aber als günstig zu empfinden. Zumindest deutet darauf seine Entscheidung hin, im vierten Quartal 2014 seine Position bei diesem Titel um 41 Millionen Aktien aufzustocken.
Auf Seite 5: Buffets Dividendenbringer Nummer vier
Buffett Dividendenbringer Nummer vier: ConocoPhillips (WKN: 575 302, 68,06 Dollar, 60,96 Euro)
Wie National-Oilwell Varco kommt auch ConocoPhillips aus dem Energiesektor und ähnlich wie der Öl-Dienstleister stand auch der Aktienkurs des texanischen Öl- und Gasproduzenten phasenweise gehörig unter Druck. Die Notiz ist in dieser Phase von 86,87 Dollar auf fast 60 Dollar gefallen. Zuletzt ging aber ebenfalls ähnlich wie bei National-Oilwell Varco begünstigt durch einen wieder etwas anziehenden Ölpreis nach oben.
Auch wegen der hektischen Schwankungen beim Ölpreis und der Unklarheit über die weitere Preisentwicklung beim schwarzen Gold, wird es spannend zu erfahren, was die Texaner am 30. April zum Geschäftsverlauf im ersten Quartal zu berichten haben. Analysten haben im Vorfeld ihre Ergebnisschätzungen jedenfalls von plus 1,81 Dollar im Vorjahreszeitraum auf minus 0,15 Dollar je Aktie gesenkt. Nicht so toll waren bereits die jüngsten Nachrichten, wonach zwei Explorationsprojekte in Angola und im Golf von Mexiko nicht den erhofften Erfolg gebracht haben.
Nachdem der Verfall der Ölpreise die Gesellschaft bereits im vierten Quartal 2014 mit 39 Millionen Dollar in die Verlustzone gedrückt hatte, bereut der Vorstand möglicherweise inzwischen die 2012 zur Verbesserung der Finanzlage vollzogene Abspaltung des Raffineriegeschäfts unter dem Namen Phillips 66. Denn zumindest aktuell erscheint die Entscheidung, sich stärker auf das vermeintlich höhermargige Geschäft mit dem US- Schieferöl und -gas zu konzentrieren, nicht mehr so clever wie damals.
Das Explorations- und Förderunternehmen hat auf die veränderten Rahmenbedingungen als einer der ersten großen US-Ölkonzerne damit begonnen, das Investitionsbudget zu kürzen. Auf der Kostenseite sollen die operativen Kosten verglichen mit 2014 bis Ende 2016 um jeweils eine Milliarde Dollar im Jahr gesenkt werden. Wie jüngst auf einem Analysten- und Investorentreffen betont wurde, hat im aktuell vorherrschenden Umfeld der Schutz des Basisgeschäftes und der Dividende oberste Priorität.
Analysten scheinen davon auszugehen, dass das gelingen wird. Zumindest rechnen sie derzeit im Schnitt mit einer Anhebung der Jahresdividende für 2015 von 2,84 auf 2,92 Dollar je Aktie. Auf dieser Basis ergibt sich eine Dividendenrendite von 4,3 Prozent. Weil die Gewinnprognosen für 2015 auf nur noch 0,43 Dollar je Aktie gesenkt wurden, stellt sich das geschätzte KGV auf dieser Basis auf hohe 157 ein.
Auf Seite 6: Buffets Dividendenbringer Nummer fünf
Buffett Dividendenbringer Nummer fünf: Verizon Communications Inc. (WKN: 868 402, 50,47 Dollar, 45,415 Euro)
Der größte Dividendenbringer im Portfolio von Berkshire Hathaway ist derzeit Verizon Communications. Das hat auch damit zu tun, dass der US-Telekommunikationskonzern die Hausse am US-Aktienmarkt nicht mehr mitgemacht hat. Vielmehr tritt die Notiz des Dow Jones-Vertreters inzwischen schon seit zwei Jahren nur noch auf der Stelle.
Jüngst gab es immerhin einen Hoffnungsschimmer, denn Verizon hat im ersten Quartal die Erwartung übertroffen. Begünstigt von steigenden Abonnentenzahlen, insbesondere bei der Mobilfunktochter, stieg der auf die Aktionäre entfallende Gewinn im Jahresvergleich von 3,95 Milliarden auf 4,22 Milliarden Dollar. Das Ergebnis je Aktie betrug 1,02 Dollar, während Analysten im Schnitt mit 0,95 Dollar je Aktie gerechnet hatten. Der Umsatz legte um 3,8 Prozent auf 31,98 Milliarden Dollar zu.
Sorgen bereitet aber nach wie vor der harte Wettbewerb. Zumal sich zu der traditionellen Konkurrenz wie der amerikanischen Deutschen Telekom-Tochter T-Mobile US, Sprint und AT&T auch noch neue Herausforderer wie Google gesellen. Der Internet-Riese versucht gerade, mit einem eigenen Mobilfunkdienst auf dem US-Mobilfunkmarkt Fuß zu fassen. Der angebotene neue Dienst mit dem Namen "Project Fi" kostet 20 Dollar im Monat für Telefonie, Textnachrichten und andere Angebote und man darf gespannt sein, wie die Kunden darauf reagieren werden.
Der Aktienkurs von Verizon steckt noch in einem Seitwärtstrend fest, obwohl der Titel auf KGV-Basis mit einem geschätzten Wert von 13,3 günstiger als der Gesamtmarkt bewertet ist. Wie der Status als Buffett-Top-Dividendenbringer vermuten lässt, kann sich auch die Dividendenrendite sehen lassen. Bei einer Quartalsdividende von zuletzt 0,55 Dollar je Aktie errechnet sich für das Gesamtjahr ein Satz von 2,20 Dollar. Das ist gleichbedeutend mit einer Dividendenrendite von 4,36 Prozent, was mehr als doppelt so viel ist wie das, was im Schnitt die S&P 500 Index-Mitglieder bringen.