Und so wird ein Schuh draus: Mit den richtigen ETFs bzw. börsennotierten Zertifikaten (ETN) können Anleger an der Volatilität im Markt verdienen. Zur Auswahl stehen mehrere ETFs und ETNs mit unterschiedlichen Strategien. Die einfachste Variante besteht aus einer reinen Long-only-Strategie in Volatilität. Mit solch einem Produkt verdienen Anleger, wenn die Volatilität am Markt ansteigt. Damit bietet solch ein Papier auch einen gewissen Ausgleich im Falle eines Börsen-Crashs. Dann schnellt nämlich meist die Volatilität in die Höhe - und mit ihm der Kurs des Vola-Instruments.
Der glückliche Besitzer kann dann einen großen Gewinn verbuchen und dadurch Verluste bei anderen Positionen seines Portfolios ganz oder teilweise ausgleichen. Ein Beispiel für solch ein Instrument ist der Coba ETN 1x VIXF Daily Long (ISIN: DE000ETN0693). Richtig eingesetzt kann dieser ETN einen Schutz gegen einen starken Kursrückgang am Aktienmarkt bieten.
Leider hat dieser Ansatz für langfristige Anleger einen Nachteil - und das liegt an der Konstruktion des Long-Only-Vola-ETFs.
Wie die Vola-ETFs funktionieren
Wo liegt der Haken? Der ETF basiert auf der amerikanischen Volatilitätsindex VIX. Der VIX-Index misst die implizite Volatilität des US-Aktienmarktes. Dieser zeigt nicht die aktuellen Kursschwankungen am Markt, sondern die Erwartungen der Marktteilnehmer an die künftige Volatilität in den nächsten Wochen. Der VIX-Index und wird deshalb auch als "Angstbarometer" bezeichnet. Der leitet die Unsicherheit der Marktteilnehmer aus den Preisen gewöhnlicher Optionen ab.
Die Chicago Board Options Exchange (CBOE) berechnet den Index, anhand eines theoretischen Portfolios aus gelisteten Optionen auf den S&P-500 Index, die einen 30-Tage-Variance-Swap abbilden. In Europa berechnet der Indexanbieter Stoxx mit dem VStoxx einen ähnlichen Index. Dieser repräsentiert die implizite Volatilität des Euro-Stoxx-50-Index für 30 Tage und wird analog zum VIX-Index kalkuliert.
Direkte Investments in die Vix- und VStoxx-Indizes sind nicht möglich. Allerdings können sie durch gelistete Terminkontrakte (Futures) gehandelt werden. Diese Futures sind auch die Grundlage für den Vola-ETN. Leider laufen diese Terminkontrakte immer nur für eine relativ kurze Zeit und müssen anschließend durch einen neuen Kontrakt ersetzt werden. Für Investoren ergeben sich so regelmäßig Rollkosten, auch als "Carry" bezeichnet.
Der Grund: Die Futures bilden die implizite Volatilität für einen in der Zukunft liegenden Zeitpunkt ab. In stabilen Märkten werden die Erwartungen an die Volatilität in der Zukunft zu einem höheren Preis als die gegenwärtige implizite Volatilität gehandelt. Schließlich steigt die Marktunsicherheit, je weiter mögliche Ereignisse in der Zukunft mitabgedeckt werden. Für die unmittelbare Zukunft sind die Märkte dagegen vergleichsweise sicher, Marktentwicklungen richtig einschätzen zu können. Bei Investitionen in Volatilität kaufen Investoren daher die implizite Volatilität für einen in der Zukunft liegenden Zeitpunkt zu einem höheren Preis als die implizite Volatilität zu einem nahen Zeitpunkt. Wenn sich die Marktbedingungen und die Volatilität nicht verändern, wird die Volatilität für einen in der Zukunft liegenden Zeitpunkt zu einem niedrigeren Wert schließen, als sie gekauft wurde.
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Die zweite Generation der Vola-ETFs
Immer long in Volatilität investiert zu sein kostet also Geld. Produkte, die wie der Coba ETN 1x VIXF Daily Long kontinuierlich long in Volatilität sind, machen grundsätzlich jeden Tag einen kleinen Verlust. Steigt die Volatilität, wird dieser Rückstand schnell ausgeglichen. Bleibt die Volatilität unverändert, summieren sich die täglichen Verluste und es wird immer schwerer, sie auszugleichen. Deshalb ist dieser ETF nicht geeignet, um ein Portfolio langfristig vor Verlusten zu schützen. Wer aber ein kurzfristiges Ansteigen der Volatilität befürchtet, kann mit diesen ETFs schöne Gewinne einfahren, wenn die Vola wie erwartet nach oben schnellt.
Aufgrund der oft sehr schnellen Veränderungen der Volatilität ist das Timing für Kauf und Verkauf solcher Papiere aber keine ganz leichte Angelegenheit. Aus diesem Grund wurden weitere Varianten von Volatilitäts-ETFs entwickelt. Sie sollen die Problematik der Rollverluste entschärfen und Anlegern längerfristige Investments ermöglichen. Das Prinzip ist einfach. Diese weiterentwickelten Vola-ETFs sind nicht permanent long Volatilität, sondern sie verfolgen eine eine On-off-Strategie.
Bei ihr sorgen mathematische Regeln dafür, dass der ETF entweder nicht long exponiert in Volatilität ist oder dass er innerhalb kurzer Zeit eine Long-Position in Volatilität aufbaut, um diese später auch wieder regelbasiert abzubauen. Diese Konstruktion nimmt dem Investor die Entscheidung darüber ab, ob ein Volatilität-Anstieg am Markt lediglich einen vorübergehenden Kursrückgang darstellt oder zu einem längerfristigen Problem wird. Ein Vertreter dieser Vola-Produkte ist der Lyxor Dynamic Long VIX Futures Index ETF (ISIN: LU0871960976). Dieser ETF kauft entweder Volatilität (mit VIX-Futures) oder investiert in den Geldmarkt (3-monatige US-T-Bills).
Vola-ETFs für den längerfristigen Einsatz
Um die Wertentwicklung zu optimieren, reduziert der Lyxor Dynamic Long VIX Futures Index ETF sein Long-Engagement in VIX-Terminkontrakten, wenn Kosten zur Rollierung der Futurespositionen anfallen. Er erhöht das Long-Engagement gegenüber VIX-Terminkontrakten, wenn bei der Rollierung Gewinne anfallen. Darüber hinaus wird das Long-Engagement durch ein dynamisches Umschichten zwischen kurzfristigen VIX-Futures (Laufzeiten bis 2 Monate) und mittelfristigen Futures (Laufzeiten von 3 bis 5 Monaten) optimiert. In ruhigen Marktphasen soll der ETF mittelfristige Terminkontrakte enthalten, in angespannten Phasen kurzfristige Terminkontrakte.
Die britische Gesellschaft Source bietet mit dem Source Nomura Voltage Mid-Term ETF (ISIN: DE000A1JQQZ6) ein ähnlich gestricktes Vehikel. Der Source-Vola-ETF investiert je nach Volatilität zwischen null und 100 Prozent in mittelfristige VIX-Futures. Die mittelfristigen Futures reagieren nicht so heftig auf Marktkrisen wie die kurzfristigen Vola-Futures, müssen aber aufgrund ihrer längeren Laufzeit nicht so oft gerollt werden. Der nicht durch Vola-Futures belegte Anteil des Source Nomura Voltage Mid-Term ETF Portfolios wird mit den US-Geldmarkt (3-Monats-T-Bills) investiert. Das Gewicht der Futures-Position wird täglich neu bestimmt.
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Wann die Vola-ETFs wirklich Sinn machen
Auf Grund ihrer Regeln agieren diese beiden Volatilitätsfonds also automatisch. Der Vorteil ist, dass diese Vola-ETFs nicht kontinuierlich Geld verlieren. Der Nachteil ist, dass sie nicht immer richtig liegen. Dabei gibt es zwei Sorten von möglichen Fehlern. Der erste Fehler wäre gegeben, wenn die Volatilität ansteigt, aber die Investmentlogik des ETFs es verpasst hat, in Volatilität zu investieren. Der zweite Fehler würde eintreten, wenn die Investmentlogik zu sensibel wäre und zu früh in Volatilität investiert. Beim ersten Anstieg der Volatilität würde eine Long-Position aufgebaut, während die Volatilität sich schon wieder abbaut, wodurch ein Verlust im Fonds entsteht.
Die Kunst besteht also darin, einen vernünftigen Mittelweg zwischen den beiden möglichen Fehlern zu finden. In der Praxis lässt sich feststellen, dass die Fonds meistens "zu sensibel" abgestimmt sind. Dadurch produzieren sie immer wieder kleinere Verluste, besitzen aber eine gute Chance, bei einem großen Kurseinbruch auch tatsächlich Schutz zu bieten. Als Crash-Schutz in langen Aufwärts-Phasen des Aktienmarktes sind die optimierten Vola-ETFs deshalb zu teuer. In Situation wie heute, können sie aber durchaus Sinn machen. Ist die Korrektur beendet, und setzt sich die Aufwärtsbewegung fort, zahlen Anleger nur einen relativ bescheidenen Preis für ihre "Versicherung" mittels Vola-ETF. Kommt es aber wie 2008 in den nächsten Monaten zu weiteren Kursrückgängen, dürften sich die optimierten Vola-ETFs lohnen.
Coba ETN 1x VIXF Daily Long
ISIN: DE000ETN0693
Kostenquote: 0,75 Prozent
Lyxor Dynamic Long VIX Futures Index ETF
ISIN: LU0871960976
Kostenquote: 0,75 Prozent
Source Nomura Voltage Mid-Term ETF
ISIN: DE000A1JQQZ6
Kostenquote: 0,3 Prozent