Wer hätte es vor zwölf Monaten für möglich gehalten, dass 2019 ein Traumjahr für Investoren werden würde? Doch so ist es gekommen. Aktien, Anleihen, Immobilien, Gold: Alle wichtigen Anlageklassen liegen im auslaufenden Jahr im Plus.
Von dieser Hausse profitiert auch die Fondsbranche. Das verwaltete Vermögen der in Deutschland vertriebenen Produkte ist auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Rund 1,08 Billionen Euro stecken in Portfolios, die für Privatanleger zugänglich sind.
Beim Blick auf das Mittelaufkommen, also den Saldo aus Zu- und Abflüssen der Investmentfonds, fällt die Bilanz für 2019 bisher zufriedenstellend aus, aber nicht überragend. Knapp zehn Milliarden Euro frisches Geld konnten Publikumsfonds in den ersten drei Quartalen einsammeln. Das ist ein solides Plus, aber weit entfernt von Spitzenjahren wie 2017 oder 2015, als 55 bis 60 Milliarden Euro zuflossen.
Unterteilt man die Fondswelt in die einzelnen Anlageklassen, ragt eine davon klar hervor: Offene Immobilienfonds wuchsen seit Jahresbeginn unter dem Strich um 8,3 Milliarden Euro. Je nach Lesart ist das ein neuer Absatzrekord. Anfang des Jahrtausends gab es zwar zwei Jahre mit höheren Mittelzuflüssen, doch damals waren die Produkte bei institutionellen Großanlegern als Geldparkplatz extrem beliebt. Seit 2013 gibt es neue Vorschriften, die eine Mindesthaltedauer und eine Kündigungsfrist vorschreiben, was einen entsprechenden "Missbrauch" verhindert. Seit die neuen Regeln gelten, haben Offene Immobilienfonds noch nie mehr Geld eingesammelt als 2019.
Dieser Trend aus dem laufenden Jahr dürfte sich 2020 fortsetzen. Denn viele andere konservative Geldanlagen liefern fast keine Erträge mehr. Immobilienfonds konnten dagegen zuletzt mit jährlichen Renditen von rund drei Prozent glänzen. Das treibt Anleger in diese Produkte. Der UniImmo: Wohnen ZBI beispielsweise ist im bisherigen Jahresverlauf das absatzstärkste Produkt des Anbieters Union Investment, Fondstochter der Volks- und Raiffeisenbanken (siehe Investor-Info). Allein auf ihn entfallen Zuflüsse in Höhe von 1,5 Milliarden Euro.
Gefragt, aber schwächer
Daneben konnten Mischfonds 2019 relativ starke Mittelzuflüsse verbuchen. Bislang sammelten sie 3,3 Milliarden Euro ein. Im Vergleich zu den anderen Fondsklassen ist das ein gutes Ergebnis. Doch für die erfolgsverwöhnte Produktgattung ist es ein Dämpfer: In den Vorjahren floss weitaus mehr Geld zu. Unter den Angeboten der deutschen Fondsgesellschaften interessierten sich die Anleger vor allem für den DWS Concept Kaldemorgen, der um 3,4 Milliarden Euro wuchs (siehe Investor-Info).
Ungeachtet des niedrigen Zinsniveaus bleiben Rentenfonds gefragt und konnten unter dem Strich frisches Geld einsammeln. Bei den Subkategorien gab es jedoch riesige Unterschiede. In Scharen gaben die Anleger Anteile von Rentenfonds zurück, die in kurz laufende Euroanleihen investieren. Hohe Zuflüsse gab es dagegen bei Portfolios für Papiere aus Schwellenländern. Hier spiegelt sich die verzweifelte Suche nach Zinsen wider, die im Rentenbereich eigentlich nur mit Anleihen aus den Emerging Markets befriedigt werden kann.
Bei den 2019 ins Leben gerufenen Fonds ist ein wesentlicher Trend erkennbar: das Thema Nachhaltigkeit. Die Gesellschaften legen sowohl im Aktien- als auch im Rentensegment Produkte auf, die verstärkt ökologische und soziale Belange beachten und auf eine verantwortungsbewusste Unternehmensführung achten.
Nachhaltigkeit als Treiber
Die neuen Angebote stoßen auf eine entsprechende Nachfrage: Rund die Hälfte des 2019 eingesammelten Geldes geht auf das Konto von Produkten, die Nachhaltigkeitskriterien beachten - seien es frisch emittierte oder solche, die schon länger am Markt aktiv sind.
Auffällig ist zudem, dass Fondssparpläne immer stärker zum Einsatz kommen. Die Sparkassen etwa melden 390.000 neue Sparpläne in den ersten drei Quartalen des Jahres - nach Unternehmensangaben ein Plus von etwa 45 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Volks- und Raiffeisenbanken berichten ebenfalls über eine hohe Nachfrage, weil Anleger auf diese Weise das vermeintliche Problem des richtigen Einstiegszeitpunkts vermeiden möchten.
Investor-Info
UniImmo: Wohnen ZBI
Beliebter Immobilienfonds
Der UniImmo: Wohnen ZBI verbuchte im laufenden Jahr die höchsten Mittelzuflüsse innerhalb der Produktpalette von Union Investment. Anders als die anderen Immobilienflaggschiffe der Gesellschaft nimmt er frisches Geld der Anleger an - allerdings nur noch bis zum 20. Dezember. Anteile gibt es ausschließlich über die Volks- und Raiffeisenbanken oder an der Börse. Der im Juli 2017 aufgelegte Fonds investiert in Wohnimmobilien in deutschen Groß- und Mittelstädten.
Cand. Bonds Emerg. Markets
Zinsstarker Rentenfonds
Weil ihre Bonität oft geringer ist als die von Industrienationen, müssen Schwellenländer höhere Zinsen an ihre Gläubiger zahlen. Dank der breiten Streuung, die Fondsportfolios bieten, lassen sich Ausfallrisiken aber begrenzen. Wer heute auf der Suche nach Zinserträgen ist, kommt um Schwellenländeranleihen nicht herum. Ein gutes Produkt für dieses Anlagesegment ist der Candriam Bonds Emerging Markets. Er investiert gleichermaßen in Staats- wie in Unternehmensanleihen.
DWS Concept Kaldemorgen
Flexibler Mischfonds
Im Ernstfall bloß nicht allzu viel Geld verlieren, so lautet die Devise von Klaus Kaldemorgen, der für den DWS Concept Kaldemorgen verantwortlich ist. Der Fondsmanager kombiniert Aktien und Anleihen, setzt auf Währungen und Gold und nutzt Absicherungsstrategien. So will er die Anleger an steigenden Märkten angemessen beteiligen und ihrem Kapital bei fallenden Märkten einen gewissen Schutz bieten. Das hat zuletzt gut funktioniert, sodass der Fonds 2019 das absatzstärkste Produkt der DWS ist.