Die Reedereien haben drei Möglichkeiten, wie sie die neuen Grenz­werte einhalten können. Entweder sie rüsten die Schiffe auf verflüssigtes Erdgas (LNG) um oder sie bauen eine Reinigungsanlage ein, einen sogenannten Scrubber. Die dritte ist die einfachste Lösung: Treibstoffsorte wechseln. Anstatt mit Schweröl laufen die Motoren auch mit Schiffsdiesel. Die größte Reederei Maersk hat sich bereits dafür entschieden. Auch bei Hapag-Lloyd werden die meisten Schiffe erst einmal mit Diesel weiterlaufen. Einen Haken gibt es: Diesel kostet mehr als Schweröl. Und der Preis könnte sogar noch erheblich steigen.

Je nach Förderquelle hat der fossile Rohstoff unterschiedliche Qualitäten. Der Iran beispielsweise fördert Rohöl der Sorte "Medium Sour", aus Saudi Arabien und den USA kommt überwiegend die Qualität "Light". Die Raffinerien sind auf gewisse Rohölsorten zur Verarbeitung und Herstellung bestimmter Endprodukte ausgerichtet. Damit können die verfügbaren Qualitäten für sie problematisch werden.

Erdöl ist nicht gleich Erdöl


Die Endprodukte werden über Destillation gewonnen, mit der das Rohöl in unterschiedlich schwere Fraktionen aufgetrennt wird: Flüssiggas, Benzin, Kerosin, Diesel und weitere Destillate. Rohöl der leichten und süßen Sorte eignet sich besonders für die Gewinnung von Benzin. Aus dem Rohöl der schwereren Sorte werden eher Diesel und Heizöl gewonnen.

Die Ölexporte des Iran beliefen sich im ersten Quartal auf 1,2 Millionen Barrel pro Tag. Mit den verschärften Sanktionen der USA gegen das Land wird die Fördermenge auf weniger als die Hälfte pro Tag fallen. Das deutet auf ein nicht zu unterschätzendes Defizit bei der Ölqualität für Diesel hin. Branchenbeobachter erwarten, dass die Dieselnachfrage allein aus der Schifffahrt um 0,4 Millionen Barrel pro Tag steigen wird. Das Erdöläquivalent dazu sind 1,6 Millionen Barrel pro Tag. Fazit: Die Raffinerien werden Schwierigkeiten bekommen, die komplette Palette an Destillaten in den Mengen zu produzieren, wie sie vom Markt nachgefragt werden. In der Folge könnte sich der Dieselpreis verteuern. Wie können sich Anleger positionieren? Weniger risikobereite setzen auf einen ETC, der die Preisentwicklung eins zu eins abbildet. Eine heiße Wette ist der Knock-out-Call auf den Dieselpreis, der die Kursbewegung hebelt. Anleger tragen ein Währungsrisiko.