Die mögliche Ausweitung des VW-Abgasskandals hat die Stimmung der Aktienanleger am Dienstag getrübt. Sie gingen daher auf Nummer sicher und machten nach den Kursgewinnen der vergangenen Wochen Kasse. Der Dax büßte bis zum Nachmittag 0,6 Prozent auf 10.883 Punkte ein, der EuroStoxx50 verlor 0,5 Prozent auf 3416 Zähler. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zur Eröffnung leicht fallende Kurse. "Die Anleger machen vor den Arbeitsmarktdaten aus den USA Kasse", sagte ein Händler. Am Mittwoch werden die Erhebungen des privaten Arbeitsvermittlers ADP veröffentlicht, ehe am Freitag der amtliche Bericht ansteht. Von ihm könnte die US-Notenbank Fed eine Zinswende im Dezember abhängig machen.

Die Papiere von Volkswagen brachen um bis zu 5,1 Prozent ein und notierten am Nachmittag mit 109,50 Euro immer noch knapp drei Prozent niedriger. Der US-Umweltbehörde EPA zufolge soll der Autobauer auch bei den Abgas-Tests von Diesel-Motoren mit drei Liter Hubraum getrickst haben. VW wies dies zurück. "Sollte sich der Vorwurf bewahrheiten, würde dies die Kosten für 'Dieselgate' deutlich in die Höhe treiben", sagte ein Börsianer. Außerdem wackele der Stuhl von Matthias Müller, falls Porsche in die Affäre verwickelt sei. Der aktuelle VW-Chef war zuvor Vorstandsvorsitzender der VW-Tochter.

Der Dieselskandal machte auch den anderen deutschen Auto-Herstellern zu schaffen. Daimler -Aktien verloren 1,2 Prozent und BMW 1,3 Prozent, obwohl letztere mit den Quartalsergebnissen positiv überraschten. "Die Zahlen sind zwar solide bis stark, zeigen aber eine etwas geringere Dynamik als bei Daimler", schrieb Equinet-Analyst Holger Schmidt in einem Kommentar. Der Stuttgarter Rivale profitiere von seiner aktuellen Produktoffensive.

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INFINEON-AKTIONÄRE FÜRCHTEN TEUERE ÜBERNAHME



Spekulationen um eine möglicherweise teuere Übernahme in den USA drückte Infineon um fast fünf Prozent ins Minus und damit an das Dax-Ende. Börsianer fürchten, dass der Chiphersteller für den US-Rivalen Fairchild Semiconductor zu viel zahlen könnte.

Auf Erholungskurs gingen dagegen K+S mit einem Plus von zwei Prozent. Die Analysten der Commerzbank hatten den Kursrutsch der Aktien des Salz- und Düngemittelkonzerns nach dem Platzen der Übernahme durch den kanadischen Konkurrenten Potash als überzogen beschrieben und ihre Kaufempfehlung bekräftigt.

An der Amsterdamer Börse stürzten die Aktien des niederländischen Briefzustellers PostNL um 18 Prozent ab. Der Konzern hatte mit dem Ausblick für 2016 die Erwartungen der Analysten enttäuscht. In London brachen Standard Chartered um neun Prozent ein, da das Bankhaus über eine milliardenschwere Kapitalerhöhung die Aktionäre zur Kasse bitten will.

Die Anleger am Devisenmarkt setzten derweil auf neue Geldspritzen der EZB. Sie hofften, dass Notenbankchef Mario Draghi bei seiner Rede am Abend (MEZ) eine Ausweitung der Bondkäufe signalisieren werde, sagte Zinsstratege David Schnautz von der Commerzbank. Dies drückte den Euro um fast einen halben US-Cent auf 1,0975 Dollar.

Reuters