Einem größeren Investmentpublikum wurde Olgerd Eichler im Jahr 2007 bekannt: Der Finanzen Verlag hatte ihn zum "Fondsmanager des Jahres" gewählt. Seinerzeit war Eichler bei Union Investment unter Vertrag. Im selben Jahr noch wechselte er zur Frankfurter Investmentboutique MainFirst und übernahm beim neu aufgelegten MainFirst Top European Ideas Fund das Ruder.

Seine Investmentfitness hat sich der 51-Jährige in den vergangenen Jahren nicht nur bewahrt. Es scheint, als hätten ihn schwierige Rahmenbedingungen wie Banken-, Finanz- und Eurokrise zusätzlich motiviert. Auf Sicht von zehn Jahren legte der Fonds pro Jahr um 7,2 Prozent zu, der Stoxx Europe 600 bringt es dagegen nur auf 2,9 Prozent.

Auch in diesem Jahr liegt Eichler, der zusammen mit Evy Bellet und Alexander Dominicus den Fonds managt, klar vorn. Der MainFirst Top European Ideas Fund schaffte 22 Prozent, damit rangiert der Fonds in der Anlageklasse Aktien Europa auf Platz 1. Der Vergleichsindex erzielte bislang ein Plus von neun Prozent. "Wir haben in den vergangenen zehn Jahren ein ausgeprägtes Gespür für sogenannte Kursraketen entwickelt", erklärt Eichler.

Sein grundlegendes Rezept für erfolgreiches Investieren hat er aber nicht verändert. Der Fondsmanager und seine Kollegen suchen nach Unternehmen, die sich operativ besser entwickeln als der Durchschnitt, weil sie beispielsweise an Effizienz zulegen oder Marktanteile gewinnen. Neben der Unternehmensbewertung sind bei der Auswahl Managementqualität, Bilanzstärke und Gewinnwachstum entscheidend. Ob die Gesamtwirtschaft einen Prozentpunkt mehr oder weniger wächst, ist für Eichler und das Team weniger relevant.

Pro Jahr kommt das Fondsmanagement auf rund 200 Unternehmenskontakte. Doch nur wenige Aktien schaffen es ins Portfolio. Das Fondsvolumen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro verteilt Eichler auf gerade mal 50 Titel. Ist er von einem Unternehmen überzeugt, steigt er kräftig ein. Das italienische Bankhaus Unicredit sowie das deutsche IT-Unternehmen Siltronic sind derzeit mit deutlich über sieben Prozent gewichtet. Zu den Top-Ten-Werten zählen auch die britische Fondsgesellschaft Jupiter Asset Management und die Deutsche Pfandbriefbank. Insgesamt entfallen auf die Finanzbranche mehr als 36 Prozent des Fondsvermögens.

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Vorsicht bei defensiven Branchen



Auch die spanische Firma Gestamp Automoción und das deutsche Unternehmen Schaeffler sind prominent vertreten. Gerade bei zyklischen Werten, zu denen die beiden Automobilzulieferer zählen, sieht Eichler deutliches Aufholpotenzial. Während seit dem Jahr 2011 defensive Titel aus der Lebens- und Getränkebranche sowie Pharmawerte sich nahezu verdoppelt hätten, seien zyklische Konsumtitel nur um rund 60 Prozent gestiegen. Banken hätten sogar ein Minus eingefahren.

Eichler hält nun aufgrund der aufgehellten Wachstumsaussichten einen kräftigen Nachholeffekt für möglich. Bei defensiven Titeln ist er dagegen sehr vorsichtig: "Wir fürchten, dass die niedrigen Zinsen viele Anleger zu Leichtsinn verleiten und durch den Run in defensive Sektoren die Gefahr einer Blasenbildung entsteht." Sollte sich wider Erwarten eine Rezession abzeichnen, lässt sich das Portfolio schnell den neuen Bedingungen anpassen. "Zuletzt waren wir während der Eurokrise defensiv aufgestellt."

Auch die kommenden Jahre werden für Investoren nicht leicht, davon ist Eichler überzeugt. "Die niedrigen Zinsen in Europa und die nach wie vor signifikanten Auswirkungen politischer Entscheidungen haben weiterhin deutlichen Einfluss auf die Entwicklungen an den Kapitalmärkten." Er und seine Kollegen wollen die Herausforderungen meistern. Eichlers Versprechen: "Wir haben weiterhin den Anspruch und arbeiten hart dafür, mit unseren Investmententscheidungen einen langfristigen Mehrwert für den Anleger zu erzielen."