Am 13. März 1986 ging Microsoft an die Börse. Seinerzeit war das von Bill Gates gegründete Unternehmen noch ein Small Cap. Heute zählt der Konzern aus dem US-Bundesstaat Washington weltweit zu den wertvollsten Unternehmen. David Ross sieht gerade wegen der Größe des Unternehmens und den damit einhergehenden Wettbewerbsvorteilen weiterhin hohes Kurspotenzial. Er verwaltet den Echiquier World Equity Growth, den die französische Investmentgesellschaft La Financière de l’Echiquier im Jahr 2010 aufgelegt hat.

Unternehmen wie Microsoft generierten die notwendigen Cashflows, um ihre Innovationsstärke in Megatrends umzusetzen, wie derzeit etwa Cloud-Computing, argumentiert Ross. Der Fondsmanager, seit über 30 Jahren Börsenprofi, gewichtet Microsoft im Portfolio mit über acht Prozent. Er habe das Unternehmen vor einigen Wochen wieder besucht und eine ähnlich euphorische Aufbruchstimmung wie kurz vor der Markteinführung des Betriebssystems Windows erlebt, berichtete Ross gegenüber der belgischen Wirtschaftszeitung "L’Echo". Für ein Engagement in Microsoft spreche auch die Vorreiterrolle des Unternehmens auf dem Gebiet künstliche Intelligenz: "Microsoft verkörpert voll und ganz den Geist des Silicon Valley."

Hoffen ist keine Strategie



Aus dem riesigen globalen Anlageuniversum - der MSCI All Country Index umfasst rund 2500 Werte - picken Ross und sein Managerkollege Rolando Grandi gerade mal 20 bis 25 Titel heraus. Hohe Bewertungen stören sie nicht. "Großartige Unternehmen sind niemals billig, und billige Aktien sind niemals die besten", weiß Ross. Klare Bedingungen für die Aufnahme ins Portfolio gibt es dennoch. Die Firmen müssen eine Marktkapitalisierung von mindestens zehn Milliarden Euro aufweisen und am globalen Wachstum stark partizipieren. Amazon etwa erfüllt die Bedingungen locker. Das Unternehmen sei nicht nur wie Microsoft führend auf dem Cloud-Gebiet, sondern verändere darüber hinaus auch jede einzelne Branche, begründet Ross sein Engagement. Das wohl wichtigste Einstiegskriterium aber ist: "Wir müssen von den Unternehmen überzeugt sein." Diesen mit "high conviction" bezeichneten Investmentansatz haben die beiden Fondslenker zuletzt im vierten Quartal 2018 entschlossen umgesetzt. "Hoffen, dass es besser wird, ist unserer Meinung nach keine vielversprechende Strategie. Wenn eine Aktie einbricht, dann besteht vielmehr Handlungsbedarf." Die Fondsmanager nutzten die heftige Korrektur insbesondere bei Techwerten - Amazon verlor von Ende des dritten Quartals bis kurz vor Weihnachten 40 Prozent - zum Nachkaufen.

Nun profitiert der Fonds von der Erholung seiner Titel. Seit Anfang Januar hat er um rund elf Prozent zugelegt. Im schwierigen Börsenjahr 2018 erzielte der Echiquier World Equity Growth immerhin noch ein knappes Plus von 0,8 Prozent. Dagegen verlor der MSCI All Country Index 4,6 Prozent. Seit Auflegung im April 2010 schaffte der Fonds jährlich im Schnitt 9,5 Prozent, der Index bringt es auf 7,9 Prozent. "Wir versuchen, so es geht, Fehler zu vermeiden und investieren sehr diszipliniert", nennt Ross die Gründe für die kontinuierliche Outperformance.

Europa ist zu riskant



Ebenso entscheidend ist die Freiheit der beiden Manager, was die Gewichtung von Branchen oder Ländern betrifft. Der Anteil von US-Unternehmen im Portfolio beträgt derzeit knapp 60 Prozent. Wenn Ross will, kann er den Anteil auf 100 Prozent hochfahren. Werte aus China sind mit elf Prozent vertreten. Die aber nimmt Ross sehr genau unter die Lupe. Seiner Meinung nach führe der kreditfinanzierte Boom zwangsläufig in eine Rezession. Alibaba etwa hat die intensive Prüfung überstanden. Firmen aus Europa findet man im Portfolio dagegen nicht. Ross sieht im Brexit, in Italien und in der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank unkalkulierbare Risiken.