Der Weg an die Börse ist beschwerlich und nur mit viel Fachwissen zu empfehlen. Das denken viele. Dabei muss man keine Börsenlegende wie Warren Buffett sein, um sich ein Depot für die Altersvorsorge zusammenzubasteln. Mit ein paar Grundkenntnissen über Aktien, Anleihen, Fonds und ETFs können Anleger loslegen - und weit kommen.

Aber was tun diejenigen, die das Thema nicht interessiert? Oder denen zwischen Job, Kindern, Freunden und Sport schlicht die Zeit fehlt, sich einzulesen und ein Depot zu führen? Sie können sich Hilfe holen. Von Geldprofis. Das müssen keine Menschen sein. Heute buhlen auch Robo-Advisors um die Anlegergunst. Bei ihnen gilt: Einfach per App oder am PC ein paar Fragen beantworten, Depot eröffnen - und los geht’s! Mehr als sieben Milliarden Euro managen Robos in Deutschland bereits, schätzt das Analysehaus FondsConsult. Was sie können und für wen sie geeignet sind, erfahren Sie hier.

1. Welche Vorteile bieten Robos?

Einige. Erstens Zeitersparnis und Komfort: Die Depoteröffnung läuft meist komplett online ab. Dann stellt der Robo das Depot zusammen und verändert es bei Bedarf. Zweiter Vorteil ist die niedrige Einstiegshürde: Die digitalen Helfer starten teils schon unter 1000 Euro Mindestanlage. Drittens die Kosten: Robo-Advisors sind meist günstiger als klassische Vermögensverwalter oder die Anlage vom Bankberater. In der Regel berechnen Robos pro Jahr 0,3 bis 0,9 Prozent der investierten Summe. Hinzu kommen die Gebühren für die Anlageprodukte. Robos setzen oft auf börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die 0,2 bis 0,3 Prozent kosten. Die Gesamtgebühren liegen also bei rund einem Prozent.

2. Wie findet der Robo die richtige Geldanlage für mich?

Wer beim Robo ein Depot eröffnet, beantwortet online ein paar Fragen, etwa welche Verluste maximal entstehen dürfen, wie es um die Börsenerfahrung steht und wie hoch Einkommen und Vermögen sind. Daraus leitet der digitale Anlagehelfer den Risikotyp ab, um konkrete Depots oder Strategien vorzuschlagen.

Das Kapital wird meist weltweit auf wichtige Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe verteilt. Typischerweise enthalten risikoärmere Depots mehr Anleihen, weil diese nicht so verlustanfällig sind wie Aktien. Umgekehrt steigt mit der Risikofreude die Aktienquote. Wichtig: Schöpfen Sie Ihre Risikotoleranz voll aus und antworten Sie nicht zu vorsichtig! Sonst kann es passieren, dass Ihr Portfolio nur sehr wenig Aktien enthält - und von Börsengewinnen kaum etwas bei Ihnen ankommt.

Viele Robos bieten auch nachhaltige Anlagestrategien an, die oft unter dem Kürzel ESG (Environmental, Social, Governance) laufen, also Umwelt, Soziales und Aspekte der Unternehmensführung berücksichtigen. Hier werden Unternehmen oder Branchen aussortiert, die bestimmte Kriterien für nachhaltiges Wirtschaften nicht erfüllen. In welche Papiere der Robo-Advisor das Geld im Einzelnen steckt, hängt vom Anbieter ab. Viele kaufen nur ETFs, andere auch aktiv gemanagte Fonds oder sogar Einzelaktien und Anleihen. ETFs haben gegenüber aktiven Fonds den Vorteil niedrigerer Gebühren. Dafür können aktive Fonds höhere Renditen erzielen - was sie langfristig aber oft nicht tun.

3. Was macht der Robo mit meinem Depot?

Die meisten Robos schichten bei Bedarf in Eigenregie um - automatisch. Dabei setzen sie auf unterschiedliche Strategien. Einige handeln nur zu festen Terminen oder wenn bestimmte Schwellenwerte überschritten werden und stellen dabei die ursprüngliche Aufteilung auf die Anlageklassen wieder her. Das nennt sich Rebalancing. Andere handeln öfter. Sie schichten zum Beispiel je nach Börsenlage um, etwa um vorher festgezurrte Verlustgrenzen einzuhalten. Oder sie versuchen, mit niedrig bewerteten Anlageklassen oder Papieren mehr Rendite herauszuholen. Welche Strategie am besten ist? Das lässt sich so einfach nicht sagen. Jede hat mal stärkere, mal schwächere Phasen. Fest steht: Robos schützen nicht vor Verlusten. Wenn die Börsen crashen, sind Robo-Depots in der Regel auch betroffen - mal mehr, mal weniger, je nach Risikostufe und Strategie.

4. Mit welcher Rendite können Anleger rechnen?

Wie immer an den Finanzmärkten gilt: je mehr Risiko, desto größer die Renditechance. Ein globales Aktienportfolio hat - ohne Berücksichtigung von Steuern - seit 1970 im Schnitt etwa sieben Prozent pro Jahr abgeworfen. Für Robo-Kunden mit viel Risikobereitschaft sollten ähnliche Renditen rausspringen. Doch Vorsicht: Die Erwartung leitet sich aus einem langfristigen Durchschnitt ab, in einzelnen Jahren können die Renditen stark schwanken. Da kann ein aktienlastiges Depot locker mal 15 Prozent verlieren oder gewinnen. Das ist nichts Ungewöhnliches. Die Parole heißt also: durchhalten! Mindestens zehn Jahre am besten.

5. Wie finde ich den passenden Robo?

An erster Stelle stehen praktische Erwägungen. Passt die Mindestanlage und -sparplansumme zu meinem Budget? Will ich ein Depot mit meinem Partner oder für mein Kind eröffnen? Brauche ich einen persönlichen Ansprechpartner? Solche Services bieten nicht alle Robos. Das gilt auch für nachhaltige Investments, die für einige Anlegerinnen und Anleger ein Muss sind. Dann sind da noch die Gebühren. Faustregel: Deutlich mehr als 1,0 Prozent sollten Sie für einen Robo nicht hinblättern. Die Größe des Anbieters spielt auch eine Rolle. Nach den ersten Jahren der Goldgräberstimmung werden wohl einige Anbieter wieder vom Markt verschwinden. Kleine Robos, die nur wenig Anlegergeld verwalten ("Assets under Management" haben, wie es in der Fachsprache heißt) dürften davon eher betroffen sein. Das investierte Geld ist dann zwar nicht weg, sondern wird zurückgezahlt, aber Sie müssen sich womöglich um eine neue Anlage kümmern.

6. Für wen eignen sich Robos?

Für alle, die sich nicht um Geldanlage kümmern wollen. Besonders, wenn keine großen Summen verfügbar sind. Dann sind Robos eine gute, preiswerte Alternative zur Anlage bei der Hausbank. Wer sich zutraut, sein ETF-Depot selbst zusammenzustellen, kommt aber günstiger weg - und braucht keinen Robo.

Robo-Advisors im Test: Keiner fiel durch


Gute Leistungen Im Auftrag des Finanzen Verlags, in dem BÖRSE ONLINE erscheint, hatte das Deutsche Kundeninstitut (DKI) im Sommer 27 Robo-Advisors getestet. Die Bewertung erfolgte in drei Kategorien: Angebot, Konditionen und Kundenservice. Das erfreuliche Ergebnis: Keiner schnitt schlechter als "befriedigend" ab, zweimal konnte sogar die Höchstnote "sehr gut +" vergeben werden (vgl. Heft 31/2021)