Dieses Jahr stehen E-Geld-Konten verstärkt im Mittelpunkt. Denn damit lässt sich die Forderung nach "Bankkonten für alle" erfüllen. E-Geld-Konten machen auch Personengruppen, die bislang keine Leistungen von Banken in Anspruch nehmen konnten, bankenähnliche Strukturen zugänglich, beispielsweise Flüchtlingen. Diese Konten zeichnen sich durch leichte Zugänglichkeit, Transparenz, Datensparsamkeit, meist moderne Benutzeroberflächen und umfassende Funktionalitäten aus.
Ende 2015 ist die Reduzierung des multilateralen Interbankenentgeltes (Multilateral Interchange Fee, MIF) in Kraft getreten. Händler profitieren deshalb von geringeren Kosten bei Kreditkartenzahlungen. Daher hegen wir die Hoffnung, dass Händler - wie durch die Maßnahme beabsichtigt - ihre Preise im Jahr 2016 entsprechend senken werden. Deutschland hinkt der Entwicklung in einigen europäischen Ländern, in denen die bargeldlose Zahlung von Kleinstbeträgen bereits zum Standard gehört, zwar noch hinterher, aber auch hierzulande ist das Bargeld auf dem Rückzug und wird durch alternative Bezahlmethoden abgelöst. So werden in Deutschland zwar aktuell noch 80 Prozent aller Transaktionen im Einzelhandel bar bezahlt, allerdings hat Bargeld nur noch einen Gesamtanteil von 53,3 Prozent am Umsatz.
Mobile Payment gehört seit Längerem zu den Payment-Trends, bislang durchgesetzt hat es sich jedoch noch nicht. Da 2016 Apple Pay aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch außerhalb von Großbritannien in Europa starten wird, ist damit zu rechnen, dass sich die Mobile-Payment-Welt neu ordnen wird. Voraussichtlich wird einheitliches mobiles Bezahlen weiterhin Zukunftsmusik sein, aber Apple Pay wird die Entwicklung sicherlich vorantreiben. Zwar gibt es auch andere Techniken, um an der Kasse zu bezahlen, wir gehen aber davon aus, dass sich NFC (Near Field Communication) als Standardlösung durchsetzen wird. Dank NFC wird der Bezahlvorgang an der Kasse deutlich schneller werden, denn kleinere Beträge lassen sich auch ohne PIN-Eingabe oder Unterschrift schnell und komfortabel bezahlen.
Die EZB hat das Ziel, in der gesamten EU Echtzeitbezahlung (Instant Payments) auf der untersten Infrastrukturebene abzubilden. Dies wird zwar noch einige Jahre dauern, allerdings wird es auf der Anwendungsebene etwa mit Echtzeitgarantien schon vorher Lösungen geben, die sich schnell umsetzen lassen. Sie sind aus
E-Commerce-Sicht auch wichtiger als die tatsächlich in Echtzeit erfolgte Überweisung von Geld auf das Konto des Händlers und beschleunigen den Kaufprozess im Internet erheblich. Die neue Zahlungsdienste-Richtlinie (Payment Services Directive, PSD2) verlangt Händlern und Zahlungsdiensten mehr Sicherheit bei Onlinezahlungen ab. Zudem soll sie den Markteintritt von neuen Anbietern und die Entwicklung von innovativen Mobile- sowie Internetzahlungen vorantreiben und die Finanzinstitute dazu verpflichten, Zugang zu deren Systemen zu ermöglichen.
Die Branche wird 2016 stark von Tokenization und biometrischer Authentifizierung beeinflusst werden. Zwar steht die Tokenization-Technologie noch am Anfang, sie bietet aber schon heute eine interessante Möglichkeit, Kreditkarten abzusichern. Dabei werden beim Zahlen nicht die tatsächlichen Kreditkartendaten, sondern Ersatznummern - sogenannte Tokens - genutzt. Die Originaldaten bleiben geschützt auf einem Server. Daneben werden neue Methoden wie Stimm-, Tastendruck- oder Pulsschlagerkennung bei der Authentifizierung eingeführt werden. Und schließlich wird die Blockchain - eine Datenbank, in der sämtliche Transaktionen mit der Digitalwährung Bitcoin verzeichnet werden - dieses Jahr für Aufsehen sorgen. Da sich mit dieser fälschungssicheren Methode Transaktionen schnell und günstig tätigen lassen, wird sie einen starken Auftrieb erfahren - unabhängig von Bitcoins und besonders dort, wo bislang eine "Trusted Third Party" notwendig ist, um Geschäfte zu machen, das heißt fast überall.
Ralf Ohlhausen
Der Diplom-Mathematiker und Master of Telecommunications Business verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in den Bereichen E-Commerce, Financial Services, mobile Telekommunikation und IT. Stationen seiner Karriere waren bei Digicel, O2, British Telecom und Mannesmann Kienzle und SafetyPay. Die PPRO Group ist ein Spezialist für länderübergreifendes elek-tronisches Bezahlen und Herausgeberin von E-Geld-Konten.