Beim DAX ging es seit Ausbruch der Corona-Pandemie heftig auf und ab. Selbst in der Finanzkrise waren die Ausschläge nicht so extrem. Inzwischen hat sich die Lage zwar wieder leicht beruhigt, trotzdem ist der VDAX, der die Volatilität des Index misst, mit fast 50 Prozentpunkten noch überdurchschnittlich hoch.

Viele trauen sich daher derzeit nicht, in den Aktienmarkt einzusteigen. Die hohe Volatilität hat für gewisse Produkte, etwa Discountzertifikate, aber Vorteile: Sie werden dadurch attraktiver. Mit diesen Papieren erwerben Investoren Aktien oder Indizes mit Rabatt auf den Börsenkurs. Der Discount wirkt dabei wie ein Risikopuffer. Erst wenn er aufgebraucht ist, erleiden Inhaber der Zertifikate Verluste.

Der Rabatt entsteht dadurch, dass am Terminmarkt eine Option auf den Basiswert veräußert und dafür eine Prämie vereinnahmt wird. Diese ermöglicht es, den Abschlag abzubilden. Je größer die Volatilität des Basiswerts ist, desto höher ist die Prämie und damit auch der Rabatt. "Bei Discountzertifikaten wird Unsicherheit verkauft. Je höher die Erwartungen an künftige starke Kursschwankungen sind, desto attraktiver sind die Konditionen bei diesen Produkten", erklärt Matthias Hüppe, Zertifikateexperte bei HSBC Deutschland, die Funktionsweise.

Es gibt nichts geschenkt


Aktionäre und Inhaber von Indexpapieren fürchten heftige Schwankungen, Käufer von Discountzertifikaten profitieren dagegen davon. Durch den Puffer verringert sich bei ihnen das Verlustrisiko. Wie jedoch das englische Sprichwort sagt: "There is no free lunch" - es gibt nichts geschenkt: Gewinne werden durch eine Kursobergrenze, den Cap, begrenzt. Wird diese übertroffen, sind keine weiteren Kurserträge mehr erzielbar - im Gegensatz zu der Direktanlage in Aktien oder Indizes.

Von daher eignen sich Discountzertifikate vor allem für Anleger, die mit moderaten Abwärtsbewegungen, Seitwärtsmärkten oder einer begrenzten Hausse rechnen. Je höher der Discount ist, desto geringer ist die maximal erzielbare Rendite und umgekehrt.

So offeriert das Discountpapier der Société Générale auf den DAX (siehe Tabelle unten) beim Indexstand von 10.343 Punkten einen Rabatt von 16,5 Prozent beim Zertifikatekurs von 86,37 Euro. Anleger erwerben den DAX also für 8.637 Indexpunkte, da das Bezugsverhältnis 1:100 beträgt. Erst wenn der DAX mehr als 16,5 Prozent fällt, machen die Besitzer des Discounters Verlust.

Nachteil: Die maximal erzielbare Rendite bis zur Fälligkeit des Produkts Ende März 2021 ist auf zehn Prozent limitiert. Das liegt daran, dass die Kursobergrenze, der Cap, sich bei 9.500 Indexpunkten befindet. Steht der DAX zum Laufzeitende höher als 9.500 Punkte, wird der Ertrag trotzdem bei 9.500 Zählern beschnitten.

Für vorsichtige Anleger geeignet


Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Wenn der DAX noch um gut acht Prozent auf den Cap sinken würde, erhielte der Besitzer des Discountpapiers dennoch den maximal möglichen Ertrag. Crasht der DAX aber erneut und fällt unter 8.000 Punkte oder sogar deutlich tiefer, erleiden auch die Besitzer des Discounts hohe Verluste - diese sind aber stets niedriger als mit einem Direktinvestment.

"Mit Discountpapieren mit hohem Rabatt können sich wegen des besseren Rendite-Risiko-Profils auch Anleger in den Markt trauen, denen die Börse in der aktuellen Phase sonst zu heiß wäre", sagt Benjamin Feingold, Gründer der Derivate-Informationsplattform Feingold Research.

Etwa Investoren, die Sorge haben, dass die Eurokrise wieder hochkocht, und sich daher nur mit Risikopuffer im Euro Stoxx 50 engagieren wollen. Dafür eignet sich ein Discountzertifikat von Goldman Sachs, das bis Ende Februar 2021 läuft.

Die Obergrenze befindet sich bei 2.600 Indexpunkten, also 7,5 Prozent unter dem aktuellen Indexlevel des europäischen Leitbarometers. Sinkt diese zur Fälligkeit nicht unter 2.600 Zähler, erhalten Investoren den Maximalertrag von 10,1 Prozent oder zwölf Prozent jährlich.

Als Ausgleich für die Gewinnlimitierung gibt es einen Discount von 16 Prozent. Das bedeutet, Erwerber des Zertifikats kaufen den Euro Stoxx 50 für 2.363 Zähler statt gegenwärtig 2.811 Indexpunkte. Erst wenn der Index unter 2.363 Punkte fällt, geraten sie in die roten Zahlen. Deutlich höhere Rabatte als bei Indizes können Investoren bei volatilen Einzeltiteln vereinnahmen. Dazu zählt etwa Infineon. Die Unternehmen ist ein Frühzykliker und daher von der Corona-Krise stark betroffen.

Ausgezeichnete Perspektiven


Das US-Analysehaus Bernstein Research sieht beim deutschen Chipkonzern die Aussichten kurzfristig zwar als dürftig an, mittelfristig seien die Perspektiven aber ausgezeichnet. Die genehmigte Milliardenübernahme der US-Firma Cypress Semiconductor sei strategisch sinnvoll und werde sich auf längere Sicht auszahlen. Zudem sei das Unternehmen im Branchenvergleich gut aufgestellt. Allerdings erfordern die zuletzt extremen Schwankungen des DAX-Werts ein gutes Nervenkostüm.

Daher macht es durchaus Sinn, sich mit einem Rabattpapier von UBS, das 32 Prozent Puffer offeriert, bei dem Münchner Konzern zu engagieren. Der Cap bei 12,00 Euro liegt mit 24 Prozent deutlich unter dem derzeitigen Börsenkurs. Wird er bis zur Fälligkeit im Januar 2021 nicht unterboten, bekommen Anleger eine Maximalrendite von zwölf Prozent.