Die deutlich rückläufigen Gaspreise sorgten bei der Aktie des energieintensiven Spezialchemie-Konzerns Covestro zuletzt für Auftrieb. Am Montag rutscht der Wert jedoch unter die größten Verlierer im Dax. Schuld sind vor allem die enttäuschenden Eckdaten zum Jahr 2022, die das Unternehmen veröffentlicht hat.
Abschreibungen und Steuereffekte haben den Kunststoffkonzern Covestro im vergangenen Jahr überraschend in die Verlustzone gedrückt. Bei der Bilanz-Aufstellung habe sich gezeigt, dass die vorläufigen Finanzkennzahlen von den Erwartungen am Kapitalmarkt abwichen, teilte das Unternehmen mit.
Unter dem Strich stehe nach vorläufigen Zahlen ein Verlust von etwa 300 Millionen Euro, teilte der Dax-Konzern Freitagnacht mit. Vom Dienstleister Vara befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Gewinn von 420 Millionen Euro gerechnet. Auch im Tagesgeschäft schnitt Covestro trotz des höchsten Umsatzes der Unternehmensgeschichte etwas schlechter ab als gedacht.
Abschreibungen und Wertberichtigungen drücken Ergebnis
Als Gründe für den Verlust nannte Covestro Abschreibungen auf Anlagevermögen in Höhe von 470 Millionen und Wertberichtigungen von Steuerforderungen von 250 Millionen Euro. Finanzchef Thomas Toepfer führte zudem das "rezessive Umfeld" und die außerplanmäßigen Abschreibungen an und verwies auf die schwierige wirtschaftliche Lage in Europa.
Trotz aller Probleme steigerte der Kunststoff-Hersteller den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr den Angaben zufolge um rund 13 Prozent auf den Rekordwert von knapp 18 Milliarden Euro. Damit verfehlte der Konzern die durchschnittliche Analystenprognose nur knapp. Doch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von gut 1,6 Milliarden Euro fiel nur etwas mehr als halb so hoch aus wie im außergewöhnlich guten Vorjahr – und lag zudem unter der bereits gekappten Prognose des Vorstands. Dieser hatte zuletzt noch 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Analysten hatten bereits etwas weniger erwartet als die jüngste Zielsetzung des Managements.
Cashflow übertrifft Erwartungen
Allerdings übertraf der freie operative Barmittel-Zufluss mit etwa 130 Millionen Euro den Angaben zufolge sowohl das ebenfalls eingedampfte Ziel des Vorstands als auch die Prognosen von Experten. Finanzchef Toepfer wertete diese Entwicklung und den Rekordumsatz als positives Zeichen.
Die Anleger stoßen dennoch wegen des überraschenden Jahresverlustes Covestro-Aktien ab. Am Montag büßt der Kurs zeitweise fast vier Prozent im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs vom Freitag ein – auch wegen Sorgen, dass die Dividende gestrichen werden könnte. Im Tagesverlauf verkleinert sich der Kursabschlag.
JPMorgan rechnet nicht mit Dividende
Die endgültige Jahresbilanz will Covestro am 2. März vorlegen. Die US-Bank JPMorgan hat heute ihr Kursziel für Covestro von 40 auf 38 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Neutral" belassen. Analyst Chetan Udeshi rechnet nach dem operativen Verlust im vierten Quartal laut einer aktuellen Studie mit einer weiteren Korrektur der Markterwartungen. Udeshi schraubte neben den Ergebnisschätzungen auch die Prognosen für Barmittelzufluss und Dividende zurück. Er rechnet sowohl für 2022 als auch 2023 nicht mit einer Ausschüttung.
Optimistischer bleibt die Baader Bank. Sie hat die Einstufung für die Covestro-Aktie nach den Eckdaten für 2022 zunächst auf "Buy" mit einem Kursziel von 41 Euro belassen. Die vorläufigen Ergebnisse des Kunststoff-Konzerns für 2022 hätten seine Befürchtung eines sehr schwachen Dezembers in der europäischen Chemie-Branche bestätigt, schrieb Analyst Markus Mayer in einer am Montag vorliegenden Studie.
BÖRSE ONLINE befürchtet zunächst eine volatile Seitwärtsbewegung, hält den Wert aber längerfristig für aussichtsreich. (Mit Material von dpa-AFX)
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