Gerade hat die Saison für Hauptversammlungen begonnen. Auf diesen einmal pro Jahr abgehaltenen Treffen der Aktionäre steht das Management einer Aktiengesellschaft deren Eigentümern, den Aktionären, Rede und Antwort. Jeder Anteilseigner kann an Hauptversammlungen teilnehmen und Fragen stellen.
Aber längst nicht jeden treibt der Wissenshunger. Manch einer kommt nur, um sich vom Unternehmen verköstigen zu lassen. Auf die Spitze trieb das ein Aktionär vor ziemlich genau einem Jahr auf der damaligen Hautversammlung des schwäbischen Automobilriesen Daimler. Er beschränkte sich nicht auf das Essen vor Ort, sondern packte gleich mehrmals die von den Unternehmen so gern servierten Würstchen in eine mitgebrachte Tasche. Und das so dreist, dass sogar die Polizei anrücken musste.
Die meisten Aktionäre aber erscheinen nicht auf der Hauptversammlung. Wichtig ist für sie dieser Termin dennoch, weil dann auch über die Höhe der Dividende entschieden wird. Und das wird heuer wohl eine wahre Geldflut werden: Die DZ Bank rechnet damit, dass die im HDAX gelisteten 110 deutschen Unternehmen in diesem Jahr 43 Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausschütten werden. Das wären rund zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor und damit ein neuer Rekordwert. Zum Vergleich: Das entspricht ziemlich genau der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung Sloweniens (gemessen am Bruttoinlandsprodukt). Übrigens: Der HDAX setzt sich aus DAX (30 Unternehmen), MDAX (50 Unternehmen) und TecDAX (30 Unternehmen) zusammen.
Langfristig unschlagbar
Aber nicht nur wegen ihrer Rekordausschüttungen sind deutsche Dividendenaktien interessant: Langfristig bieten sie gegenüber dem breiten Aktienmarkt eine bessere Wertentwicklung, wenn man die ausgezahlten Dividenden berücksichtigt. Und dieser Effekt wird umso größer, je länger der betrachtete Zeitraum ist.
Das lässt sich gut am DAX ablesen. Der "klassische" DAX ist ein Performance-Index, bei dem die Dividenden eingerechnet werden. Es gibt aber auch den DAX als Preisindex - bei dem also Dividenden nicht berücksichtigt werden. Während der bekannte DAX bei rund 12 000 Punkten notiert, bringt es der Kurs-DAX gerade mal auf 5780 Punkte.
Die Schere zwischen den beiden Index-Brüdern geht dabei immer weiter auseinander (siehe Chart unten; für den Start war der DAX am 31. Dezember 1987 auf 1000 Punkte normiert worden). Das zeigt: Dividenden stellen einen wichtigen Baustein der langfristigen Gesamtrendite von Aktien dar. Und: Sie weisen eine viel geringere Volatilität auf als die für den Aktienkurs so wichtigen Unternehmensergebnisse: Experten des belgischen Vermögensverwalters Degroof Petercam Asset Management haben errechnet, dass Dividenden in wirtschaftlichen Abwärtsphasen nur ein Viertel so stark schwanken wie die Gewinne.
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Mehr ist nicht immer besser
Damit sind Dividendenaktien vor allem für Anleger attraktiv, die eher an einer langfristig stabilen Wertentwicklung als am kurzen Zock interessiert sind. Aber wie findet man attraktive Dividendenpapiere? Am einfachsten wäre es wohl, schlicht auf die Höhe der Dividendenrendite zu schauen. Diese setzt den aktuellen Kurs einer Aktie ins Verhältnis zur Ausschüttung. Also würde dann gelten: Je höher die Rendite, desto besser die Aktie.
Das wäre zwar schön einfach, ist jedoch leider nicht zielführend: "Zu hohe Dividendenrenditen können ein Warnzeichen sein. Immer nur auf die höchsten Dividendenzahlungen zu schauen, ist wenig nachhaltig, wie sich zum Beispiel an den Fällen der Energieversorger RWE und Eon ablesen lässt", sagt Laurent van Tuyckom, Manager des Petercam Equities Europe Dividend bei Degroof Petercam. Beide Versorger galten lange als Dividendenaktien par excellence - bis ihnen die Energiewende einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. So hat RWE nun zum zweiten Mal in Folge die Dividende gestrichen, weil den Essenern die Gewinne weggebrochen sind.
Was wiederum zeigt, dass neben der Rendite auch die Perspektiven des Unternehmens wichtig sind. Zudem kommen Anleger nicht umhin, auch die Ausschüttungsquote zu berücksichtigen. Darunter versteht man den Anteil des Gewinns, der über Dividenden an die Aktionäre fließt. Eine Quote von 100 Prozent besagt, dass der komplette Jahresgewinn ausgeschüttet wird. Das klingt zwar spendabel, aber dann bleibt dem Unternehmen nichts mehr, um in die Zukunft zu investieren oder Schulden abzubauen. Liegt die Quote gar über 100 Prozent, muss das Unternehmen neue Schulden aufnehmen oder an seine Reserven gehen, um die Dividenden zu zahlen. Nachhaltig geht anders, und meist rächt sich das im Laufe der Jahre durch einen schwächelnden Aktienkurs.
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Der große Dividendencheck
Weil die Ausschüttungsquote so wichtig ist, hat ihr €uro im großen Dividendencheck ein hohes Gewicht eingeräumt. €uro untersuchte dafür DAX, MDAX, TecDAX und SDAX - also insgesamt 160 Unternehmen. Ziel des Checks: die attraktivsten deutschen Dividendenaktien herauszufiltern. Dabei lag das Hauptaugenmerk - natürlich - auf der Dividende und ihrer Nachhaltigkeit. Die Dividendenrendite floss zu 30 Prozent ins Gesamtergebnis ein, die Ausschüttungsquote steuerte weitere 25 Prozent bei. Dazu kam noch die erwartete prozentuale Steigerung der Dividenden in den kommenden drei Jahren. Deren Anteil am Gesamtergebnis: 15 Prozent. Dafür griff €uro auf die Prognosen der beim Wirtschaftsdienst Bloomberg gelisteten Analysten zurück.
Zu einem Fünftel floss zudem die Bewertung der Aktie ein. Dabei setzte €uro auf die drei Kennzahlen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV, Anteil zehn Prozent), Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV, fünf Prozent) und Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV, fünf Prozent). Aus der Summe dieser drei Kenngrößen lassen sich Rückschlüsse ziehen, wie teuer eine Aktie ist. Günstige Aktien gelten dabei als attraktiver, weil sie mehr Kurspotenzial haben.
Schließlich wurde beim großen Check noch die Schuldenquote - gemessen am Verhältnis Fremdkapital zu Eigenkapital - mit zehn Prozent berücksichtigt. Die Annahme dahinter: Unternehmen mit niedriger Verschuldung sind per se besser für langfristig nachhaltige Ausschüttungen geeignet.
Die gemäß der Auswahl besten 20 Dividendenaktien zeigt die Tabelle. Um unter die Top 5 zu kommen, die auf den nachfolgenden Seiten detailliert vorgestellt werden, mussten die Unternehmen zusätzlich noch eine jährliche positive Gesamtrendite in den vergangenen zehn Jahren aufweisen. Die Gesamtrendite setzt sich aus der Kursentwicklung einer Aktie plus den gezahlten Dividenden zusammen. Schließlich bringt es Anlegern wenig, wenn sie zwar hohe Dividenden kassierten, aber der Kursverlust der Aktien die Ausschüttungen wegfrisst und so das Investment zu einem Minusgeschäft macht.
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Dividende kommt später
Abschließend bietet €uro eine Übersicht zu den Hauptversammlungen der HDAX-Unternehmen im Jahr 2017. Der HV-Termin ist wichtig, weil nur die Anteilseigner eine Dividende erhalten, bei denen die jeweilige Aktie am Tag der Hauptversammlung im Depot liegt.
Wichtig: Ab diesem Jahr gilt eine Neuerung. Bisher war es in Deutschland (wie auch in Österreich) üblich, dass ein Tag nach der Hauptversammlung, am sogenannten Ex-Tag, die Dividende gezahlt wird. Gleichzeitig wird die Aktie mit Dividendenabschlag gehandelt, also der Kurs um den Betrag gemindert, der als Dividende ausgeschüttet wurde.
Seit Januar 2017 hat sich das geändert. Zwar wird die Aktie am Ex-Tag wie bisher mit Abschlag gehandelt, die Unternehmen müssen aber erst am dritten Tag nach der Hauptversammlung - dem sogenannten "Record Date" - die Zahlung auch tatsächlich leisten. Mit der neuen Regelung passen sich Deutschland und Österreich den international üblichen Verfahren an. Bei den Speisen auf den Hauptversammlungem dürfte es dagegen auch künftig Würstchen geben.
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Aareal Bank-Aktie
Die jüngsten Geschäftszahlen der Aareal Bank haben den Investoren nicht gefallen, sie schickten die Aktie auf Talfahrt. Der Gewinn sank von 374 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 234 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Und für 2017 prognostizieren die Wiesbadener noch weiter sinkende Erträge. Das liegt allerdings zum Teil auch an den Sondereffekten aus der 2015 gestemmten Übernahme der WestImmo.
Jedoch sieht nicht alles so garstig aus, wie es den Anschein hat: "Wir blicken optimistisch in die Zukunft", stellt Aareal-Chef Hermann Merkens klar und sieht die Integration der WestImmo auf gutem Weg. Und zum Beweis dafür, dass das Geschäft mit Immobilienfinanzierung und -dienstleistungen gute Perspektiven hat, zahlt die Aareal Bank ihren Aktionären für das abgelaufene Geschäftsjahr eine höhere Dividende; sie soll von 1,65 Euro auf nun zwei Euro steigen. Geld genug dafür ist da, weil die harte Kernkapitalquote bei sehr soliden 15,7 Prozent liegt und daher nicht mehr weiter ausgebaut werden muss.
Die Aareal Bank leidet wie fast alle Finanzinstitute unter den derzeitigen Minizinsen. Sollte das Zinsniveau wieder steigen, dann würde das den Gewinn der Bank deutlich nach oben hebeln.
BMW-Aktie
Für deutsche Autohersteller ist die beginnende Ära Trump nicht gerade ein Honigschlecken. Der US-Präsident will hohe Strafzölle auf alle Autos erheben, die nicht in den USA gebaut wurden. Der bayerische Premiumhersteller BMW bleibt dennoch gelassen: So sagt BMW-Chef Harald Krüger unter Anspielung auf schon bestehende Einfuhrzölle in Ländern wie Brasilien oder Russland, dass sich sein Unternehmen "als weltweit aktiver Konzern mit Herausforderungen durch Protektionismus" auskenne.
Dazu passt ins Bild, dass die Münchner weiter an ihren Investitionsplänen für Mexiko festhalten. Dort entsteht gerade ein neues Werk, das von 2018 an jährlich bis zu 150 000 3er BMW für den Weltmarkt produziert. Allerdings haben die Bayern ihr größtes Werk weltweit mit einer Kapazität von 450 000 Einheiten jährlich im US-Bundesstaat South Carolina stehen. Insgesamt dürfte BWM so von Trumps Zollplänen weniger stark betroffen sein als andere Autobauer. Dennoch nagt die schwelende Unsicherheit an den Nerven der Investoren, entsprechend günstig ist die Aktie mit einem einstelligen KGV -bewertet. Und für die hohe Dividendenrendite von fast vier Prozent braucht der Konzern gerade mal ein Drittel seiner Gewinne.
Continental-Aktie
Die jüngsten Quartalszahlen des Autozulieferers Continental konnten sich sehen lassen. 10,5 Milliarden Euro setzte der Konzern mit Sitz in Hannover im vierten Quartal 2016 um. "Es war umsatzseitig das stärkste Quartal, das Continental jemals hatte", jubelt denn auch Conti-Finanzchef Wolfgang Schäfer. Bis zum Jahr 2020 will der DAX-Konzern den Jahresumsatz auf 50 Milliarden Euro steigern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016 lag er hingegen bei 40,6 Milliarden Euro.
Continental kennen viele als Reifenhersteller, mittlerweile ist das Unternehmen aber ein breit aufgestellter Automobilausrüster, der von dem Trend profitiert, dass im Auto immer mehr Elektronik eingesetzt wird. Zudem wächst bei den Hannoveranern der Umsatz mit Elektromobilität stetig. Insgesamt enthalten die Aufträge der Kunden einen immer höheren Softwareanteil. Das bedeutet zwar, dass Forschungs- und Entwicklungskosten für neue Software steigen. Andererseits aber sinken die Investitionen in reine Sachanlagen. Finanzvorstand Schäfer geht darum davon aus, dass sich beide Effekte mehr oder weniger ausgleichen und Conti daher sein operatives Margenziel (gemessen am EBIT) von 10,5 Prozent in diesem Jahr erreichen wird.
Munich Re-Aktie
Munich Re (früher: Münchener Rück) hat im Jahr 2016 einen Überschuss von 2,6 Milliarden Euro erwirtschaftet - und damit rund eine halbe Milliarde Euro weniger verdient als ein Jahr zuvor. Und auch für dieses Jahr sieht der größte Rückversicherer der Welt kaum Anzeichen, dass der Überschuss wieder steigt. Zu kräftig drücken der starke Wettbewerb und das anhaltende Zinstief auf die Erträge.
Das hindert die Bayern aber nicht daran, ihren Aktionären etwas Gutes zu tun. Sie wollen die Dividende um 35 Cent auf 8,60 Euro anheben. Dann würde die Ausschüttungsquote von zuletzt 43 Prozent auf 53 Prozent des Gewinns ansteigen - was immer noch solide ist. Luft für die Anhebung hat das Unternehmen vor allem durch seine starke Kapitalausstattung. Die Schwankungsrückstellung, mit der sich ein Rückversicherer gegen unvorhergesehene Ereignisse wappnet, ist prall gefüllt. So ein Fall kann jederzeit eintreten, schließlich ist ein Rückversicherer so etwas wie der Versicherer der Versicherungsunternehmen. Die solide Kapitalausstattung gibt Munich Re sogar noch die Möglichkeit, neben der steigenden Dividende eigene Aktien zurückzukaufen, was sich meist positiv auf den Kurs auswirkt.
Wüstenrot & Württembergische-Aktie
Wüstenrot & Württembergische (W & W) hat in diesen Tagen etwas zu feiern: Vor genau einem Jahr ist die Aktie des Finanzdienstleisters in den SDAX aufgestiegen. Der Konzern ist mit seiner Marke Wüstenrot vor allem wegen seiner Bauspar-Aktivitäten bekannt, die auch den Löwenanteil seines Neugeschäfts ausmachen. Bausparen gilt in Zeiten der Minizinsen als immer weniger attraktiv, dennoch gelang es den Schwaben, in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2016 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) das Brutto-Neugeschäft beim Bausparen um 1,2 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro zu steigern. In einem schrumpfenden Markt baut W & W damit seinen Marktanteil aus.
Neben dem Bausparen bietet das Unternehmen auch Versicherungen, und zwar sowohl Lebens- als auch Sachversicherungen. Außerdem setzt W & W auf den zunehmend wichtiger werdenden digitalen Vertriebskanal. So haben die Stuttgarter gerade das Start-up-Unternehmen Insurtech Treefin gekauft. Treefin vermarktet einen digitalen Finanzassistenten, mit dem Kunden ihre Versicherungen, Bankkonten und Kapitalanlagen verwalten - unabhängig davon, wo die Verträge abgeschlossen oder die Anlagen gekauft wurden.