von Christian Bahr, Head of Product Development bei Stoxx Ltd.
Viel spricht dafür, dass die Dividendensaison für Aktionäre wieder die schönste Jahreszeit wird. Experten erwarten erneut Ausschüttungen in Rekordhöhe. So rechnet die Commerzbank bei den DAX-Konzernen mit einem Dividendenvolumen von über 29 Milliarden Euro. 19 DAX-Unternehmen werden voraussichtlich ihre Dividende erhöhen, sodass die Dividendenrendite bei durchschnittlich etwa drei Prozent liegen wird. Zehnjährige Bundesanleihen, die oft als Vergleichswert für festverzinsliche Anlagen herangezogen werden, rentieren derzeit unter 0,2 Prozent. Ihre Rendite sinkt seit Monaten von einem zum nächsten Rekordtief. Dividendenausschüttungen hingegen halten seit Jahren ein stabiles Niveau.
Im deutschen Leitindex bieten dennoch nur Siemens und Munich Re eine sehr lange Serie ohne Dividendenkürzung und gleichzeitig Ausschüttungen von mehr als drei Prozent. Wer von hohen Dividenden profitieren will, muss allerdings nicht das hohe Risiko eingehen und in Einzelaktien investieren. Dividenden- ETFs bilden Indizes ab, die sich aus einer festgelegten Anzahl ausschüttungsstarker Aktientitel zusammensetzen und so nicht nur breit diversifizieren, sondern auch die Dividendenrendite erhöhen. Der Stoxx Europe Select Dividend 30 etwa, der Dividendentitel aus Europa auswählt, bietet derzeit eine Dividendenrendite von 5,8 Prozent. Zum Vergleich: Der breite Marktindex Stoxx Europe 600 kommt auf 3,2 Prozent.
Trotz hoher Ausschüttungen unterscheidet ETFs auf Dividendenindizes etwas Grundlegendes von sicheren Sparanlagen: Die Erträge sind zwar vergleichsweise hoch, aber die Kurse unterliegen Schwankungen. Muss oder will ein Anleger in einer schwachen Phase den ETF verkaufen, drohen Kursverluste. Insbesondere während der Finanzkrise ab 2007 litten die Dividendenindizes unter einem hohen Anteil an Finanztiteln.
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Bei der Auswahl verlassen sich die Indizes nicht ausschließlich auf die aktuelle Höhe der Dividendenrendite. Die Stoxx Select Dividend Indizes wählen zum Beispiel Unternehmen mit hohen Ausschüttungen und einer langfristig positiven Dividendenentwicklung aus. So berücksichtigen sie nur Titel, die ihre Dividendenrendite im Vergleich zu vor fünf Jahren steigern konnten. Ferner dürfen die Unternehmen nicht ihre gesamten Erträge ausschütten, sondern müssen einen Teil ihrer Gewinne einbehalten. Die Unternehmen können so aus ihren Erträgen Investitionen tätigen und wirtschaftliches Wachstum finanzieren. Im europäischen Dividendenindex beispielsweise dürfen die Ausschüttungen höchstens 60 Prozent des Gewinns betragen.
So hat etwa der Euro Stoxx Select Dividend 30 über die vergangenen drei Jahre hinweg um 60,4 Prozent zugelegt. Ohne die Dividendenerträge hätte das Kursplus immer noch 33,5 Prozent betragen. Für Anleger ist daher auch die Partizipation an den Kursgewinnen interessant. Von ihnen können sie mit breit gestreutem Risiko mithilfe von ETFs auf Dividendenindizes zusätzlich profitieren. Zwar haben europäische Indizes zuletzt Rekordhochs erreicht, sodass einige Experten Aktien derzeit als überbewertet einschätzen. Anhand der Auswahlkriterien entsteht allerdings ein Portfolio besonders werthaltiger Einzeltitel. Das Risiko in überbewertete Aktien zu investieren wird so reduziert.
ETFs auf Dividendenindizes sind für die wichtigsten globalen Anlageregionen erhältlich und werden immer beliebter: Weltweit erhielten sie 2014 Mittelzuflüsse von über zehn Milliarden US-Dollar. Für Anleger ist vor allem wichtig zu verstehen, dass es sich dabei um ein anderes Ertragsmodell im Vergleich zu Zinsen handelt, da es auf Aktien basiert. Sie versprechen höhere Erträge, beinhalten aber ebenso ein zusätzliches Kursrisiko. Über breit diversifizierte Portfolios können die Dividendenprodukte jedoch eine Alternative in Zeiten niedriger Zinsen sein.
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Christian Bahr
Bahr ist promovierter Volks- und Betriebswirt und für die Konzeption und Entwicklung innovativer Indexkonzepte sowie die Aufsicht über die Regeln und Methoden der bestehenden Indizes von Stoxx, Deutsche Börse AG und SIX Swiss Exchange AG verantwortlich. Stoxx Ltd. ist ein weltweiter Indexanbieter, der eine globale, breit angelegte Familie von mehr als 7000 Indizes berechnet.