Werbung hatte Do & Co nicht nötig, um Juventus Turin zu überzeugen. Den Fußballverein gewann das Cateringunternehmen 2017 über den FC Bayern München und den Formel-1- Grandprix in Monza. Die Österreicher bewirten sowohl die VIP-Gäste in der Münchner Allianz Arena als auch die besser betuchten Besucher im Rennsport. Eigner des italienischen Traditionsklubs Juve sind die Agnellis, als Fiat-Dynastie familienbedingt auch Motorsportfans. So wurde der Clan an der Rennstrecke von Do & Co bekocht. Die Folge: Seit vorigem Jahr verantworten die Wiener auch das Stadioncatering der Turiner. "Vieles läuft über Empfehlungen und direkte Erfahrungen mit unserer Marke", beschreibt Finanzchef Gottfried Neumeister die Werbestrategie der 1981 als Delikatessengeschäft in Wien gegründeten Do & Co. Laut eigener Aussage musste das Unternehmen seither nicht einen Euro in Marketing investieren.
Dass der Umsatz von 2003 bis 2015 im Schnitt um 21 Prozent jährlich gestiegen ist, hat jedoch weitere Gründe. Neben organischem Wachstum verbreiterten diverse Übernahmen bis ins Hotel- und Restaurantgeschäft die Firmenaufstellung. Heute serviert Do & Co seine Speisen in der First und Business Class von Airlines sowie in Flughafenlounges und sorgt bei Großereignissen von der Fußball-EM bis zum Hahnenkamm-Skirennen für das leibliche Wohl der Gäste. Daneben betreiben die Österreicher zwei Nespresso-Bars, besitzen den Wiener Sachertorten-Bäcker Demel, die französische Feinkostkette Hediard und mit Henry eine Restaurantkreuzung aus Bistro und Deli. "Unser Gründer und Vorstand Attila Dogudan sagt gern, er wolle der Louis Vuitton der Lebensmittelindustrie werden", erklärt Gottfried Neumeister den Expansionsdrang von Do & Co.
Wechselkurse und Wachstumsrückkehr
Heute macht das zu 32 Prozent von Dogudan gehaltene Familienunternehmen 67 Prozent des Jahresumsatzes von zuletzt 861 Millionen Euro im Airlinecatering. Internationale Events stehen für 14 Prozent, Restaurants, Lounges und Hotels für weitere 19 Prozent der Einnahmen. Viel, wenn auch nicht das gesamte Wachstum ging auf Turkish Airlines zurück. Die teilstaatliche Fluggesellschaft ist seit 2006 Kunde und machte die Türkei zum größten Einzelmarkt der Köche. Im vergangenen Geschäftsjahr stand das Land für gut 30 Prozent des Gesamtumsatzes.
Seit dem Putschversuch im Juli 2016 aber wertet die türkische Lira ab. Inklusive des aktuellen Geschäftsjahrs 2018/19, das zum 31. März endet, werden Währungsverluste zum dritten Mal in Folge zu sinkenden Umsätzen führen. Dabei wächst der Markt in Lira gerechnet unverändert weiter. Aber Neumeister ist sich sicher, dass "wir ab dem nächsten Geschäftsjahr wieder wachsen, und zwar ohne eine Aufwertung der türkischen Lira".
Die Zuversicht hat zwei Gründe. Waren- und Personalkosten in der Türkei fallen in der Landeswährung an, und ab 2020 dürfte sich der Umsatzanteil der Türkei auf geschätzte 16 Prozent halbieren. Dann übernimmt Do & Co für British Airways ab London und für Iberia ab Madrid das Catering. Die Verträge laufen bis 2030 und sollen pro Jahr gut 250 Millionen Euro Umsatz einbringen. So will Neumeister den Umsatz von 830 Millionen Euro in diesem auf 890 Millionen Euro im kommenden und 1,25 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2020/21 steigern.
Nur mit den Großaufträgen sind die Ziele aber nicht zu erreichen. Denn die Cateringausgaben sind die am leichtesten zu kürzenden Kosten einer Fluglinie. Und Do & Co ist laut der Investmentbank Hauck & Aufhäuser etwa drei bis fünf Prozent teurer als die Konkurrenz. "Im Airlinecatering macht es immer einer günstiger. Dann fehlen eben zwei Cherrytomaten im Menü", kommentiert Neumeister das. Allerdings fallen Verpflegungskosten von geschätzt 50 bis 60 Euro kaum ins Gewicht, wenn der Sitzplatz in der Business oder First Class 5000 bis 25 000 Euro kostet. Besonders, wenn wie bei Do & Co nachweislich die Zufriedenheit und damit die Loyalität der Fluggäste stark steigt. An neuen Standorten dauert es daher nie lange, bis neben Bestands- auch Neukunden bekocht werden. Dabei steigert jede neue Airline die Auslastung der Küche und damit deren Profitabilität.
Um Vielflieger zu verwöhnen, kocht Do & Co in seinen weltweit 31 Küchen täglich frisch und ohne Konservierungs- oder Geschmacksstoffe. Für Neumeister aber liegt der Grund, weshalb der Konzern im aktuellen Geschäftsjahr bisher jede Ausschreibungsteilnahme gewann, in der Aufstellung des Unternehmens. "Unsere Köche wissen morgens nicht, ob die Kürbissuppe für das Restaurant, die Airlines oder den Staatsempfang ist. Ihr Anspruch ist einfach, die beste Kürbissuppe des Tages zu kochen", so der Manager.
Zusätzlich bieten die verschiedenen Gastronomien des Unternehmens Skalierungspotenzial. Denn es macht wenig Unterschied, ob nun 400 oder 600 Liter Suppe gekocht werden. Wo heute nur Fluglinien bedient werden, will Do & Co daher schrittweise auch für Lounges und Flughafenmitarbeiter kochen sowie in den nächsten ein bis eineinhalb Jahren zehn bis 15 Filialen von Nespresso, Henry oder Hediard eröffnen. Schon heute erzielt Do & Co stabil zehn Prozent Ebitda-Marge pro Jahr, während Neumeister nachhaltig profitables Wachstum als wichtigste Messgröße der Firmenfinanzen nennt. Bei dem Wiener Caterer stimmt die Qualität damit nicht nur für die Kundschaft, sondern auch für die Aktionäre.