Geht es nach dem momentanen Zustand der führenden Weltbörsen, dann könnten wir uns alle gelassen zurücklehnen. Denn die Wall Street befindet sich unverändert auf Rekordjagd und auch der DAX schickt sich an, seine unterbrochene Rekordjagd wieder aufzunehmen. Volkswirte sehen außerdem die Weltwirtschaft im kommenden Jahr auf Wachstumskurs. So sagt die französische Bank BNP Paribas für 2015 ein weltweites Wirtschaftswachstum von 3,2 Prozent voraus.

Doch problemfrei sind wir deshalb noch lange nicht. Deutlich wird das auch an der von den führenden Notenbanken betriebenen Politik. Würde alles wie gewünscht laufen, hätten China und Japan wohl kaum gerade expansive geldpolitische Maßnahmen beschlossen und die EZB ebensolche Schritte in Aussicht gestellt.

Mit Nouriel Roubini erinnert auch einer jener Wirtschaftsexperten, welche die jüngste Wirtschaftskrise vorhergesagt haben, an einige unverändert bestehende volkswirtschaftliche Probleme. Der Vorsitzende von Roubini Global Economics und Professor an der Stern School of Business an der New York University warnt davor, sich von den haussierenden Börsen einlullen und in Sicherheit wiegen zu lassen. Laut dem früheren Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, der auch den Spitznamen "Dr. Doom" ("Dr. Untergang") trägt, scheint aber genau das der Fall zu sein, wie sehr hohe Optimismus-Werte bei Stimmungsumfragen unter US-Investoren nahe legen.

In Wahrheit, so Roubini, gibt es aber ernste Risiken, denen die Weltwirtschaft und das Finanzsystem ausgesetzt sind. Sollten diese Krisenherde gemeinsam ausbrechen, hätten Sie die Kraft dazu, eine neue weltweite Krise auszulösen. In diesem Zusammenhang erinnert er auch daran, dass die Industrieländer und die Schwellenländer noch nie so eng miteinander verknüpft waren, wie das heutzutage der Fall ist. Außerdem fliege die Weltwirtschaft nur mit Hilfe des US-Motors. Mit Europa, Japan und China seien die anderen drei Antriebsmotoren dagegen ins Stottern geraten.

Vor diesem Hintergrund stellt Roubini in einer Studie die Frage, ob das globale Finanzsystem auf den perfekten Sturm zusteuert. Unabhängig davon, ob sich dieser tatsächlich einstellen wird, sollten Anleger die bestehenden Risiken zumindest kennen und ihre Entwicklung genau beobachten. Werde das unterlassen, seien unvorbereitete Investoren nur schlecht gerüstet, um im Krisenfall das eigene Vermögen zu schützen. Wer dagegen wisse, was im globalen Wirtschaftstheater ablaufe, der habe im Katastrophenfall bessere Chancen finanziell zu überleben. Auch deshalb ist es für den Crashpropheten und Partylöwen wichtiger denn je, das ganz große Bild im Blick zu haben. Lesen Sie auf den nächsten Seiten, welche fünf Einflussfaktoren aus Sicht von "Dr. Untergang" die Weltwirtschaft im kommenden Jahr bedrohen.



Risikofaktor Nummer eins: Eine Wiederholung der Eurokrise

In den beiden vergangenen Jahren war es zwar relativ ruhig in Europa, doch die erzwungenen Sparmaßnahmen und die hohe Arbeitslosigkeit in Ländern wie Griechenland, Italien, Spanien und Portugal fordern ihren Tribut und liefern den Euro-Kritikern Munition. Wann die Euro-Krise zurückkehrt, ist zwar unsicher, aber bedroht von einem Rückfall in eine Rezession und Deflation rechnet Roubini und sein Team mit Turbulenzen in den kommenden Jahren. Sorgen bereite dabei auch die Politik durch das vermehrte Entstehen instabiler Regierungen und einem Popularitätsgewinn der Anti-Europa-Parteien. Gefährdet erscheine vor allem Griechenland. Sollte es dort zu vorgezogenen Parlamentswahlen kommen, könnte die gegen die Sparpolitik kämpfende linke Partei Syriza an die Macht kommen. So eine Konstellation könnte zum Austritt aus dem Euro führen und diese Perspektive hat jüngst bereits zu einem Anstieg der griechischen Anleiherenditen geführt.

Auch in Italien, Italien und Spanien würden Anti-Euro-Parteien laut Umfragen immer mehr Rückhalt gewinnen. Selbst in Deutschland zwinge der Aufstieg der AfD Kanzlerin Merkel dazu, eine restriktivere Haltung gegenüber weiteren monetären und fiskalischen Ankurbelungsmaßnahmen einzunehmen. Sollte Europa nach dem Vorbild Japans in eine Stagnation zusammen mit Deflation zurückfallen, dann würde das wegen der Größe der Volkswirtschaft und der engen Verzahnung mit dem Rest der Welt die Weltwirtschaft stärker gefährden, als das während Japans verlorenem Jahrzehnt in den 90er-Jahren der Fall gewesen sei. Zu bedenken sei auch, dass sich Europa bereits vor dem Ausbruch der Russland-Ukraine-Krise und den deswegen beschlossenen Sanktionen am Rande einer Rezession bewegt habe.

Deflation stuft Roubini als eine reale Gefahr ein (siehe Grafik), nachdem die bisher beschlossenen Ankurbelungsmaßnahmen zu wenig Wirkung gezeigt hätten und auch zu zaghaft gewesen seien. Nun würden die Entscheidungsträger auf ein Quantitatives Easing durch die EZB warten, um auch über eine Abwertung des Euro die Inflationsrate zu erhöhen. Doch Maßnahmen dieser Art würden in Deutschland nach wie vor auf Widerstand stoßen und ohne eine deutsche Zustimmung seien entsprechende Beschlüsse unwahrscheinlich. Ein deutsches Nein zu weiteren expansiven geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen könnte aber die Krise wiederbeleben, so Roubini. Außerdem erinnert er auch an die Schuldenlast, unter der die südeuropäischen Staaten nach wie vor ächzen. Die Schuldenquote für Italien, Portugal und Griechenland beziffert er auf 135 Prozent, 130 Prozent und 175 Prozent gemessen am jeweiligen Bruttoinlandsprodukt. Der rasante Rückgang der Industrieproduktion in Italien und Spanien gleiche dabei mehr einer Depression als einer Rezession (siehe Grafik).





Wie Roubini befürchtet, könnte die Verschuldung völlig aus dem Ruder laufen und eine Deflation würde es Portugal, Italien, Griechenland und Spanien praktisch unmöglich machen, auf ihren Schulden herauszuwachsen. Sollten es aber zu Forderungsausfällen bei den Schulden diese Länder kommen, dann würde das aus Sicht von Roubini mit ziemlicher Sicherheit das Ende für den Euro bedeuten. Die Krise können zwar auch noch Jahre vor sich hin schwelen oder wenn kein Heilmittel gefunden werde, könnte der Tag der Abrechnung auch früher kommen als viele denken. Anleger sollten mit Blick auf die Euro-Zone nicht vergessen, dass es inzwischen mehr systematische Risiken als zu Beginn der Krise gebe. Renditen bei den italienischen und spanischen Staatsanleihen auf einem so niedrigen Niveau wie für US-Staatsanleihen machen laut Roubini keinen Sinn, weil in diesen beiden Ländern die Verschuldung viel höher sei und zudem auch weiter steige.



Risikofaktor Nummer zwei: Das Risiko eines Scheiterns von Abenomics beim Versuch Japan zu reflationieren

In Japan befindet sich die Volkswirtschaft schon seit in den 80er-Jahren geplatzten Immobilien- und Aktienmarktblase in einem Tiefschlaf. Premierminister Abe kämpft dagegen sowie gegen die seit langem vorherrschende Deflation mit verschiedenen Mitteln, doch einen wirklich durchschlagenden Erfolg hat diese Politik, die Abenomics genannt wird, bisher noch nicht gebracht. Das hat auch damit zu tun, dass die seit 2012 eingetretene 30-prozentige Abwertung der Landeswährung Yen gegenüber dem Dollar nicht nur positive Wirkungen hat. Denn dadurch sollen zwar die Exporte angekurbelt, aber für die Konsumenten werden über teurere Importe die Einkäufe teurer, wozu auch noch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer beigetragen hat. Zudem neigen die japanischen Unternehmen angesichts der stagnierenden Inlandsnachfrage und einer alternden heimischen Bevölkerung unverändert dazu, bevorzugt im Ausland anstatt im Inland zu investieren.

Zu beachten ist laut Roubini auch, dass durch die gestiegenen Rohmaterialpreise die Zahl der Unternehmenspleite seit Beginn von Abenomics um 140 Prozent gestiegen ist. Interessanterweise hat sich trotz des schwachen Yen auch die Handels- und Leistungsbilanz Japans verringert (siehe Grafik). Die Notenbank glaube zwar weiter an die Wirkung von Abenomics, das Land laufe aber Gefahr, zum vierten Mal seit 2008 in eine Rezession zu schlittern.



Die Zentralbank versucht nun, mit quantitativen Lockerungsmaßnahmen gegenzusteuern, doch das schwächt den Yen weiter und dadurch wird Deflation nach Europa, China und den Rest Asiens exportiert. Alles das könnte eine neue Runde im Währungskrieg entfachen und letztlich eine weltweite Rezession bewirken. Aus einem deflationären Schulden-Kater nach der geplatzten Immobilienblase könnte inzwischen eine noch viel langfristigere strukturelle Krise geworden sein. Angesichts der sehr hohen Staatsverschuldung könnte sich Abenomics rückblickend als der falsche Lösungsansatz für das falsche Problem erweisen, so Roubini. Hausintern habe man auch immer daran gezweifelt, dass die alternde Bevölkerung nur wegen eines boomenden Aktienmarktes auf Einkaufstour gehen würde. Der einzige Weg für gesundes Wachstum sei es, wenn die verfügbaren Einkommen steigen, denn das bewegt die Konsumenten am ehesten dazu, ihre Ausgaben zu erhöhen.

Außerdem sei der positive Effekt der Aktienmarktgewinne auch durch höhere Preise, höhere Steuern und sinkende Realeinkommen wieder zunichte gemacht worden. Zur Hausse am Aktienmarkt weist Roubini auch noch auf die Stützungskäufe der Notenbank hin, die immer dann einsetzen, sobald Kursschwäche auftritt. Dadurch besitze die Bank von Japan bereits 1,5 Prozent aller japanischen Aktien. Eines Tages könnte dieses Kartenhaus aber zusammenbrechen, insbesondere dann, wenn die dringend erforderlichen Reformen weiter aufgeschoben oder zu zögerlich umgesetzt werden sollten. Zunächst hält Roubini die Gefahr einer öffentlichen Schuldenkrise in Japan zwar für begrenzt, auf Sicht von drei bis fünf Jahren könnten die Abenomics aber scheitern.



Risikofaktor Nummer drei: Eine harte Landung in China

Als ob die Probleme in Euro und Japan noch nicht Angsteinflößend genug wären, kommt auch noch die Gefahr einer möglicherweise platzenden Blase auf dem chinesischen Immobilienmarkt hinzu. Weil China untrennbar mit der Weltwirtschaft verbunden ist, hat die Furcht vor diesem Ereignis zuletzt bereits immer wieder einmal kleine Schockwellen durch das globale Finanzsystem geschickt. Die Chinesen haben ab 2009 in Reaktion auf die Finanzkrise eine massive Kreditwelle losgetreten. Die Schulden der privaten Haushalte sind dadurch von neun Billionen Dollar auf 24 Billionen Dollar gestiegen. Das hat einen Investitionsboom bewirkt, doch wie die Erfahrungen mit Japan gelehrt haben, werden die damit verbundenen Gefahren von Fehlinvestitionen umso größer, je länger so ein Boom läuft.

Von was wir hier sprechen, macht Roubini auch durch einen Vergleich deutlich. Demnach haben die Chinesen von 2011 und 2013 so viel Zement konsumiert wie die USA im gesamten 20. Jahrhundert. Nachdem zuletzt die Immobilienpreise schneller ins Rutschen gekommen seien, zeige der Finanzsektor zunehmend Stresssignale. Auf diese Probleme jetzt mit noch mehr Krediten zu reagieren, werde letztlich in massenhaften Forderungsausfällen münden. Die steigende Zahl an notleidenden Krediten bei den chinesischen Banken sei auch deshalb eine ernstzunehmende Sache, weil diese Institute auch im Ausland stärker aktiv seien. Wenn die Sektor-Vertreter zum Aufpeppen ihrer Bilanzen zum Verkauf von Vermögenswerten gezwungen sein sollten, dann könnte sich das auch negativ auf die weltweiten Finanzmärkte auswirken.

Um den angestrebten Wandel von einer exportorientierten hin zu einer mehr binnenmarktorientierten Volkswirtschaft zu vollziehen, könnte China zunächst nicht umhinkommen, die Exporte zur Stabilisierung der Wirtschaft doch noch einmal anzukurbeln. Dazu könnte eine Abwertung der Landeswährung Renminbi erforderlich sein, zumal über den fallenden Yen jetzt auch noch Deflation nach China exportiert werde. Letztlich wird man aber um eine mehr binnenwirtschaftlich orientierten Volkswirtschaft nicht umhin kommen, zumal das frühere Modell auch deshalb schon nicht mehr so einfach funktionieren kann, weil China inzwischen die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft stellt. Eine reibungslose Umstellung dürfte aber schwierig werden.

Was den Renminbi angehe, habe China eine freiere Handelbarkeit in Aussicht gestellt. Sollte es dazu kommen, dürfte die Landeswährung darauf eher mit nachgebenden Notierungen reagieren. Auch deshalb, weil dann viel Kapital ins Ausland abfließen dürfte. Eine zu starke Abwertung könnte im Unternehmenssektor aber eine Kreditkrise auslösen, nachdem in den vergangenen Jahren viele Schulden auf Dollar-Basis aufgenommen worden sind. Dieser Trend war zuletzt auch im restlichen Asien zu beobachten und die Schuldenquoten sind dadurch mittlerweile sogar höher als zu Zeiten der Asienkrise in den späten 1990-er Jahre. Für Instabilität im Finanzsystem sorgten auch die unregulierten Schattenbanken, die zuletzt verstärkt als Kreditgeber aufgetreten sind.

Um schlimmeres zu verhindern, steht China laut Roubini unter einem großen Reformdruck und je länger diese hinausgezögert werden, umso größer werde die Gefahr einer harten konjunkturellen Landung. Diese zu beschließen, sei durch die Studentenproteste in Hongkong aber schwieriger geworden, weil das die Hardliner stärke. Außerdem zeigten die Demonstrationen, dass China nicht so ohne weiteres sein Finanzsystem öffnen und den Renminbi als Konkurrenten zum Dollar aufbauen kann, ohne gleichzeitig auch über politische Reformen nachzudenken. Alles das dürfte noch zu einigem Streit innerhalb der Kommunistischen Partei zwischen den Reformern und den Konservativen führen.

Eine nachlassende konjunkturelle Dynamik in China habe auch Folgen für Länder, die Rohstoffe exportieren und Länder, die stark vom Export abhängen. Roubini kommt deshalb zu dem Schluss, dass ein spürbar geringeres Wachstum in China weltweit Aktien, Währungen, Exporte und Immobilien in Mitleidenschaft ziehen dürfte. Kritisch werde es vermutlich bereits bei einem Rückgang des Wachstums auf plus fünf Prozent, denn das werde derzeit noch nicht allgemein prognostiziert.





Risikofaktor Nummer vier: Wachsende geopolitische Risiken

Auf die größer gewordenen geopolitischen Risiken haben die Finanzmärkte bisher erstaunlich gelassen reagiert. Doch negative Einflussfaktoren wie die Russland-Ukraine-Krise, der Aufstieg der Terrorgruppe Islamischer Staat, zunehmende Tumulte im Nahen Osten und die Gefahr einer Niederschlagung der Proteste in Hongkong wurden übertüncht durch weitere expansive geldpolitische Maßnahmen. Doch es wäre naiv zu unterstellen, dass auch künftig alles unter Kontrolle bleiben wird. Erfahrungsgemäß können geopolitische Spannungen sogar ansteckender sein, wenn sie einhergehen mit systematischen Finanzrisiken einhergehen. Die Schwellenländer haben laut Roubini deswegen 2013 und 2014 schon kleinere Schockwellen abkommen. Diese könnten ein Vorbote dafür sein, was noch nachkommen wird. Bei der Vorhersage politischer Risiken seien die Märkte erfahrungsgemäß oft nicht sehr gut. So erinnert Roubini daran, dass die Märkte die Warnsignale vor dem ersten Weltkrieg bis zum Jahr 1914 ignoriert hätten. Auch jetzt könnten die bestehenden Risiken wieder unterschätzt werden.

Roubini nennt aber einige Ereignisse, bei deren Auftreten die bisherige Gelassenheit abrupt enden könnte. Dazu zählen Terroranschläge in Europa oder in den USA, eine sich wieder verschärfende Russland-Ukraine-Krise, wobei auch schon zusätzliche Sanktionen die Lage weiter verschärfen könnten. Nicht unterschätzt werden sollten nach Einschätzung von Dr. Gloom auch mögliche Unruhen in den Öl-produzierenden Ländern des Nahen Ostens, falls ein fallender Ölpreis dort negativ auf die Volkswirtschaften durchschlagen sollte. Gefährdet erscheinen bei einer anhaltenden Schwäche des Ölpreises aber auch andere Länder wie Russland, Nigeria, Iran, Venezuela und Libyen. Als weiteren Risikofaktor stellt Roubini die Proteste in Hongkong heraus, doch darauf wurde bereits im Abschnitt zu China hingewiesen.

Nicht vergessen dürfen natürlich auch die Risiken einer sich auch im Rest der Welt ausbreitenden Ebola-Epidemie, die gerade in Teilen Afrikas tobt. Alle diese Punkte könnten im Falle einer negativen Entwicklung zu einer Kettenreaktion führen. Um den zahlreichen geopolitischen Risiken zu begegnen, rät Roubini dazu, Anlagen sehr breit zu streuen, Investments in risikoloseren Assets nicht zu vergessen und auch ein ausreichendes Maß an Liquidität bereit zu halten.



Risikofaktor Nummer fünf: Ein weltweiter Währungs-Schock ausgelöst durch einen festen Dollar

Die Investmentbanken in den USA und in Europa sind sich derzeit ziemlich sicher: Einheitlich wie selten sagen sie derzeit einen weiter steigenden Dollar voraus. Zumal für diese Prognose auch das Interesse der Europäer und Japaner an einer Schwäche der eigenen Landeswährung spricht und die Amerikaner über eine Anhebung ihrer Leitzinsen nachdenken. Die Situation ähnelt damit laut Roubini der Ende der 80er-Jahre, als die US-Konjunktur ebenfalls besser lief als der Rest der Welt. Nur mit dem Unterschied, dass der Dollar heute noch immer relativ günstig ist.

Doch Roubini erinnert daran, dass es auch zwei Einflussfaktoren gibt, die den Aufwärtstrend des Dollar begrenzen könnten. Damit meint er den negativen Effekt, den der feste Dollar schon jetzt auf die Dollar-Schuldner in den Schwellenländern hat und der preisdämpfende Effekt, der vom starken Dollar auf die Rohstoffe ausgeht. Wobei das wiederum auch die Inflation drückt und damit auch den Handlungszwang in Sachen Zinserhöhung durch die US-Notenbank verringert. Die Fed müsse sich auch deshalb genau überlegen, wie sie vorgeht, weil Zinserhöhungen und eine damit einhergehende Dollar-Stärke zu Kreditausfällen in den Schwellenländern führen könnten.

Irgendwann könnte ein zu starker Dollar außerdem auch die Gewinnaussichten der US-Unternehmen entscheidend belasten und die Fed könnte versuchen, dem mit einer passenden Geldpolitik entgegen zu wirken. Weil die US-Wirtschaft aber noch immer relativ geschlossen sei, habe ein fester Dollar zunächst noch keinen sehr stark bremsenden Effekt. Eine Gefahr wäre ein zu fester Dollar aber eventuell dennoch für den Fall, dass sich letztlich der Rest der Welt wieder zu sehr auf die USA als Retter der Weltwirtschaft verlassen sollte. Beim derzeitigen Niveau der Schulden in den USA könne sich das Land diese Rolle aber nicht leisten. Roubini warnt deshalb davor, das ein fester Dollar die Weltwirtschaft letztlich sogar destabilisieren könnte.