Kurz vor Heilig Abend dreschen Politiker der Unionsparteien nochmals kräftig auf die Europäische Zentralbank (EZB) ein. Mit deutlichen Worten stellen sie sich gegen EZB-Überlegungen zum Ankauf von Staatsanleihen. "Ich bin nicht von der Notwendigkeit eines massiven Ankaufsprogramms für Staatsanleihen überzeugt", sagte Norbert Barthle, der haushaltspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Noch schärfer äußerte sich der CSU-Mittelstandspolitiker Hans Michelbach: "Die EZB entwickelt sich immer rascher zu einer Bad Bank." Eine Notenbank, die neben "windigen Kreditverbriefungen" auch noch massenhaft Staatsanleihen aufkaufen wolle, sei kein Hort der Stabilität mehr. Dennoch werden Staatsanleihenkäufe der EZB immer wahrscheinlicher.
Darauf deuten Aussagen von EZB-Chef Draghi nach der letzten Sitzung des EZB-Rats Anfang Dezember hin. Anfang 2015 werde die EZB ihre Politik überprüfen und bei Bedarf "Umfang und Tempo" ändern, sagte Draghi. Als geeignetes Mittel gilt ihm weiterhin der Ankauf von Staatsanleihen, wie es andere Zentralbanken - etwa in den USA oder Großbritannien - bereits getan haben.
"Wir haben alle Arten von Maßnahmen lang und breit diskutiert", erklärte Draghi. Dabei sei es auch um das sogenannte "Quantitative Easing" (QE) gegangen, wie der Kauf von Staatsanleihen im Fachjargon umschrieben wird. Marcel Fratzscher, Chef des Berliner Wirtschaftsforschungsinstituts DIW, sieht in den Worten Draghis eine klare Ankündigung, dass der umstrittene Ankauf von Staatsanleihen kurz bevorsteht.
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Deflation droht
Grund für Draghis erneuten Vorstoß dürften neue Prognosen der EZB-Ökonomen zu Inflation und Konjunktur sein. Danach wird das EZB-Inflationsziel von knapp zwei Prozent noch jahrelang nicht erreicht. 2015 soll nach den EZB-Prognosen die Teuerung bei 0,7 Prozent liegen und 2016 nur auf 1,3 Prozent steigen. Neben anderen Ursachen drückt jetzt auch noch das immer billigere Öl auf die Verbraucherpreise im Euroraum. Im November stiegen diese nur noch um 0,3 Prozent.
Auch das Wirtschaftswachstum soll laut EZB-Ökonomen nächstes Jahr nur noch eine Rate von einem Prozent erreichen - zu wenig, um die hohe Arbeitslosigkeit in vielen Euro-Ländern zu drücken. Durch die von der EZB angepeilten Staatsanleihenkäufe soll deshalb die Inflation angeheizt werden. Dahinter steckt die Absicht, die maue Konjunktur anzukurbeln und eine Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, sinkender Nachfrage der Verbraucher und Investitionen der Firmen zu verhindern.
Um gegenzusteuern müsste die EZB rund eine Billion Euro ins Finanzsystem pumpen, schätzen Experten. Mit dem bereits laufenden Ankauf von Pfandbriefen und Kreditverbriefungen ist dieses Volumen wahrscheinlich nicht zu erreichen. EZB-Präsident Mario Draghi hat angekündigt, eine mögliche weitere Lockerung der Geldpolitik inklusive eines Kaufs von Staatsanleihen auch gegen den Widerstand der Bundesbank durchzusetzen, wenn dieser aus Sicht der EZB nötig sei.
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Dividendenaktien bleiben gefragt
An den Finanzmärkten dürften die Geldspritzen der Zentralbank vor allem drei Auswirkungen haben. Erstens: Die Anleihenrenditen werden weiterhin niedrig bleiben oder sogar noch weiter zurückgehen. Zweitens: Die Volatilität am Aktienmarkt dürfte hoch bleiben, denn weiterhin werden Anleger nervös beobachten, welchen Weg die Notenbank einschlägt. Drittens: Immer mehr Anleger werden in diesem Umfeld in Aktien mit regelmäßigen, hohen Dividendenausschüttungen flüchten. Aktienfans versprechen solche Werte eine gleichmäßigere Wertentwicklung. Anleihen-Freunden bieten sie einen Ersatz für die heute wenig interessanten Zinspapiere.
Insgesamt sollte die höhere Nachfrage denn auch die Kurse der Dividendenaktien weiter nach oben treiben. Ohnehin schneiden bewährte Dividendenaktien langfristig besser ab, vor allem, weil die Dividende im Schnitt rund 40 Prozent zur Gesamtrendite beiträgt. Das zeigt etwa die Entwicklung des S&P 500 Dividend Aristocrats Index. Er enthält US-Unternehmen, die in den vergangenen 25 Jahren ihre Dividende kontinuierlich erhöht haben. Der Index brachte Anlegern in den vergangenen zehn Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von elf Prozent. Dagegen schaffte der normale S&P 500 im gleichen Zeitraum nur durchschnittlich 7,9 Prozent pro Jahr.
Für den deutschen Aktienmarkt kommt die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Portfolio-Strategien an der FOM Hochschule in Essen (dips) zu einem ähnlichem Ergebnis. Aktien von Unternehmen, die im Vorjahr Dividende gezahlt hatten, entwickelten sich von 2002 bis 2014 nahezu doppelt so gut wie der Gesamtmarkt. Unternehmen, die von ihrem Gewinn zwischen 33 Prozent und 66 Prozent als Dividende ausschütteten, stiegen überproportional stark.
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Die richtigen Dividenden-Fonds
Viele gute Dividendenaktien zahlen heute Renditen von vier Prozent und mehr, also ein Vielfaches der mickrigen Anleihen-Renditen. Allerdings reicht eine hohe Dividendenrendite allein als Kaufkriterium nicht aus. Um sich vor negativen Überraschungen zu schützen, sollten sich Investoren auch die Ausschüttungsquoten, die Gewinnentwicklung und andere Fundamentaldaten des Unternehmens genau ansehen. Clever konstruierte Dividendenaktien-ETFs versuchen mit verschiedenen Regeln genau diese Faktoren zu berücksichtigen.
Für den db x-trackers EURO STOXX Select Dividend 30 ETF reicht nicht nur eine hohe Dividendenrendite. Gefragt ist auch eine vertrauenswürdige Dividendenhistorie und eine vertretbare Ausschüttungsquote. Genauer: Bei keinem Indexmitglied darf die Dividende je Aktie in den vergangenen fünf Jahren gesunken sein. Zudem darf die Ausschüttungsquote 60 Prozent nicht übersteigen. Der ETF enthält 30 Aktien aus dem Euro-Stoxx-Index, die diesen Kriterien genügen.
Der iShares STOXX Europe Select Dividend 30 ETF enthält dagegen die 30 europäischen Aktien mit den höchsten Dividendenzahlungen aus dem Stoxx-Europe-600- Index. Neben Titeln aus der Euro-Zone sind somit auch Aktien aus Großbritannien und der Schweiz vertreten.
Noch härtere Aufnahmekriterien gibt es beim SPDR S&P Euro Dividend-Aristocrats-ETF der US-Fondsgesellschaft State Street Asset Management. Der SPDR S&P Euro Dividend Aristocrats ETF enthält 40 Dividendenaktien aus der Euro-Zone, bei denen in den vergangenen zehn Jahren die Dividende ohne Unterbrechung niemals reduziert oder gestrichen wurde. Mehr Zuverlässigkeit geht kaum noch.
db x-trackers EURO STOXX Select Dividend 30 UCITS ETF (DR)
LU0292095535
Gesamtkostenquote: 0,30 Prozent
IShares STOXX Europe Select Dividend 30 UCITS ETF (DE) ETF
ISIN DE0002635299
Gesamtkostenquote: 0,31 Prozent
SPDR S&P Euro Dividend Aristocrats UCITS ETF
ISIN IE00B5M1WJ87
Gesamtkostenquote: 0,30 Prozent