Drillisch will dank einer Vereinbarung mit Telefonica Deutschland ("o2") raus aus der Nische und sich als Nummer vier unter den Mobilfunkanbietern etablieren. "Bis Jahresende wird sich die Zahl unserer Mitarbeiter verdreifachen", sagte Drillisch-Chef Paschalis Choulidis am Freitag. Derzeit arbeiten bei der Firma aus Maintal bei Frankfurt 360 Leute. Getrieben werde die Expansion durch die Übernahme von 300 Läden, die der Mobilfunknetzbetreiber o2 nach dem Kauf von E-Plus zu viel hatte und die Drillisch für einen symbolischen Preis übernahm. Die Geschäfte firmieren ab Juli unter der von E-Plus für gut 50 Millionen Euro gekauften Marke "Yourfone". Damit wagt sich Drillisch erstmals in die Fußgängerzonen des Landes und schaltet sogar Fernsehwerbung.
Bislang setze die Firma so gut wie ausschließlich darauf, mit ihren gut ein Dutzend Billigmarken wie "Simply" oder "Discotel" bei Tarifvergleichen möglichst weit vorne zu landen. Allein für Werbekampagnen sei nun ein hoher zweistelliger Millionen-Betrag einkalkuliert, sagte Choulidis. Ziel ist es, mit der neuen Strategie im Jahr insgesamt eine Million Vertragskunden zu ködern. Derzeit zählt Drillisch 1,93 Millionen der besonders lukrativen Abonnenten. Die neuen Läden sollen 2017 schwarze Zahlen zu schreiben, betonte Choulidis, der die Firma bisher mit seinem Bruder Vlasios führte. Ab April verstärkt mit Andre Driesen ein Mann aus den eigenen Reihen das Team als Finanzvorstand.
Sprungbrett für den ehrgeizigen Wachstumskurs ist ein Deal mit o2 vom vorigen Sommer. Damals wurde besiegelt, dass Drillisch mindestens fünf Jahre lang 20 bis 30 Prozent der Netzkapazitäten mietet. O2 musste Platz für den Wettbewerber schaffen, um von der EU-Kommission grünes Licht für die 8,6 Milliarden Euro schwere Übernahme des Rivalen E-Plus zu erhalten.
Drillisch betreibt keine eigene Mobilfunkinfrastruktur, sondern kauft Netzbetreibern Telefonminuten ab und vermarktet dann Billigangebote unter eigenem Namen. United Internet und Freenet verfolgen ein ähnliches Geschäftsmodell. Sie alle kaufen Kapazitäten von der Telekom, Vodafone und o2.
Reuters