Marktspekulationen über Liquiditäts- und Kapitalengpässe
Bedrohliche Spekulationen um die Schweizer Großbank Credit Suisse. Weil die Kosten für eine Versicherung gegen einen Zahlungsausfall, sogenannte Credit Default Swaps, in der letzten Woche sprunghaft auf ein Niveau wie zuletzt nach der Finanzkrise gestiegen sind, mehren sich die Sorgen um die Zukunft des Instituts.
Ipek Ozkardeskaya, Senior Analystin bei der Swissquote Bank, sagt aktuell: „Wir haben am Wochenende darüber diskutiert, ob die Credit Suisse tatsächlich pleite geht oder nicht. Und die Chefs der Bank haben ihr Wochenende damit verbracht, die Anleger zu beruhigen und zu versichern, dass die Bank über eine starke Kapitalposition und Liquidität verfügt.“ Der Vorstandsvorsitzende Ulrich Koerner versicherte, dass die Bank über eine „starke Kapital- und Liquiditätsbasis“ verfüge, und teilte mit, dass er regelmäßig über den aktuellen Stand der Dinge informieren werde, bis das Unternehmen am 27. Oktober einen neuen Strategieplan bekannt gebe.
Nach Ansicht von Ozkardeskaya müsste jedoch bis Weihnachten ein Wunder passieren, damit die Bank aus eigener Kraft heraus überlebt. Andernfalls, so Ozkardeskaya, werde sie zum Übernahmeziel oder müsste durch die Schweizer Regierung gerettet werden.
Naeem Aslam, Chefanalyst beim Broker Avatrade erinnern die Ereignisse stark an die Finanzkrise. Wenn die derzeitige Lage so gravierend ist wie damals, dann werde der Finanzmarkt angesichts von Rezession und Inflation sicherlich eine „andere Art von „Bestie“ erleben. Auch die Bank of England habe das Problem der Kreditausfallversicherungen bereits auf dem Radar. „Sollte mit der Credit Suisse etwas nicht stimmen“, so Aslam, „haben wir ein großes Problem, da es sich um ein gigantisches Institut handelt, und der Dominoeffekt für die meisten Zentralbanken, insbesondere für Pensionsfonds, gewaltig sein wird.“ Allein in den vergangenen zehn Handelstagen ist der Kurs der Credit-Suisse-Aktie um 30 Prozent gefallen, seit Jahresbeginn hat er sich fast gedrittelt (siehe Chart unten).
Im Zuge der Credit-Suisse-Spekulationen stiegen auch die Preise für die Kreditausfallversicherungen der Deutschen Bank in den vergangenen Wochen um rund 50 Prozent an. Sie bleiben damit jedoch noch deutlich unter dem Niveau der Credit Suisse.