Im Zuge der unlängst erfolgten Kurskorrektur am deutschen Aktienmarkt hatten Aktien rund um den Automobilsektor einen ganz besonders schweren Stand. Ablesen lässt sich das unter anderem am DAXsector Automobile Kursindex. Dieser ist von Mitte März bis Ende September in der Spitze fast 40 Prozent gefallen und hat damit in dieser Zeit deutlich schlechter abgeschnitten als der DAX.
Ein Mitschuldiger für diesen Schwächeanfall ist mit Volkswagen und dem Abgasskandal, für den der Wolfsburger Autobauer verantwortlich zeigt, auch schnell gefunden. Außerdem hat der Sektor wegen seiner starken Präsenz vor Ort im Reich der Mitte aber auch besonders stark unter den Ängsten gelitten, die sich phasenweise mit Blick auf die Wachstumsaussichten Chinas breit gemacht haben.
Doch zuletzt hat auch beim DAXsector Automobile Kursindex eine Kurserholung eingesetzt und falls keine neuen Hiobsbotschaften kommen, ist das ein Trend, der noch weiter ausgebaut werden könnte. Zumindest sprechen dafür auch die Zulassungszahlen, die sich durchaus solide lesen. So hat sich das Wachstum bei der Registrierung von Passagierfahrzeugen in der EU im Oktober zwar abgeschwächt, mit 2,9 Prozent gab es aber den 26. Monat in Folge ein Plus zu verzeichnen. Für die ersten zehn Monate beläuft sich damit der Zuwachs auf immerhin 8,2 Prozent.
Auch für China kann zumindest zunächst etwas Entwarnung gegeben werden, ist dort doch die Zahl der verkauften neuen Passagierfahrzeuge im Oktober im Jahresvergleich um 13,3 Prozent auf 1,9 Millionen Einheiten gestiegen. Und weil auch in den USA die saisonal bereinigten Verkäufe von Personenkraftwagen und leichten Nutzfahrzeugen weiter zulegen, kann es insgesamt noch nicht so schlecht bestellt sein um den Autosektor.
Die Analyten von Hauck & Aufhäuser sehen das offensichtlich ähnlich. In einer Studie stellen sie jedenfalls etliche deutsche Autoaktien zum Kauf. Börse Online stellt auf den nachfolgenden Seiten fünf dieser Kaufkandidaten vor. Die Kursziele liegen dabei zwischen 31 Prozent und 95 Prozent über den aktuellen Notierungen.
Hauck & Aufhäuser-Favorit aus dem deutsche Fahrzeugsektor, Nummer fünf: Bertrandt AG (WKN: 523280, 106,50 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 23.11.)
Deutlich unter Druck ist mit der Aktie von Bertrandt auch die Aktie eines Unternehmens geraten, das in den Jahren zuvor ziemlich verwöhnt worden war von der Börse. Doch die zuvor zu beobachtende Erfolgsserie ist durch einen Abschlag von in der Spitze gut 36 Prozent zumindest temporär gerissen. Allerdings gab es auch früher schon immer wieder einmal herbe Dämpfer, die letztlich aber immer wieder ausgebügelt werden konnten.
Der Technologiekonzern, der 90 Prozent seines Umsatzes mit der Automobilbranche erwirtschaftet, profitiert von den höheren Aufwendungen für Forschung und Entwicklung der großen Automobilkonzerne. Der Entwicklungsdienstleiter musste jüngst aber auch geschäftlich einen kleinen Dämpfer hinnehmen, was die maue Kursentwicklung miterklärt. Im dritten Quartal wurde zwar mehr umgesetzt, aber weniger verdient. Konkret verringerte sich der Gewinn nach Ertragssteuern von 13,08 Millionen auf 12,03 Millionen Euro, während die Erlöse im Vorjahresvergleich von 213,8 Millionen auf 227,12 Millionen Euro vorankamen. Zu bedenken sind dabei aber auch hohe Investitionen (plus 65 Prozent) von 54,9 Millionen Euro in den ersten drei Quartalen, die sich hoffentlich künftig ergebnissteigernd bemerkbar machen werden.
Mit Blick auf den zuletzt gedrückten Aktienkurs ist auch zu bedenken, dass Bertrandt höchstens indirekt von einer etwaigen Marktschwäche in China betroffen wäre, weil keine eigenen Geschäfte in China verfolgt werden. Das eigene Geschäft hat dagegen vor allem von den Forschungsbudgets der Erstausrüster ab und weniger von der Anzahl der produzierten Fahrzeuge. Mit Blick auf die am 10. Dezember anstehende Bilanzpresse- und Analystenkonferenz, bei der die Zahlen des Geschäftsjahres 2014/15 vorgelegt werden, hoffen Analysten ergebnisseitig auch bereits wieder auf Besserung. Die Landesbank Baden-Württemberg geht jedenfalls angesichts eines insgesamt positiven Branchenumfeldes für externe Ingenieurdienstleister für die Automobilindustrie im vierten Quartal von einem Umsatzplus von 11,2 Prozent auf 270,0 Millionen Euro aus und einem EBIT-Anstieg von 10,0 Prozent. Das wären neue Rekordwerte für ein Kalenderquartal. Die operative Marge wird mit 11,7 Prozent nahezu auf dem Niveau des Vorjahres gesehen.
Hauck & Aufhäuser sieht das Unternehmen letztlich sogar als Profiteur des VW-Abgasskandals, weil sie die Branchenvertreter daran erinnere, wie wichtig es sei, auf der technischen Seite führend zu bleiben. Hinzu komme der immer größer werdende Anteil von Technik beim Autobau und vor diesem Hintergrund sei Bertrandt auch dank des Wachstumsprofils seiner Produkte sehr gut für die Zukunft gerüstet. Vor diesem Hintergrund habe der Titel einen Bewertungsaufschlag verdient. Hauck & Aufhäuser schätzt den Gewinn je Aktie für 2015/16 auf 7,39, was mit einem KGV von 14,4 einhergehen würde. Das Kursziel wird auf 142 Euro beziffert, was 33,3 Prozent über den derzeitigen Notierungen liegt.
Hauck & Aufhäuser-Favorit aus dem deutsche Fahrzeugsektor, Nummer vier: Dürr AG (WKN: 556520, 79,47 Euro)
Eine extrem starke Kursentwicklung hat im laufenden Bullenmarkt die Aktie der Dürr AG hingelegt. Doch zuletzt musste auch in diesem Fall eine Kursdelle hingenommen werden. Das hat sicherlich auch mit der regionalen Diversifikation zu tun, stammten zuletzt doch immerhin 28 Prozent der Umsätze aus China, womit das Reich der Mitte das wichtigste Einzelland für den Anlagen- und Maschinenbauer ist.
Ansonsten sollten Anleger zu Dürr AG grundsätzlich wissen, dass dahinter hauptsächlich ein Investitionsausrüster für die Automobilindustrie steckt. Größtes Geschäftsfeld ist der Bereich "Paint & Final Assembly Systems" (42 Prozent - Lackieranlagen), hinzukommen unter anderem nach der Übernahme von Homag Maschinen für Holzbearbeitung sowie Montage- und Prüftechnik, Auswucht- und Diagnosetechnik, Industrielle Reinigungstechnik, Applikationstechnik sowie Umwelt- und Energietechnik. Dank der Marktführerschaft in nahezu allen Geschäftsbereichen mit Marktanteilen von bis zu 50 Prozent verfügt der MDAX-Vertreter auch über eine starke Marktposition. Die Hauptwettbewerber sind Eisenmann, ABB und diverse japanische Hersteller.
Für das dritte Quartal hat der Lackieranlagenspezialist allen bedenken zum Trotz vor allem von guten Geschäften in China profitiert. Insgesamt erwirtschaftete Dürr im abgelaufenen Quartal Einnahmen von 988,2 Millionen Euro nach 581,3 Millionen im Vorjahr. Allerdings ist hierbei die Einbeziehung der übernommenen Firma Homag zu berücksichtigen.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern und vor Sondereffekten aus der Homag-Übernahme stieg um 38,5 Prozent auf 83,9 Millionen Euro, was besser war als von Analysten erwartet. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr blieb dennoch unverändert, aber der Vorstand rechnet beim Umsatz jetzt mit 3,6 bis 3,7 Milliarden Euro statt wie bisher mit 3,4 bis 3,5 Milliarden Euro.
Dennoch gibt es am Markt noch immer Bedenken, ob sich die Auftragslage in China in den kommenden Jahren nicht doch eintrüben wird. Hauck & Aufhäuser bezeichnet aufbauend auf den jüngsten Ergebnisausweis diese Ängste aber als überzogen. Man geht davon aus, dass der Gewinn je Aktie von 2014 bis 2017 kontinuierlich von 4,81 Euro auf 6,19 Euro steigen wird. Für 2017 ergibt sich damit ein KGV von 12,8. Als Kursziel werden 105 Euro genannt, was ein Kurspotenzial von 32,1 Prozent verspricht.
Hauck & Aufhäuser-Favorit aus dem deutsche Fahrzeugsektor, Nummer drei: ElringKlinger AG (WKN: 785602, 22,13 Euro)
Neben den eingangs skizzierten Problemen China-Konjunktur und VW-Abgasskandal kommen bei der ElringKlinger AG auch noch hausgemachte Probleme dazu. Es gibt unter anderem Produktionsprobleme wegen unerwartet hoher Nachfrage, die auch noch das vierte Quartal belasten dürften und das trägt zu einem Aktienkurs bei, der seit geraumer Zeit zu kämpfen hat und letztlich nur auf einem Niveau notiert, das bereits vor Jahren erreicht worden war.
Vom Jahrestief bei knapp 17 Euro hat sich der Titel aber zuletzt merklich gelöst, wobei dabei auch die neuesten Quartalszahlen geholfen haben, die der Anbieter von Zylinderkopf- und Spezialdichtungen, Kunststoffgehäusemodulen, Abschirmteilen für Motor, Getriebe und Abgasanlagen, Abgasreinigungstechnologie sowie Batterien- und Brennstoffzellenkomponenten vorgelegt hat.
Konkret legten die Einnahmen aufgrund starken Wachstums insbesondere in Nordamerika sowie zahlreicher Neuanläufe im dritten Quartal um 11,8 Prozent auf 366,1 Millionen Euro zu. Das um Einmaleffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Kaufpreisallokationen (EBIT) fiel jedoch von 42,1 Millionen Euro auf 36,7 Millionen. Unter dem Strich verblieben noch 20 Millionen Euro übrig, nach 32 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Am Markt war man damit zufrieden, wobei aber nicht vergessen werden darf, dass der Automobilzulieferer zuvor auch schon zwei Mal in diesem Jahr eine Gewinnwarnung ausgesprochen hatte. Immerhin wurde bei der Präsentation der Drittquartalszahlen die bisherige Jahresprognose bestätigt. Diese sieht ein organisches Umsatzplus von fünf bis sieben Prozent vor und das um Einmaleffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Kaufpreisallokationen soll zwischen 135 und 145 Millionen Euro bewegen.
Hauck & Aufhäuser bezeichnet das Zahlenwerk als solide und als wie erwartet. Wegen dem Produktprofil wird dem MDAX-Vertreter in den kommenden Jahren ein schnelleres Wachstum als dem weltweiten Markt für Passagierfahrzeugen zugetraut. Gleichzeitig wird die Bewertung bei einem Verhältnis von Unternehmenswert zum Gewinn vor Steuern und Zinsen von 9,2 als nicht sehr anspruchsvoll bezeichnet. Beim Ergebnis je Aktie wird für 2017 mit 2,0 Euro gerechnet, woraus sich ein geschätztes KGV von 11,1 ergibt. Auf dieser Basis ist die bestehende Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 29 Euro versehen. Theoretisch ergibt sich daraus ein Kurspotenzial von 31,0 Prozent.
Hauck & Aufhäuser-Favorit aus dem deutsche Fahrzeugsektor, Nummer zwei: SAF Holland S.A. (WKN: A0MU70, 12,915 Euro)
Den Sinneswandel, den viele Marktteilnehmer in diesem Jahr mit Blick auf den Automobilsektor zumindest phasenweise vollzogen haben, hat auch SAF Holland zu spüren bekommen. Nachdem der Aktienkurs von Mitte Oktober 2014 bis Mitte April 2015 deutlich gestiegen war, ist seitdem eher Ebbe angesagt bei der Entwicklung der Notierungen.
Wie die jüngsten Ergebnisse bestätigt haben, laufen die Geschäfte aber nicht schlecht bei dem fränkischen Nutzfahrzeugzulieferer. Den Angaben zufolge kletterte der Umsatz in den ersten neun Monaten um 13 Prozent auf 817,5 Millionen Euro. Die vorherrschende Marktschwäche in Russland, Brasilien und Australien wurde damit auch mit Hilfe des starken Dollar kompensiert. Hinzu kommen eine anhaltend solide Nachfrage nach Trucks und Trailern in Westeuropa und der steigende Anteil neuer Produkte bei Achsmodulen und Federungssystemen sowie das Wachstum in den Regionen außerhalb der Kernmärkte Nordamerika und Europa
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern verbesserte sich auch dank Straffung der Produktion und Sparprogramm um fast ein Drittel auf 73,6 Millionen Euro voran. Das zieht eine operative Renditeverbesserung von 7,0 Prozent auf 9,0 Prozent nach sich. Für das Gesamtjahr wurde die Prognose leicht angehoben. Der Konzernumsatz soll mindestens am oberen Ende der bisher geplanten Spanne von 980 Millionen bis 1,035 Milliarden Euro hereinkommen. Das bereinigte EBIT soll gleichzeitig etwas höher ausfallen als 90 Millionen Euro. Beim Ergebnis je Aktie geht das Management von einem Zuwachs von mindestens 30 Prozent aus.
Aus Sicht von Hauck & Aufhäuser hat das SDAX-Unternehmen damit solide Quartalsergebnisse vorgelegt. Diese hätten nicht nur den hauseigenen Erwartungen der Analysten sondern auch denen des Gesamtmarktes entsprochen. Der Ausblick dürfte positiv bleiben, auch wenn der US-Lkw-Markt sich 2016 weiter abschwächen dürfte. Eine Nachfrage von insgesamt 270.000 Einheiten 2016 sollte aber ausreichen, um eine angemessene Kapazitätsauslastung bei SAF zu gewährleisten.
Zudem heißt es, der Erfolg von SAF-Holland beruhe auch auf dem Kostenwettbewerbsfaktor. Denn es sei mit weiter steigenden Kosten im Güterfrachtverkehr pro gefahrener Meile zu rechnen, was die Nachfrage nach den innovativen Komponenten von SAF-Holland ankurbele. Denn eines der firmeninternen Ziele lautet, leichtgewichtige Lkw und Trailer zu bauen, deren Kosten und CO2-Emissionen kontinuierlich sinken.
Als Kursziel für die Aktie werden 19 Euro genannt, was theoretisch 47,1 Prozent Luft nach oben lässt. Garniert ist das Ganze mit einer Gewinnschätzung von 1,08 Euro je Aktie für 2015, woraus sich ein KGV von 12,0 errechnet. Bei der Dividende wird eine deutliche Anhebung auf 0,53 Euro je Aktie prognostiziert, was immerhin einer Rendite von 4,1 Prozent entsprechen würde.
Hauck & Aufhäuser-Favorit aus dem deutsche Fahrzeugsektor, Nummer eins: MS Industrie AG (WKN: 585518, 3,94 Euro)
Einen zwar relativ volatilen Kursverlauf, der letztlich aber steil nach oben gerichtet war, hat in den vergangenen Jahren MS Industrie hingelegt. Seit März befindet sich die Notiz aber auf Konsolidierungskurs und in der Spitze hat der Kurs dabei rund 20 Prozent an Wert verloren. Solche Phasen waren aber auch in der Vergangenheit schon nicht untypisch bei der Holding einer Münchener Industriegruppe, die sich auf die beiden strategischen Kernbereichen Antriebstechnik und Ultraschalltechnik fokussiert hat. Zu den industriellen Produkten zählen Motorentechnik (Diesel, Elektro) und Schweißtechnik (Automobil, Verpackung).
Im dritten Quartal ist es MS Industrie gelungen, den konsolidierten Umsatz von 53,5 Millionen auf 70,5 Millionen Euro nach oben zu schrauben. Gestiegen ist auch das Ergebnis vor Finanzergebnis, Steuern und Abschreibungen, allerdings nur unterproportional von 6,0 Millionen auf 6,5 Millionen Euro.
Auf die Ergebnisvorlage hat Hauck & Aufhäuser mit einer Bestätigung der Kaufempfehlung reagiert. Die Zahlen werden als solide bezeichnet, wobei positiv neben dem sich auf einem Fünfjahreshoch bewegenden Auftragsbestand auch die abgegebene Geschäftsprognose hervorgehoben wird. So werde jetzt auch dank einer stärkeren Nachfrage nach LKWs in Europa mit einem Umsatz im Gesamtjahr von mehr als 250 Millionen Euro gerechnet, während bisher von rund 250 Millionen Euro die Rede gewesen sei.
Die Ergebnisprognosen für 2016 und 2017 wurden um jeweils einen Cent auf 0,33 und auf 0,53 Euro angehoben. Daraus ergeben sich Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 11,9 und von 7,4. Auch wegen der Hoffnung, dass sich durch neue Produktionsstätten erhebliche Effizienzsteigerungen ergeben dürften, hat Hauck & Aufhäuser im August das Kursziel für diesen Titel deutlich von 6,00 auf 7,70 Euro angehoben. Bei Zielerreichung dieser Vorgabe würde sich ein Kursgewinn von satten 95,4 Prozent ergeben.