Eine veritable Hängepartie ist das, was wir da beim DAX und beim Dow Jones nun schon seit vielen Wochen beobachten. Sowohl der deutsche wie auch der amerikanische Leitindex pendeln seitwärts, mit immer mal wieder größeren Aufs und Abs. Nachhaltig ist aber weder das eine noch das andere.
So richtig abwärts geht es nicht, weil es beim Geldanlegen kaum Alternativen gibt - zumindest nicht im festverzinslichen Bereich. Gleichzeitig gibt es aber auch keinen vernünftigen Schub nach oben. Dies wiederum mag daran liegen, dass in den USA die Anleger vielleicht erst die Präsidentschaftswahl abwarten wollen - also den 8. November. Und in Deutschland, tja, da lasten die Ungereimtheiten bei zwei prominenten DAX-Mitgliedern auf der Entwicklung des gesamten Index. Die Deutsche Bank hat bekanntlich rechtliche Probleme und Volkswagen ja auch schon seit längerer Zeit. Bis da nicht klar ist, was an Strafzahlungen letztlich fällig wird, sorgt das auch weiterhin für Druck beim DAX.
Und dann ist da noch das Dauerthema Leitzins. Oder besser ausgedrückt: das Dauerthema "monetäre Lockerungen aller Art". Bei der anstehenden Zinssitzung der Europäischen Zentralbank EZB am 20. Oktober - also am Erscheinungstag dieser Ausgabe der BÖRSE ONLINE - wird es erneut darum gehen, wie es mit dem billionenschweren Anleihekaufprogramm denn nun weitergeht.
Vor allem in Deutschland zweifelt man ja an der Wirksamkeit der Aktionen und befürchtet langfristig negative Folgen. Dennoch dürfte das Gremium um EZB-Chef Mario Draghi nichts an den bisherigen Beschlüssen ändern und aller Voraussicht nach das Kaufprogramm um mindestens ein halbes Jahr verlängern. Ähnliches gilt für den Leitzins, der seit März auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent liegt - und auf diesem Niveau wohl bleiben wird.
Allerdings - und das ist an der Börse schließlich immer besonders wichtig -könnte Draghi Hinweise auf mögliche Schritte im Dezember geben. Aber man wird sehen. Robert Halver von der Baader Bank hat dazu mal gewitzelt, die EZB stehe für "Einer zahlt bestimmt".
Doch Scherze hin oder her: Die EZB wird wohl nicht umhin kommen, auch über den Jahreswechsel hinaus mit dem Anleihekaufprogramm weiterzumachen. Schließlich läuft die Konjunktur immer noch nicht. Auch den Aktienmärkten bekäme eine Abkehr von der expansiven Geldpolitik schlecht. Die Stimmung könnte ganz schnell kippen, wenn die Liquidität eingeschränkt würde. Zumindest zum aktuellen Zeitpunkt, wo Wachstums- und Inflationsprognosen eine solche Aktion einfach nicht rechtfertigen.
Indes ist bekanntlich nichts für die Ewigkeit. Manch einer sieht schon ein Abflauen der globalen Deflation und fragt sich, ob die Inflation in näherer Zukunft vor einem Comeback steht. In Deutschland etwa ist die Inflationsrate zum ersten Mal seit Langem wieder ein klein wenig höher ausgefallen - sie liegt bei 0,7 Prozent. Damit ist man indes noch weit vom Ziel der EZB entfernt, welche die Rate bei zwei Prozent sehen will.
Hauptgrund für den aktuellen Anstieg sind die zwar absolut gesehen immer noch niedrigen, im Vergleich zum Vorjahr aber deutlich höheren Energiepreise. Durch diesen sogenannten Basiseffekt könnte die Inflation tatsächlich Anfang 2017 die EZB-Zielmarke erreichen. Dann wird man sehen, wie die Notenbanker reagieren, schließlich ist so ein Basiseffekt allein noch kein Indiz für eine tatsächlich nachhaltig steigende Inflationsrate.
Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com