Andrew, Sony und Microsoft haben mit ihren neuen Konsolen einen starken Start erwischt. Beide Anbieter liegen Ende Juni über den Absatzzahlen zum vergleichbaren Zeitpunkt der Vorgängergeneration. Wie überrascht sind Sie?

Nicht allzu sehr (lacht). Wir sind schon lange genug dabei und wussten, dass die Fans sehnsüchtig auf die neue Konsolengeneration warten.


Die erste Runde ist dabei klar an Sony gegangen. Die Japaner haben von der PS4 doppelt so viele Geräte verkauft wie Microsoft von der Xbox One. In der Vorgänger-Generation lagen beide zuletzt dagegen praktisch gleich auf. Kann Microsoft diesen Rückstand wieder aufholen?

Zunächst: Wir sind plattform-unabhängig und wollen, dass alle gewinnen. Davon abgesehen, dürfen Sie nicht vergessen: Im aktuellen Konsolenzyklus stehen wir noch ziemlich am Anfang. Das ist kein 400-Meter-Rennen, sondern ein Marathon. Da ist noch gar nichts entschieden.


Während die stationären Konsolen sich prima verkaufen, stagniert der Absatz mit mobilen Konsolen wie Nintendos 3DS oder Playstation Vita von Sony. Ist die Ära der Handhelds vorbei?

Aktuell gibt es drei Wege, wie die Gamer spielen: Im Wohnzimmer, wo sich die Spieler zurücklehnen und auf 60-Zoll-TV-Geräten mit ihren Freunden spielen. Dieser Markt ist derzeit vor allem durch die Konsolen getrieben. Dann gibt es die PC-Spieler, die unmittelbar vor dem Bildschirm sitzen. Und es gibt das Gaming unterwegs über Smartphones, Tablets oder Handhelds. Für uns ist nicht entscheidend, auf welcher Plattform die Gamer das Spiel erleben. Wir wollen Titel anbieten, die auf der jeweiligen Plattform das beste Erlebnis bieten.


Aber die Handheld-Nutzung wird nach Einschätzung von Marktforschern in den kommenden Jahren zurückgehen. Werden Sie ihre Entwicklung entsprechend anpassen?

Wir prüfen permanent, wo wir investieren. Derzeit investieren wir stark in Tablets und Smartphone-Spiele, denken Sie nur an Real Racing, Fifa oder Simpsons Tapped Out.


Handhelds sind also nicht mehr so angesagt?

Wir haben derzeit drei Prioritäten: Erstens die Next-Gen-Konsolen Xbox One und PS4, zweitens PCs und dabei vor allem Free-to-play, also kostenlose Spiele, bei denen die Nutzer zusätzliche Ausrüstung erwerben können oder neue Levels freischalten. Und drittens Smartphones und Tablets. Auf diese Felder konzentrieren wir unsere Anstrengungen.

Auf Seite 2: Wilson über das Ziel bei der operativen Marge

Sie haben vor gut einem Jahr die Führung von EA übernommen. Seither hat sich das Geschäft sehr gut entwickelt. Die Bruttomarge ist zuletzt erneut gestiegen, auch die operative Marge zieht weiter an. Wie weit kann das noch gehen?

Unser erstes Ziel war, bei der operativen Marge wieder über die 20-Prozent-Marke zu kommen. Das schaffen wir ein Jahr früher als geplant. Jetzt schauen wir uns an, wie wir die operative Marge über 30 Prozent bekommen können.


Wann könnte das sein?

Da lege ich mich jetzt nicht fest. Aber klar ist: Wir haben deutliche Fortschritte bei der Effizienz und der Kostenkontrolle gemacht und unsere finanziellen Ziele vorzeitig erreicht - und zwar ohne die Investitionen in neue Spiele und Projekte zurückzufahren und ohne Abstriche an der Qualität unserer Produkte. Diesen Weg wollen wir weitergehen.


Sie sind in der Übergangsphase zur neuen Konsolengeneration kräftig in Vorleistung für die neuen Spiele gegangen. Die sind jetzt auf dem Markt, die Erlöse fließen. Schon das alleine bringt Ihnen in den nächsten Monaten auf der Margenseite ordentlich Rückenwind.

Das sehen wir auch so.

Auf Seite 3: Wilson über die Aussichten für den potenziellen Blockbuster Fifa 15

EA hat im abgelaufenen ersten Quartal des Geschäftsjahres erneut die Analysten-Erwartungen übertroffen. In den nächsten Monaten werden Sie mit den Sims oder Fifa 15 eine ganze Reihe potenzieller Blockbuster an den Start schicken. Dennoch haben Sie Ihre Prognose nicht angehoben. Sind Sie so konservativ oder ist das ein Zeichen für mangelndes Vertrauen in die eigenen Spiele?

Wir geben lieber eine zurückhaltende Prognose aus und übertreffen die dann als umgekehrt. Davon abgesehen entfällt nur ein vergleichsweise kleiner Umsatz-Anteil auf das erste Quartal. Deshalb ist es auch klug, etwas vorsichtiger zu sein.


Fifa ist eines der wichtigsten EA-Spiele. Deutschland ist Weltmeister geworden. Erwarten Sie hierzulande eine Sonderkonjunktur für Fifa 15?

Wenn man ein hervorragendes Spiel hat und dazu der Enthusiasmus in einem WM-Jahr kommt, können tolle Dinge passieren.

Auf Seite 4: Wilson über den Konkurrenzkampf mit Activision und EA Access

EA war lange Zeit die Nummer 1 weltweit. Vor ein paar Jahren haben Sie diese Position aber an Activision verloren. Wann ist EA wieder vorn?

Unser Ziel ist weniger, die Nummer 1 zu sein. Wir wollen lieber ein Unternehmen entwickeln, in dem der Gamer an erster Stelle steht. Wir denken jeden Tag intensiv darüber nach, wie wir die Beziehung zu unseren Spielern verbessern können, wie wir bessere Dienste schaffen und noch bessere Spiele. Wenn uns das gelingt, kommt der Rest von ganz alleine. Im übrigen: Gemessen an den Marktanteilen bei der PS4 und der Xbox One sind wir schon jetzt die Nummer 1.


EA hat mit EA Access gerade einen neuen Dienst gestartet. Dabei können Spieler gegen eine monatliche Abogebühr von aktuell vier Euro vier Spiele laden und erhalten zudem vor dem offiziellen Marktstart Zugang zu neuen Games. Wird EA Access künftig um zusätzliche Spiele erweitert?

Das ist das Ziel. EA Access wird nicht komplett alle Titel beinhalten, aber es werden deutlich mehr. Und wir hoffen, dass wir damit Millionen von Spieler erreichen können.


Klingt, also hätte EA Access das Zeug dazu, Ihr Geschäftsmodell zu komplett umzukrempeln?

Wir sehen EA Access eher als eine Ergänzung unseres Geschäftsmodells.


Wenn Gamer die Titel im Abo runterladen können, brauchen Sie nicht mehr ins Geschäft zu gehen. Ist der Vertriebsweg über den stationären Handel damit bald Geschichte?

Da bin ich mir nicht so sicher. Ich habe einen Comcast-Kabel-TV-Zugang, ein Netflix-Abo, ich kaufe bei iTunes Musik, und nutze kostenlose Inhalte über YouTube. Der Ansatz, Medieninhalte nur auf einem Weg zu erhalten, klingt für mich nicht sehr überzeugend.

Auf Seite 5: Wilson über das China-Geschäft und Übernahmepläne

In China war der Import von Spielekonsolen lange Zeit verboten. Anfang des Jahres hat die chinesische Regierung angekündigt, den Bann aufzuheben. Was bedeutet das für Ihr Geschäft?

China ist ein Land mit über einer Milliarde Einwohnern. Ein solcher Schritt könnte sehr weitreichende Konsequenzen haben. Daher schauen wir uns diese Entwicklung sehr genau an, und prüfen, welche Möglichkeiten sich hier für uns im Konsolenmarkt ergeben könnten.


EA dürfte nach Analystenschätzungen zum Ende des Geschäftsjahres rund drei Milliarden Dollar cash haben. Was werden Sie neben dem laufenden Aktienrückkauf-Programm damit anfangen: Zukaufen?

Es gibt in dieser Hinsicht nichts in der Pipeline. Aber unser Ansatz ist klar: Eine Übernahme müsste strategisch sinnvoll sein, uns also neue Fähigkeiten bringen oder eine Spielidee, die unser Geschäft ergänzt. Eine Übernahme muss Wachstum versprechen und sie muss finanziell und kulturell passen. Wir sind eine Player-first-Organisation, mit tollen Spielen auf der Basis von Innovation und Kreativität. Wenn etwas auftauchen sollte, was all diese Kriterien erfüllt, würden wir uns das anschauen.

Auf Seite 6: Wie BÖRSE ONLINE die Aktie einschätzt

Unter Hochdruck

Bei EA sieht‘s derzeit prima aus. Die Kosten sind im Griff, neue Spiele wie Titanfall verkaufen sich blendend. Zuletzt reichte es für eine operative Margen von 29,8 Prozent und das dürfte kaum das Ende sein. Denn EA ist für den Konsolenwechsel mit neuen Spielen kräftig in Vorleistung gegangen. Die neuen Titel kommen jetzt auf den Markt, die Kosten sind aber durch. Kaufen.